Diamantrausch - Hot Ice
Seite der Tür gibt es wohl keinen Riegel?«
»Leider nein.«
Sie rührte sich nicht. »Schließen Sie die Tür, wenn Sie gehen.«
Das Bad hatte absichtlich kein Fenster. Sie konnte also nirgendwohin verschwinden. In der Wand hinter dem Handtuchhalter gab es eine gut versteckte Fluchttür. Doch das brauchte sie nicht zu wissen.
»Ich warte draußen.« Er würde hierbleiben und zusehen. Auf keinen Fall würde er sie allein lassen, nicht einmal für eine Dusche. Er wartete einen Augenblick, dann ging er über den Fliesenboden und trat in eine schmale Nische in der Wand neben dem Handtuchhalter, dann schob er die Tür mit dem Fuß zu. Er musste wissen, wie gut sie wirklich schauspielerte.
In der Sekunde, als die Tür ins Schloss fiel, sank sie in sich zusammen. »Mist. Mist. Mist«, flüsterte sie leise vor sich hin. »Das ist schlimm. Wirklich, wirklich schlimm.«
Sie stolperte durch das kleine Bad und suchte sich mit den Händen den Weg von der Wanne zur Toilette und zum Handtuchhalter.
Hunt blieb bewegungslos stehen, er atmete kaum und ließ
sie nur wenige Millimeter entfernt an sich vorbeigehen. Er war kein Voyeur. Er musste nur ganz sicher sein, dass sie nicht starb, solange er die Verantwortung für sie hatte. Wenigstens jetzt noch nicht, solange er noch Informationen von ihr brauchte.
Der Inhalt des Safes war viel zu wichtig - Teufel, er war entscheidend . Und sie war der Schlüssel. Nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde würde er sie aus den Augen lassen, bis er diese Diskette in der Hand hielt und die Daten darauf sah, um sicherzugehen, dass es auch das war, was sie erwartet hatten.
Wenn er an die unerfreuliche Reaktion seines Körpers auf sie dachte, würde er wohl lieber in dem anderen Zimmer auf sie warten. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand, während sie begann, sich zu entkleiden. Ihre Brüste waren klein und fest unter einem schwarzen Sportbüstenhalter, ihre Haut war fleckig vom Schmutz und blauen Flecken. Er betrachtete ihren schlanken Körper und erkannte alte, verblasste Narben an ihrer Seite, an beiden Knien und der linken Schulter. Doch viel mehr interessierten ihn die neueren Verletzungen. Es schien, als sei nichts gebrochen, und sie blutete auch nicht.
Allerdings hatte sie ihm ihre Blindheit auch nicht vorgespielt.
Sie streifte die Schuhe von den Füßen, die eher wie schwarze Ballettschuhe aussahen und nicht wie Sportschuhe, dann zog sie die hautenge schwarze Jeans herunter, die wirkte, als wäre sie auf ihre langen, schlanken Beine aufgemalt. Gleichzeitig schob sie auch ihre Unterhose nach unten. Beim Anblick dieser endlos langen, langen Beine, der schlanken Taille und des straffen Pos wurde Hunts Mund ganz trocken. Sie
zuckte vor Schmerz zusammen, als sie sich den Weg zur Wanne suchte, während sie gleichzeitig ihren Büstenhalter abstreifte.
Sie drehte sich um und zeigte ihm ihren langen, eleganten Rücken. Er betrachtete die braunen Streifen auf ihrer Haut. Das waren nicht nur Schmutz und Abschürfungen, sondern gebräunte, südländische Haut, die nicht weiter reichte als bis zu ihrem Hals.
Von den Brüsten abwärts war Miss »Annie Sullivan« alias Serena Carstair, alias sechzehn weitere falsche Namen so weiß wie frisch gefallener Schnee.
Sie stieß sich das Knie am Rand der Wanne und fluchte leise vor sich hin, dann biss sie die Lippen zusammen, es dauerte einige Sekunden, ehe sie sich wieder gefangen hatte, danach stieg sie in die Wanne. Vorsichtig setzte sie die Füße auf dem glatten Wannenboden auf, dann stützte sie sich mit den Händen an der Wand ab und trat unter den Wasserstrahl, mit geschlossenen Augen und nach hinten gelegtem Kopf duschte sie. Das Wasser wurde sofort pechschwarz, als die Farbe aus ihrem Haar rann.
Interessant.
Was verbarg diese tapfere kleine Diebin wohl sonst noch alles?
5
Das einzige Geräusch, das Taylor hörte, war das Rauschen des Wassers in der Wanne und das Klopfen ihres eigenen Herzens in ihren Ohren. Sie hatte keine Zeit, um auszuflippen.
Obwohl das schnelle Schlagen ihres Herzens sie davor warnte, dass so etwas passieren könnte. Sie nahm an, dass sie nur wenige Augenblicke Zeit hatte, um sich zusammenzureißen und nachzudenken, ehe er an der Tür klopfen und Fragen stellen würde.
Sie schob die Panik beiseite, die immer mehr in ihrem Inneren angewachsen war und tastete an der Wand nach der Seifenschale. Die »Tausende von Arbeitsstunden« machten ihr Sorgen. Es konnte natürlich alles
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