Diadem von den Sternen
beugte sich über das Feuer, rührte das Daz in dem Topf, der von der gegabelten P’yed herunterhing. Als sie ihren Kopf hob und sich von Aleytys beobachtet sah, winkte sie ihr.
Aleytys kippte auf die Knie und sprang auf. „Guten Morgen, Has’hemet.“
„Nathe'hrey, junge Aleytys.“ Khateyat legte den Löffel beiseite und drehte das bratende Fleisch in der Pfanne. „Bist du hungrig?“
„Verhungert.“ Aleytys kräuselte ihre Nase. „Nach dem Ritt über die Berge kann ich einfach nicht mehr genug bekommen.“ Ihre Linke schnellte in die Richtung der gezackten, blauen Linie, die den östlichen Horizont markierte.
Mit einem gutturalen Laut nickte Khateyat und stieß die Zinken einer langstieligen Gabel in ein Fleischstück und hob es in eine flache Schüssel. „Hier, Leyta. Das Daz ist ebenfalls fertig; schenk dir eine Tasse voll.“ Nachdem sie sich bedient hatte, häufte sie den Rest des Fleisches auf einen anderen Teller.
Aleytys nahm ihren Teller und sah sich neugierig um. „Wo sind die anderen?“
„Sie bewachen die Herde. Die anderen Sippen sind noch zu nahe. Überfälle. Morgen verlassen wir den Fluß, dann können wir uns entspannen. Glücklicherweise.“ Sie breitete ein Tuch über das restliche Fleisch und nahm ihren Teller auf.
Aleytys kaute den saftigen Bissen, schluckte und sagte aufrichtig: „Ich habe mich über etwas gewundert. Warum haßt mich Raqat dermaßen? Ich habe ihr nichts getan.“
Khateyats Lippen preßten sich zusammen. Sie stocherte in dem Fleisch auf ihrem Teller herum. „Mir scheint, dieses Tier hat sich jeden Zoll des Wegs durch den Wazael Wer gekämpft.“
Aleytys spürte ihren Widerwillen, sah ihr verschlossenes Gesicht. Sie nippte an dem Daz, ließ es durch ihre Kehle hinunterrinnen, während ihre Blicke im Lager umherwanderten. „Erzähl mir von ihm“, sagte sie plötzlich, wobei sie mit der Tasse in der Hand auf den großen, hageren Mann deutete, der – von musikalisch klirrenden Ketten gefesselt – an ihnen vorbeiging.
„Dem Sklaven?“
„Hhmm. Ich dachte, ihr tötet alle Fremden.“
Mit sichtlichem Widerwillen balancierte Khateyat ihren Teller auf dem Knie und wandte sich Aleytys zu. „Und wenn ich jetzt sagen würde: Vergiß es, Hes’Aleytys?“
Aleytys’ rechte Augenbraue schnellte hoch; sie mußte grinsen „Gut.“
Khateyat seufzte. „Für eine erwachsene Frau, die ein Kind trägt …“
Aleytys kicherte in sich hinein und schnitt sich einen weiteren Fleischbissen ab. „Wo habt ihr ihn gefunden?“
„Er gehört Raqat, Leyta. Vergiß ihn.“
„Aber Khateyat, meine Freundin, die Neugier juckt mich am meisten.“
Die ältere Frau seufzte. „Sehr gut, aber wenn deine Neugier gestillt ist, dann laß davon ab. Bitte. Er kam mit dem Feuerball. Sie ging in einem See etwa an der westlichen Seite des Wer nieder. Wir haben ihn gefangen, als er aus dem Wasser kroch.“
Aleytys musterte sie scharfsinnig. „Das ist nicht alles.“
„Er brachte das Diadem auf diese Welt.“ Khateyat sprach leise, ruhelos zuckten ihre Blicke umher. „Er hat es gestohlen. Er ist ein Dieb und ein Fremder, dem man auf keinen Fall trauen darf. Aus irgendeinem Grund verboten uns die R’nenawatalawa, ihn zu töten. Man darf ihm nicht vertrauen.“ Sie sah Aleytys an und wiederholte nachdrücklich: „Überhaupt nicht vertrauen.“
„Ich denke …“
„Was, Leyta?“
Ein Lächeln erhellte Aleytys’ Gesicht. „Ich meine, ich mag die Wilden am liebsten; mit den Gerechten hatte ich zuviel Ärger.“
„Es gibt Wilde und Wilde. Sieh zu, daß dein Kopf klar bleibt, junge Aleytys.“
„Mach dir wegen meinem Kopf keine Sorgen. Das andere Ende ist es, das unruhig ist.“ Sie kicherte und wackelte dabei mit ihrem Hinterteil auf dem Leder.
Wieder ging Stavver am Feuer vorbei; er warf einen blassen Blick auf sie herunter. Sie sah ihm nach, wie er hinter dem Herret zum Fluß hin verschwand.
„Aleytys!“ Khateyats Stimme war ernst. „Es wird mehr als fünf Monate dauern, den Wer zu überqueren. Ich weiß, daß uns die Dunklen die Last auferlegt haben, dich mit uns zu den Bergen zu nehmen, aber … Denk nach. Wenn du dich hingibst, könnte der Handel im Blut ausgetragen werden.“
Aleytys ernüchterte. „Ja, Has’hemet. Ich verstehe. Ich habe nur Spaß gemacht.“ Sie beugte sich zu der älteren Frau hinüber und berührte ihren Arm. „Wenn ich mich jetzt wie ein gedankenloses Kind benehme, dann nur, weil dies die erste Chance war, ein wenig zu … zu spielen.“
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