Diamanten fuer die Braut
Geschäftsreise war, konnte sie zu Fuß von ihrer Wohnung im schicken Stadtteil Belgravia, in dem sie zusammen mit einer Freundin lebte, zur Arbeit gehen. Außerdem sparte sie sich mithilfe ihres Gehalts nicht nur ein wenig Geld zusammen, sondern hatte auch angefangen, kleine antike Gegenstände zu kaufen, um eines Tages ein eigenes Unternehmen aufzuziehen.
Tony schlug ein zweites Mal übertrieben heftig auf die kleine Klingel. „Verdammt noch mal, ist hier denn niemand?“
Einen kurzen Moment später tauchte eine ältere Frau auf. „Bitte entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten. Der Rezeptionist ist krank, und leider haben wir keine Vertretung für ihn … Sie haben ein Zimmer reserviert?“
„Ja, für zwei Übernachtungen. Auf den Namen Feldon.“
Die Frau schlug das Buchungsbuch auf. „Ja, hier ist es. Mr. und Mrs. Feldon, ein Doppelzimmer im Erdgeschoss, Nummer fünf.“
Als sie Tony den Schlüssel überreichte, sagte Bethany energisch: „Hier muss ein Missverständnis vorliegen. Ich bin nicht Mrs. Feldon und brauche ein eigenes Zimmer.“
Ein Blick auf Tonys wütendes Gesicht machte ihr klar, dass es sich keinesfalls um ein Versehen handelte. Deshalb hat er also selbst reserviert, dachte sie.
„Das tut mir leid“, entschuldigte sich die Frau. „Am Ende des Flurs gibt es noch ein Einzelzimmer, Nummer neun. Wäre Ihnen das recht?“
„Natürlich, vielen Dank.“ Bethany nahm den Schlüssel entgegen und ging in die Richtung, in die die Frau gewiesen hatte.
„Verdammt noch mal, Bethany“, beschwerte sich Tony, der ihr folgte. „Warum musstest du unbedingt auf einem eigenen Zimmer bestehen?“
Als sie sich zu ihm umdrehte, funkelten ihre grauen Augenwütend. „Ist dir eigentlich noch nie der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht nicht mit dir ins Bett gehen will?“
Tony schien ehrlich überrascht zu sein. „Warum denn nicht? Ich hätte nicht gedacht, dass du so verklemmt bist!“, erwiderte er wütend.
Als Bethany sich abwandte, sagte er etwas ruhiger: „Tut mir leid. Denk doch einfach noch mal darüber nach. Dann könnten wir in diesem Nest zumindest ein bisschen Spaß haben.“
„Zum letzten Mal, ich gehe nicht mit jedem x-beliebigen Mann ins Bett! Und wenn du nicht endlich damit aufhörst, werde ich kündigen!“
Da Tony nicht auf sie verzichten konnte, sagte er widerstrebend: „Das wird nicht nötig sein.“ Dann fügte er trotzig hinzu: „Ich verstehe nicht, warum du nicht einfach ein bisschen entspannter wirst. Deine Verlobung ist schließlich geplatzt und …“
Etwa sechs Wochen vor dem Hochzeitstermin hatte Bethany Devlin mit einer anderen Frau im Bett überrascht. Ungeachtet seiner Beteuerungen, es sei „eine spontane Sache“ gewesen und würde nie wieder vorkommen, hatte sie ihm den Verlobungsring zurückgegeben und war gegangen.
„Dass du noch immer wütend und enttäuscht bist, brauchst du doch nicht an sämtlichen anderen Männern auszulassen“, sagte Tony.
Als sie ihm nur einen kühlen Blick zuwarf, fügte er hinzu: „Wenn du nicht so prüde wärst, hätte er bestimmt gar keine andere Frau gebraucht …“
Weil seine bösartigen Bemerkungen ihr nicht die gewünschte Reaktion entlockten, hatte er sich umgedreht und war gegangen. Kurze Zeit später hatte Bethany die Tür seines Zimmers ins Schloss fallen hören.
Als sie jetzt an Tonys gehässige Worte dachte, rief sie sich auch die geplatzte Verlobung mit Devlin wieder in Erinnerung. Sie war damals zwar wirklich wütend und enttäuschtgewesen, hatte jedoch schnell festgestellt, dass sie Devlin gar nicht wirklich geliebt hatte. Vermutlich hatte sie sich vor allem wegen einer gewissen Ähnlichkeit mit Joel zu ihm hingezogen gefühlt.
Als das Lenkrad plötzlich heftig ruckte und der Wagen nach einem dumpfen Schlag vibrierte, wurde Bethany unsanft aus ihren Erinnerungen gerissen. Erschrocken riss sie das Lenkrad herum und lenkte den Wagen an den Straßenrand, weg von dem steilen Abhang.
Mit zittrigen Beinen stieg sie aus und stellte fest, dass, wie sie befürchtet hatte, einer der Vorderreifen geplatzt war. Sie musste etwas unternehmen, und zwar schnell, denn es wurde rasch dunkel, während die dichten Nebelschwaden immer tiefer von den Gipfeln herunterwaberten.
Bethany zog sich ihre Jacke über und ging zum Kofferraum, aus dem sie Wagenheber, Ersatzreifen und Kreuzschlüssel nahm. Ihr Vater hatte darauf bestanden, ihr das Reifenwechseln beizubringen, sobald sie ihr erstes Auto besessen hatte. Jetzt war
Weitere Kostenlose Bücher