Diadem von den Sternen
Wagen umher und sah zu, wie die Sklavinnen im Feuerschein tanzten. Ich streifte allein herum, beobachtete, war jedoch zu schüchtern, mich der Festlichkeit anzuschließen. Irgendwann bog ich um einen der Wagen. Er stand abseits, und das hatte mich neugierig werden lassen.
Auf den Stufen dieses Wohnwagens saß eine in Schwarz und Weiß gekleidete Frau. Ihr Haar war lang und glatt, nur an den Enden nach innen gelockt, und im Licht der kleinen, silbernen Laterne, die direkt über ihrem Kopf hing, glänzte es wie Avrishum-Fasern. Ich starrte und starrte, fühlte mich völlig verhext.
Sie war eine strahlende Schönheit, ihre Augen wie Grünstein, vor Fieber glänzend. Ihr Haar war von intensiverem Rot als das prasselnde Feuer, rot wie Horli. Ihre Knochen zart wie die eines Vogels, dennoch hatte sie die richtigen Rundungen. Und sie war schön … Es gibt eine Schönheit, die deine Kehle packt, die dein ganzes Ich aufwühlt, bis jeder Schlag deines Herzens zur Antwort aufschreit.
Sie saß sehr, sehr still da, sah nirgendwohin, und ihre langgliedrigen und schlanken Hände ruhten in ihrem Schoß. Langsam schob ich mich im Schatten näher, doch bevor ich den Mut hatte, sie anzusprechen, kam Azdar. Er starrte sie an, die blasse Spitze seiner Zunge glitt immer wieder über seine Lippen.
Ich kauerte mich in den Schatten eines zweiten Wohnwagens – ich glaube, es war einer der Futterwagen – und beobachtete die beiden. Vor sieben Monaten hatte ich die Pubertät übersprungen und meine Träume gefunden. Ich hatte das Haus meines Vaters verlassen, die Bande zu meinen Brüdern und Schwestern gebrochen und war gegangen, um zu Badrs Füßen zu sitzen. Es war eine einsame, schwierige Zeit für mich, und ich war schrecklich verwundbar damals. Azdar sah ihr Haar und ihren Körper und wollte sie. Ich sah etwas anderes, etwas Fremdartiges, Wildes in ihr, etwas, das mich wie mit unsichtbaren Stricken zu ihr hinzog, Stricke, die stärker waren als das Leben.
Azdar blieb vor ihr stehen. Kühl musterte sie ihn, dann senkte sich ihr Blick. Als die Laterne vom Feuer dieses prächtigen Haares geblendet wurde, sah ich sie auf Feuern zwischen den Sternen reiten, auf Feuern hinunter zur sich drehenden Oberfläche von Jaydugar reiten. Während ich noch immer unter der Gewalt dieser Vision zitterte, streckte Azdar seine große Hand aus und ergriff den Kopf der Frau.
,Wie heißt du?’ Seine Stimme war ein wildes Knurren, mehr Tier als Mensch. Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: ‚Komm mit mir. Ich zahle gut.’
Sie schien ihn kaum zu sehen, auch dann nicht, als er seine Finger in ihr wundervolles Haar grub und ihren Kopf zwang, sich ihm zuzuwenden. Noch immer lagen ihre Hände in ihrem Schoß, und ihre Blicke gingen durch ihn hindurch, als sei er überhaupt nicht vorhanden. Ich fröstelte, fror plötzlich von Kopf bis Fuß. Gefahr wirbelte um uns drei, wie Rauch, der von kommendem Regen zu Boden gedrückt wird.
Er riß sie an ihrem Haar hoch, wollte sie auf die Füße stellen. Ihre Arme kamen hoch. Ich starrte hin. Eine dünne Stahlkette war mehrmals um ihre Handgelenke gebunden und mit einem schweren Vorhängeschloß verschlossen. Ich kannte diesen Stahl. Wer war sie, daß sie angekettet worden war? Und obendrein mit einer Kette, die stark genug war, einen Tars zu fesseln? Aber Azdar war zu tief in Shavat versunken, um mehr zu tun als überrascht und frustriert zu knurren. Er zog sie von den Stufen.
Lang ausgestreckt fiel sie vor seine Füße, ihr Rock rutschte bis über die Knie noch. Ich sah, daß auch ihre Beine gefesselt waren. Azdar knurrte vor Wut.
Ein Mann trat in den von der Silberlaterne geworfenen Lichtkreis, ein kleiner, dunkler Mann mit harten, schwarzen Augen. Er hatte Muskeln wie ein Gav-Bulle, sein Mund war weich, fleischig – und klein, hart und habgierig. Er lächelte. Wenn ich Azdar gewesen wäre: ich hätte ihn allein für dieses Lächeln umgebracht. Shavat-blind ignorierte ihn Azdar und zerrte vergeblich an den Ketten.
,Der Schlüssel ist zu verkaufen, falls Ihr den Preis aufbringen könnt.’ Die Stimme des Karawanenmannes war ölig und blasiert. Azdar wirbelte herum, kam in einer einzigen flüssigen Bewegung auf die Füße. Seine Hand auf dem in seinem Gürtel steckenden Messer, funkelte er den Mann an.
,Ihr Schlüssel ist verkäuflich.’
Azdar richtete sich auf, entspannte sich. Als er sprach, war seine Stimme belegt und heiser. ‚Wieviel?’
,Zwanzig Pferde und zehn volle Ballen Avrishum.’
In
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