Diamanten fuer die Braut
über den Preis mitzureden haben.
Die Antiquitäten, die Mrs. Deramack verkaufen wollte, befanden sich auf dem eiskalten, schlecht beleuchteten Dachboden. Und während die alte Dame am Fuße der Treppe mit ihrem Mann sprach, als wäre er tatsächlich anwesend, sah Bethany nacheinander sämtliche Kisten und Kartons durch. Schließlich musste sie sich, staubbedeckt, durchgefroren und ganz steif vor Kälte, ihre Niederlage eingestehen.
Damit die alte Dame nicht allzu enttäuscht sein würde, sagte sie ihr, dass sich zwischen ihren Schätzen zwar nichts befinde, was Feldon Antiques kaufen würde, doch dass sichereiner der ortsansässigen Antiquitätenhändler an ihren Schätzen interessiert wäre. Sie schrieb Mrs. Deramack zwei Namen auf, stieg in ihren Wagen und fuhr wieder los.
Bei einem alten Pub mit dem Namen „The Drunken Pig“ machte sie halt, wusch sich Gesicht und Hände, steckte ihr langes dunkles Haar neu auf. Dann hatte sie sich eine Kanne Tee und ein Omelett bestellt und beim Essen nach einem Blick auf die Landkarte beschlossen, statt über die Hauptstraße durch die Berge zurückzufahren.
Die Landschaft war von Anfang an beeindruckend gewesen, doch jetzt wurde sie geradezu atemberaubend: Links erhob sich drohend ein steiler felsiger Hang, während sich auf der rechten Seite ein steiler Abgrund auftat.
Viel früher als erwartet brach die Dämmerung herein, die klare Luft wurde dunstig, und Nebel begann die höchsten Gipfel einzuhüllen. Als Bethany die Scheinwerfer einschaltete, sah sie unten im Tal die Lichter eines anderen Autos aufleuchten. Dieses kleine Zeichen, dass sie nicht völlig allein war, tröstete sie. Trotzdem fragte sie sich ein wenig beunruhigt, ob es klug gewesen war, diese einsame Strecke auszusuchen – und das, obwohl sie die wunderschöne Lakeland-Landschaft über alles liebte.
Für diese Begeisterung hatte Tony Feldon, der seit dem Tod seines Vaters im Vorjahr ihr Chef und der Besitzer von Feldon Antiques war, keinerlei Verständnis. Im Gegenteil: Er machte keinen Hehl daraus, dass er es kaum erwarten konnte, endlich wieder nach London und „in die Zivilisation“ zurückzukehren.
Als sie am Vorabend auf den Parkplatz des Dundale Inn gefahren waren, hatte er schaudernd die dunklen Berge betrachtet. „Hier sind wir ja mitten im Nirgendwo! Ich hätte mich beim Buchen vergewissern sollen, dass der Gasthof in einer Stadt liegt …“
Unwillkürlich fragte Bethany sich, warum er überhaupt selbst gebucht hatte, anstatt dies wie sonst seiner MitarbeiterinAlison zu überlassen.
„Ich hoffe sehr, dass es sich lohnen wird, zwei Nächte in diesem Kaff zu verbringen.“ Tony nahm das Gepäck aus dem Kofferraum, und sie folgte ihm durch das winzige, leere Foyer zum Empfangstresen, hinter dem niemand zu sehen war.
„Du meine Güte, was für eine Absteige“, stellte er fest und betätigte gereizt die Messingglocke auf dem Tresen.
„Bei meinem Telefongespräch mit Mrs. Deramack hatte ich den Eindruck, dass sie einige wirklich wertvolle Stücke –Porzellan und Silber – besitzt“, sagte Bethany, um die Stimmung ein wenig zu heben.
„Falls das stimmen sollte, hoffe ich, dass der Alten nicht klar ist, wie wertvoll die Sachen sind. Ansonsten wird sie womöglich ein Vermögen dafür verlangen.“
„Möchtest du selbst hinfahren und die Sachen in Augenschein nehmen?“
„Nein. Ich habe auf der Karte nachgesehen. Es ist ganz schön weit bis nach Bosthwaite. Also kannst du den Wagen nehmen, und ich werde mit dem Taxi zu einem Händler hier in der Nähe fahren“, antwortete Tony. „Wenn du der Meinung bist, dass etwas aus Mrs. Deramacks Beständen für uns infrage kommt, sag lieber nicht zu viel, und leg auf keinen Fall einen Preis fest. Das Verhandeln werde ich dann selbst übernehmen.“
Dass sie keine freie Hand haben sollte, kränkte Bethany. Denn sie hatte für James Feldon, Tonys Vater, gearbeitet, seit sie mit achtzehn die Schule beendet hatte. Sie hatte den alten Mann sehr gemocht und ihm vertraut, und nichts davon konnte sie von seinem Sohn behaupten. Und seit ihr Verlobter Devlin von der Bildfläche verschwunden war, schlug Tony ständig vor, sie könnten zusammen „ein bisschen Spaß haben“. Bisher war es ihr gelungen, ihn auf Abstand zu halten. Doch wenn er nicht bald akzeptieren würde, dass sie kein Interesse hatte, wäre sie gezwungen zu kündigen.
Diese Vorstellung gefiel Bethany gar nicht, denn nach wie vor mochte sie ihren Job. Und wenn sie nicht gerade auf
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