Diadem von den Sternen
einmal Zuneigung. Wie könnte ich auch. Ich kenne dich nicht, weiß nicht, wie du geworden bist. Mein Fehler; ich weiß, aber so bin ich nun mal. Was ich verspreche, ist: Verständnis und Hilfe. Zuerst: Verschwinde von Jaydugar. Ich werde später darauf zurückkommen.
Für den Fall, daß du es schaffst, den Planeten hinter dir zurückzulassen, gibt es andere Dinge, die du wissen mußt. Präge dir die folgenden Zahlen ein: 89-060 Duhbe-Thrall 64 Aurex Corvi 1007.47. Damit kann dich jeder Raumfahrer nach Ibex bringen.
Die Koordinaten von Vrithian kann ich dir nicht geben; der bloße Gedanke daran, daß diese Zahlen herumliegen könnten, genügt, mein Blut in Eis zu verwandeln.
Wenn du Ibex erreichst, dann suche einen Mann namens Kenton Esgard in der Hafenstadt Yastroo auf. Erzähle ihm, deine Geschichte. Überzeuge ihn. Das liegt bei dir. Wenn du das schaffst, dann wird er dafür sorgen, daß dich der nächste Vryhh, der zufällig vorbeikommt, nach Vrithian bringt. Ibex ist einer unserer Reiseknotenpunkte. Übrigens, halte das geheim, mein Liebling. Es ist eine Information, die wir nicht herumgereicht wissen wollen.
Ich wünschte, ich könnte verstehen, wovon du sprichst, Mutter, dachte Aleytys. Sie las den letzten Abschnitt noch einmal. Vielleicht wird es einen Sinn ergeben, wenn ich es tatsächlich erlebe. Sie zuckte mit den Schultern und las weiter.
Nun, wie kommst du von Jaydugar weg? Mehr oder weniger genauso wie ich – hoffe ich. Soweit ich feststellen kann, ist sämtliches intelligentes Leben auf diesem Dreckklumpen importiert. Du kannst unmöglich wissen, wie unwahrscheinlich das ist, mein Liebling – all diese verschiedenen Völker, die über die Oberfläche dieser Menschenfallen-Welt verstreut sind. Die Karawanenleute kamen, denke ich, vom Callan-Sedir. Die Nomaden von Kiraguz und Shanshan. Dein Talvolk vom Parshta-Firush, bevor der Stern Ahazh zur Nova wurde. Das Meervolk von Yill. Und dann sind da auch noch die Wüstenhunde auf dem anderen Kontinent und das wundervolle Kaleidoskop vielgestaltiger und begabter Intelligenzen in den Städten an der Ostküste. Als sei diese Welt ein riesiger Völker-Magnet. Faszinierend. Ich hoffe, ich sehe diesen Ort nie wieder. Ich bin hier auf Jaydugar abgestürzt, ohne Möglichkeit wegzukommen. Ich glaube, das hat mehr als alles andere meine Krankheit hervorgerufen. Du solltest diese Krankheit in Erinnerung bewahren, denn sie ist der Grund, warum du empfangen wurdest, mein Kind. Komisch, dieser Absturz. Ich bekam ein sehr seltsames Gefühl von dieser Welt. Fast so, als hätte sie mein Schiff vom Kurs weggelockt. Ein Gefühl, als würde Absicht dahinterstecken. Seltsam. Aber um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Vor etwa dreitausend Jahren – tausend eurer Dreifachjahre – floh ein Schiff gefährlich dicht einer explodierenden Sonne voraus. Das Buch, in dem dieser Brief geschrieben steht, ist das Logbuch dieses Schiffes, eines Händlers des Romanchi-Reiches, vollgestopft mit Flüchtlingen. Es stürzte auf diese Welt ab. Anscheinend unvermeidbar. Eine Fliegenfänger-Welt. Ein Romanchi-Frachtschiff – Glück für mich. Und für dich. Feuer, die Flut, die Abnutzung vieler Jahre – nichts vermag ihn zu zerstören. Selbst nach dieser langen Zeit müßte der Notsignal-Sender noch funktionieren.
Aleytys blinzelte. Sie las auch diese Passage ein zweites Mal und verstand doch nur wenig mehr davon. Ich habe nicht genug Informationen, um zu verstehen, dachte sie, und das war beängstigend für sie. Wenn sie die Worte nicht verstehen konnte, was dann, wenn sie bei den Taten war …? Sie schob den Gedanken beiseite und blätterte um.
Es dauerte eine Weile, bis ich diese archaische Sprache verstand meine Begabung, Kind –, doch ich schaffte es schließlich herauszufinden, wo das Schiff landete. Diese verdammte Welt. Um zu dem Schiff zu kommen muß ich mich durch die halbe Welt schlagen. Es hat den Anschein, daß die Nomadensippen dein Volk aus den westlichen Bergen vertrieben und über die Zentralebene gejagt haben. Gute tausend Meilen feindliches Gebiet!
Ich habe nicht nur das Buch gelesen, sondern auch mit den Karawanenleuten gesprochen. Also werde ich in ein paar Tagen aufbrechen, die Handelsstraße entlang, Richtung Süden, bis ich das Vadi Massarat erreiche. Dort werde ich auf Khatarnak warten, wenn die Karawanen in dieses Tal kommen. Ihnen werde ich mich anschließen, den Berg hinauf, zu einem Paß namens Tangra Suzan. Auf der westlichen Seite
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