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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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diesem Augenblick hätte ich mich beinahe verraten, aber in letzter Sekunde verschluckte ich den Aufschrei in meiner Kehle. Der Preis war lächerlich, man hätte zwanzig Frauen dafür kaufen können. Er hätte diese Zigeunersippe zweimal durchgebracht.
    Azdar zögerte.
    Der Karawanenmann ließ zwei an einer Schnur aus Risman befestigte Schlüssel baumeln und bedeutungsvoll klimpern. Die Frau setzte sich auf und glättete ihr Kleid. Sie faltete die Hände wieder in ihrem Schoß und starrte an den beiden Männern vorbei in die Dunkelheit. Die silberne Laterne warf ihr Licht auf ihre Wange; es glitt tiefer, über ihre Schultern, auf die sanften Hügel ihrer Brüste. Ihre Haut war seltsam hell, milchweiß. Sie saß da, ohne ein Wort zu sagen, ohne überhaupt irgendeinen Laut von sich zu geben, und das langsame Heben und Senken ihrer Brüste war die einzige Bewegung, die sie machte.
    ,Kann sie reden?’ Einen Moment lang kühlte Azdars Händlerblut seine Lust ab. ‚Eine Stumme nützt mir nichts.’
    Der Mann trat vor und stellte sich vor die Frau. Er löste eine Sharag von seinem Gürtel. Die gezahnten Riemen ließ er vor ihrem Gesicht baumeln. ‚Sprich, Frau’, sagte er leise. ‚Sag diesem feinen Herrn deinen Namen.’
    Die Gleichgültigkeit wich aus ihrem Gesicht, und der Fieberglanz in ihren Augen verwandelte sich in rotglühenden Haß, der mir Schauer über das Rückgrat jagte. Er war ein tapferer Mann – oder ein sehr phantasieloser –, denn dieser brennende Blick schreckte ihn nicht zurück. Die Veränderung, die dieses Feuer in ihr hervorrief, war verblüffend. Plötzlich war sie statt einer Göttin aus Marmor und Kupfer ein lebensprühendes, leidenschaftliches Geschöpf. Sie war großartig. Azdars Atem kam in ächzenden, röchelnden Stößen, die Shavat ließ Schweiß auf seinem Gesicht glänzen.
    Der Karawanenmann beugte sich kaum merklich vor, das böse, schmierige Lächeln glitt wieder in sein Gesicht. ‚Sprich’, flüsterte er der Frau zu.
    ,Shareem Atennanthan di Vrithian.’ Sie spie ihm die Worte entgegen. Jede heisere Silbe ihrer dunkel gefärbten Stimme fing sich in meinen Ohren und verzauberte mich. Azdar schob sich an dem Mann vorbei. Er hob die Frau hoch und warf sie über seine Schulter. Dann drehte er sich um, sah den Mann an und streckte seine Hand nach den Schlüsseln aus., Gemacht’, sagte er heiser. ‚Holt die Sachen morgen ab. Azdars Wort.’
    Lässig schnippte der Mann die Schlüssel in Azdars Handfläche.
    ,Nehmt meine Warnung an, edler Herr. Kettet ihre Hände nicht los. Es könnte mir schwerfallen, ihren Kaufpreis von Euren Erben zu bekommen.’
    Azdar knurrte und marschierte in die Dunkelheit davon. Der Mann schlenderte zufrieden pfeifend fort. Ich begab mich in mein Zimmer und weinte um sie, durchwachte die Nacht in meinem Elend und meinem Schmerz … Es machte mich krank. Die schwarzen Schwingen der Vorahnung schwebten um meine Seele.
    Am Morgen sandte Azdar das Tuch und die Pferde.
    An diesem Morgen lag Shareem in hohem Fieber gefangen darnieder, schrie im Delirium, zitterte in Frostanfällen. Die Frauen fürchteten sich davor, sie zu pflegen, aber noch mehr fürchteten sie Azdars harte Hand. Qumri hielt er völlig von ihr fern. Er war gerade noch vernünftig genug zu wissen, daß das Weibsstück sie vergiftet hätte. Er wäre mit ihr ins Bett gestiegen, obwohl er nicht so dumm war, ihr zu vertrauen. Jetzt aber war sie für ihn erledigt. Er sah nur noch Shareem. Gerüchte geisterten durch das Haus. Sie sei eine Hexe, hieß es, und sie habe ihn verzaubert, um von den Karawanenleuten loszukommen. Obwohl ich nichts von meiner Vision gesagt hatte, folgte dem ersten ein zweites Gerücht, aus dem nagenden Haß des Sha’ir geboren, ein Gerücht, das sie mit dem Feuerball in Verbindung brachte, sie eine Dämonengeborene hieß, Teil eines Fluches, der über das Tal gesprochen sei.
    Drei Monate lang kämpfte sie gegen den Tod. Dann, zur Mitte des Hochsommers hin, öffnete sie zum ersten Mal wissende Augen und stellte fest, daß ihr Azdar in jener ersten Nacht ein Kind gemacht hatte. Sie lag in diesem Bett, kaum mehr als sprödes, rotes Haar und milchweiße Haut, die sich über vogelartige Knochen spannte, zerbrechlich wie ein ausgetrocknetes Blatt. Azdar besuchte sie täglich. Er pflegte einen Stuhl neben das Bett zu ziehen und sie – die Hände auf die Knie gestemmt – anzustarren. Und immer wieder beugte er sich vor und streichelte ihre dünnen, ausgedörrten Arme und machte sich an

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