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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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brauchst dich nicht zu sorgen, Tochter. Er wird mein Sohn sein. Falls es nötig ist.“
    Der langsame Trommelschlag begann, in Aleytys’ Blut zu pulsieren. Ruhelos schaukelte sie von einem Fuß auf den anderen. Mit einem kleinen schmerzhaften Keuchen stieß sie das Baby in Kha-teyats ausgestreckte Hände. Mit wild glänzenden Augen tappte sie einen knappen Meter bergabwärts, dann mühte sie sich zurück. „Khatya, die Reittiere … Stavver … Halte sie alle bereit für mich … falls … Bitte …“
    Khateyat nickte und hielt das Baby liebevoll an ihre Brust geschmiegt. „Ich werde zwei Sesmatwe im Westen des Lagers bereithalten“, sagte sie eilig und bestimmt. „Stavver wird auch dasein. Mach dich los, wenn du kannst. Und, Leyta – kämpfe. Laß kein Blut fließen.“
    Aleytys stieß keuchend ihren Dank heraus und lief stolpernd, vom Pulsieren der Trommeln immer schneller angezogen, den steilen Weg hinunter.
     
    Als Aab und Zeb zum Zenit emporglitten, stand Aleytys in einem auf den Boden gezeichneten Kreis; unruhig scharrte sie über das Erdreich. Ein scharfes Klopfen auf einer Feuertrommel schlug die angespannte Stille. Aleytys fuhr auf, dann drehte sie sich – wachsam auf ihre Zehenspitzen erhoben – zu dem jugendlichen Trommler um. Myawo schritt schwer, unheilvoll in den Kreis des Feuerscheins und entriß ihr ein Kichern. Bis auf ein schmales Lendentuch war er nackt; sein Körper war von Kopf bis Fuß mit einem Schlangenmuster bemalt, die Farbe glitzerte und funkelte im Feuerschein.
    Sie wurde sofort wieder ernst, als eine Kälte über ihr Rückgrat strich, die aus jener Aura geboren war, die so impulsiv aus ihm herausdrängte, daß sie fast greifbar war. Seine kleinen Possen und Prahlereien schmolzen unter der gewaltigen Kraft, die nach ihr schlug, dahin. Trotzig starrte sie ihn an.
    Unmittelbar außerhalb der Linie, die er vor einer Stunde in den sandigen Boden gezogen hatte, hielt Myawo an. Er lächelte sie an, und der Triumph funkelte in seinen runden Augen; dann begann er, langsam um den Kreis herumzuschreiten, langsame, schwere Worte fielen wie Blutstropfen über seine Lippen, Worte, deren Klang in das Tink-tink der kleinen Trommel und darum herum pulsten. Der Schlag wurde schneller. Dementsprechend beschleunigten sich seine Schritte, gingen in einen wilden, stampfenden Tanz über, als der Khem-sko auch das letzte Quentchen Macht beschwor, das er kontrollierte, als er die dunklen, brodelnden Kräfte Mechenyats beschwor. Kreischend verfiel seine Stimme in einen zwingenden, rhythmischen Gesang. Seine Hände streckten sich vor, fingen Feuerschein- und Mondscheinfetzen, verflocht sie zu einem seidigen, glänzenden Tau. Fasziniert sah Aleytys zu; die ihr drohende Gefahr hatte sie fast vergessen.
    Das Tau hing hinter ihm, während er im Kreis herumstampfte, schwebte in langen, langsamen Wellenbewegungen in der Luft, dehnte sich immer länger aus … Rot und silbern … Feuer und Mond … Silbern und rot … Strähnen, die sich hineinwoben … Hinüber … herum … und um den Kreis herum … Sie woben einen Zaun um sie herum.
    Schmerz jagte durch ihren Kopf, ein wohlbekanntes Gewicht schloß sich um ihre Schläfen. Schaudernd tauchte sie aus ihrem Halbtraum empor. Ihre Hände versteiften sich, bogen sich zu Krallen. Als sie schwere, zögernde Arme hob, um ihren Körper zu berühren, fuhren hölzerne Finger über die anmutigen Bögen der Blüten … Ihre Taubheit machte sie warm-kühl. Ihr Hirn schmerzte. Sie wurde wieder beiseite geschoben … Wie vorher …
    Sie kämpfte. Sie vergaß Myawo, klammerte sich an ihre Finger, ihre Füße, ihren Körper, ihre Zunge. Sie kämpfte. Es war, als würde sie gegen eine Dampfwolke schlagen, mühsam, vergeblich. Dann schoß die Pein durch ihre Nervenenden, bis ihr Körper eine einzige Schmerzfläche war … Sie überquerte die Linie.
    Als sie fühlte, wie sich der Einfluß des Diadems wie eine abgetragene Schlangenhaut hoch- und wieder abschälte, keuchte sie auf. Sie öffnete ihre Augen, sah Myawo, der auf der Stelle stand und dessen Füße sich im gebrochenen Rhythmus des flackernden Springens der Flammen bewegten. Das Ende des Licht-Taues fuhr über ihre Schultern und hinterließ eine Feuerspur, die sich in ihre Haut hineinfraß. Sie stöhnte, wand sich unter dem Schmerz dieser Berührung.
    Dann schüttete das Diadem wieder eine gebündelte Kraft über sie, so schnell, daß ihr keine Zeit blieb, dagegen anzukämpfen, drängte sie in einen Winkel ihres

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