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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zerspringen drohte. Das Blut pochte, hämmerte in ihren Schläfen. Ruhelos zuckte ihre Haut … Unsichtbare Wanzen krabbelten über ihren Körper und streiften die Haare auf ihren Armen … Ihre Finger und Zehen zuckten und zitterten … Nach einer Weile streckte sie ihre verkrampften Beine aus und seufzte.
    Langsam, stoßweise, besänftigte sich der Aufruhr in ihrem Körper zu einer bleiernen Lethargie. Sie kreuzte ihre Hände hinter ihrem Kopf und starrte zur Decke hinauf. „Ich könnte meinen Schlaf nachholen.“
    Ein Riß wand sich über eine Ecke des Deckenverputzes, ein Riß, dessen Weg sie schon hundertmal zuvor verfolgt hatte, eine angenehme Wiederholung des Verlaufs, den der Raqsidan durch das Tal nahm. Sie seufzte. „Ich werde meinen Fluß vermissen. Und Vajd …“
    Sie glitt vom Bett und hob die Matratze an. Das alte, ledergebundene Buch sah zerknautscht aus, aber ansonsten war es heil. Als sie es hochhob, puderten Einbandkrümel ihre Finger und schwebten in einer rostbraunen Wolke zu Boden. Sie ließ die Matratze fallen und rieb über den sich auflösenden Deckel, bis aller leicht zu entfernender Staub heruntergewischt war.
    Sie blätterte die Seiten um, zog ihre Nase kraus, als sie die Reste des Schimmelfleckens sah, und starrte sodann neugierig auf die blasse, braune Schrift, die kaum dunkler war als das altersverfärbte Papier; dann ließ sie sich wieder auf dem Bett nieder und streckte sich auf dem Bauch aus. Das Buch legte sie ziemlich unsicher auf ihr Kissen. Auf den letzten Seiten fand sie eine Schrift in dunklerer Tinte. Die Botschaft, dachte sie. Einen Augenblick lang sah sie hoch, war sich plötzlich eines seltsamen Gefühls der Vorahnung bewußt, das sie zögern ließ, mit dem Lesen anzufangen. Sie preßte entschlossen ihre Lippen zusammen.
     
    Aleytys –
     
    Ein guter Anfang, dachte sie. Kommt sofort zur Sache. Sie schloß die Augen und schluckte zum tausendsten Mal den bitteren Geschmack des Verzichts.
     
    Mein schönes Baby …
     
    Nicht so schön, daß du dir die Mühe gemacht hättest, mich zu behalten, dachte sie.
     
    Nun, wenigstens wirst du, wenn du dies hier liest, kein Baby mehr sein. Versuche zu verstehen, mein Liebling. Ich möchte dich bei mir haben, wirklich. Du bist das einzige Kind, das ich je geboren habe, ein Teil von mir. Aber …
     
    Aleytys knirschte mit ihren Zähnen. Wenn ich dir wirklich etwas bedeutet hätte, dachte sie, hättest du mich mitnehmen können. Dies ist für Vajd. Er braucht nicht zu denken, daß ich ihm alles glaube, was er sagt – er hat noch immer dich im Kopf, wird es immer haben. Du hast ein größeres Stück seiner selbst gewonnen, als es je eine Frau schaffen wird.
     
    Ich bin eine selbstsüchtige Frau, Aleytys. Will ich Entschuldigungen für mich abgeben, sage ich, es sei ein Wesenszug meiner Rasse, jedem Vryhh angeboren. Leider ist dies jedoch nicht nur eine Ausrede, mein Liebling. Es ist etwas, dem du dich wahrscheinlich in dir selbst wirst stellen müssen. Und es ist kein besonders schöner Wesenszug, das gebe ich zu.
    Da du dies hier liest, mußt du wissen, daß ich den Raqsidan verließ, um zu meinem Volk zurückzukehren oder, genauer: zu jener Art Leben, das ich zu führen gewohnt bin. Wäre ich so etwas wie eine Mutter, würde ich wahrscheinlich versuchen, deinetwegen zurückzukommen.
     
    Aleytys rieb mit ihrem Finger über die letzten Worte. Das bin also ich, dachte sie. Jeder will mich haben.
     
    Nun, Tochter, ich werde nicht kommen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, jemals in dieses Tal zurückzukehren. Wenn es mir gelingt, von diesem widerlichen Stück Dreck herunterzukommen, dann werde ich vergessen, daß es je existiert hat. Wir sind Wanderer, wir, die Vrya. Raumfahrer. Es ist ein stolzer Name, Kind, etwas Großes, ein Vryhh von Vrithian zu sein. Die Sterne sind unsere Leuchtfeuer, das Universum unsere Heimat. Auf einer winzigen Welt gefangen zu sein der bloße Gedanke daran läßt meine Hand zittern. Ich muß zurückkehren, Aleytys, ich habe keine Wahl. Wenn überhaupt etwas von mir in dir steckt, so müßtest du rasend sein, um aus dieser Langeweile von Tag zu Tag herauszukommen. Mit all diesen tauben Dummköpfen, die dich unterdrücken.
     
    Aleytys ließ ihre Hände neben ihrem Körper ruhen und starrte die Wand an, während sie sich an jene Vorfälle erinnerte, an jene Momente, da ihre Seele aus ihrem Körper gefahren war und sich über das Wasser ergossen hatte. Von meiner Mutter, dachte sie. Ein Teil davon …

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