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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Verstandes zurück, ließ sie aus den Gucklöchern ihres Schädels hinausstarren. Entsetzt sah sie, wie sich ihre Hände senkten, sich dann ausstreckten, um direkt auf Myawo zu zeigen. Entsetzt spürte sie eine üble, ölige Kraft durch ihren sich krümmenden Körper fließen, sich schließlich in ihren Händen sammeln. Wie ein Mikhmikh im Käfig, so flitzte sie in ihrem Kopf umher, versuchte, sich in ihrem Körper wieder auszubreiten.
    Wieder zuckte das Lichttau über ihre Schultern. Für einen kurzen Moment konnte sie im neuerlichen Schmerz der Berührung ihre Arme an ihre Seiten hinunterzwingen. Unter verzweifelter Anstrengung stieß sie hervor: „Khem-sko, nicht … Bleib weg von mir … Ich kann es nicht zurückhalten … Wenn ich dich be… berührte …“
    Sein Gesang brach ab, er klammerte sich an das flackernde, zerfasernde Lichttau und starrte sie an.
    Sie taumelte im Kreis herum; auf ihren dünnen, braunen Armen zeichneten sich die vor Anstrengung verkrampften Muskeln. Noch hielt sie sie unten. Sie kam dicht an die Linie heran und riß sich wieder fort, taumelte, fiel beinahe unter der Gewalt ihres Kampfes, kam wieder näher, riß sich los … Schlurfen … schlurfen … Beine wie Stangen … Brettsteife Arme, wie Speere vorgestoßen … Eine Marionettenpuppe an Schnüren, die von einem irren Puppenspieler gezogen wurden. Wieder durchbrachen ihre vorgestreckten, gespreizten Finger, leicht nach hinten gebogen, die Linie.
    Feuer strömte wassergleich über ihren ganzen Körper. Ihr Mund klaffte in einem tonlosen Schrei auf. Sie drehte und drehte sich, mühte sich, loszukommen … Schlurfende Schritte … Schlurfende Beine wie Stangen … Vorwärts … Einen Schritt … Ein Ruck zur Seite … Vorwärts … Zoll um sengenden Zoll. Sie fühlte ihre Halssehnen sich zu Seilen verhärten.
    Langsam wich Myawo zurück, nur ein paar Zoll vor ihm schwebten die dünnen Finger mit den riesigen Nägeln und der von Arbeit rissigen Haut, das aus Feuer und Mond gedrehte Mordtau fiel aus schlaffen Händen, verschmolz mit den flüchtigen Funken.
    Sie strengte sich an, in ihren Augen war ein Betteln. Ich kann nichts dafür, jammerte sie in ihrem Kopf. Ich kann es nicht aufhalten.
    Er begann wieder zu singen, seine Hände bewegten sich in langsamen, kreisenden Mandalas, beschrieben Linien aus grünem purpurnem Feuer. Wind kam wie der Rammstoß eines tiefwinterlichen Sturms herangefegt, ergriff sie, wirbelte sie herum und herum, bis sie unsichtbare Hände nach ihrer Hüfte greifen fühlte, nach ihren Armen, ihren Beinen. Dutzende von Händen. Mit nadelspitzen Krallen, die sich tief in ihr zitterndes Fleisch senkten. Wortlose Silben heulend, die heimlich in Gestalt obszönen Geflüsters in ihr Gehirn krochen, schlugen die Winde mit diesen betäubenden Krallen nach ihr, wirbelten sie herum, rundherum. Aber die Klauen glitten ebensoleicht wieder fort, wie sie in sie eindrangen, so daß die schlagenden Hände keinen Halt fanden; weiter drehten sie sich, wirbelten, bis ihr Verstand ebenfalls kreiste, bis Tränen aus ihren schmerzenden Augen strömten.
    Durch das Heulen der Dämonenwinde und der rauhen Kehltöne, die Myawo hinausknurrte, konnte sie – lauter und lauter werdend – das liebliche Rieseln verschiedener Töne hören, die aus den Blüten des Diadems hervorsickerten.
    Eine zunehmende Enttäuschung war im Geheul des Windes zu hören, dann wurde Myawos Gesang lauter. Furchtbare, kehlkopfzerreißende Silben, nicht für menschliche Kehlen bestimmt, ertränkten das Klingen des Diadems. Müdigkeit verbreitete ihr eigenes Gift durch ihren Körper, doch die Winde wollten ihr keine Ruhe gönnen, sie wirbelten sie durch komplizierte Pirouetten.
    Der Gesang schien sich zu verhärten. Sie fühlte, wie sich eisige, körperlose Hände um ihre Arme und Beine krallten. Dieses Mal packten sie eisern zu, schleuderten sie in eine weiter werdende Spirale, die sie immer höher vom Boden wegschwang, bis die Feuer des Gesanges rote Nadelspitzen auf der schwarzen Oberfläche der Welt waren. Immer höher trugen die eisigen Hände sie, bis sie durch die Ausläufer einer Wolke wirbelte, die sie wie kalter und geruchloser Rauch umfloß.
    Die Hände lösten sich auf, und sie fiel, wirbelte kopfüber durch die Luft, Wind peitschte ihr Haar aus dem Gesicht, nach hinten, ein natürlicher Wind, der ihren Sturz zur Erde zurück begleitete. Sie lächelte, als’ sie sich daran erinnerte, wie sie sich in das Gehirn des Falken eingenistet hatte – vor

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