Diana Palmer
einfach sein Junggesellendasein und nimmt mit, was er bekommen kann. Aber ich glaube, es hat damit zu tun, dass er sich an dem Tod dieser jungen Frau schuldig fühlt, oder?“ Sie merkte, dass Grange ihre Worte mit Erstaunen aufnahm, und fügte deshalb rasch hinzu: „Vielleicht denkt er, wenn er sie nie kennengelernt hätte, wäre sie vielleicht heute noch am Leben?“
Es entstand eine längere Pause. Schließlich sagte Grange: „Aha. Das ist erstaunlich. J.B. will von Frauen nichts mehr wissen …“
„Das kann man so nicht sagen. Er hat jede Menge Freundinnen. Seine derzeitige Flamme wäre beinahe Miss Texas geworden. Aber das sind eben alles nur ganz oberflächliche Affären.“
Grange schien Tellie gar nicht richtig zuzuhören. Schweigend beendete er seine Mahlzeit. Dann brachte Barbara Tellie einen neuen Eistee und schenkte Kaffee nach. Grange bedankte sich.
„Sie sind neu in der Stadt, stimmt’s?“, fragte Barbara ihn.
„Ja“, antwortete Grange. „Ich arbeite seit einiger Zeit bei den Ballengers in der Rindermast.“
„Da haben Sie Glück. Das ist ein guter Arbeitgeber.“ Sie wandte sich an Tellie. „Wie geht es Marge?“
Etwas in der Frage ließ Tellie aufhorchen. „Gut. Warum fragst du?“
Barbara verzog das Gesicht. „Ach, nur so …“
„Komm, Barbara, heraus mit der Sprache.“ Heute ist anscheinend der Tag der Wahrheit, dachte Tellie.
„Nun ja“, begann die andere zögernd, „als Marge neulich zum Lunch hier war, ist sie mitten im Lokal umgekippt. Sie sagte, ihr sei schwindelig geworden. Ich mache mir Gedanken darüber, denn seit ich Marge kenne, hat sie noch nie Schwindelanfälle oder Schwächeanfälle gehabt. Vielleicht sollte sie sich von ihrem Doktor mal durchchecken lassen.“
Tellie stimmte ihr zu. „Ich werde sie mal darauf ansprechen.“
„Aber sag ihr bloß nicht, dass ich dir das erzählt habe. Ich kenne Marge. Sie ist da wie J.B. und kann fuchsteufelswild werden, wenn sie glaubt, man mischt sich in ihre Angelegenheiten ein.“
„Ich bekomme das schon hin, ohne dass sie etwas merkt“, versprach Tellie.
„Aber wirklich. Sonst gibt es für dich ein Jahr lang nur angebrannte Hamburger.“
„Igitt, wie grauenvoll“, protestierte Tellie lachend.
Als Barbara gegangen war, sagte Grange: „Ich wollte Sie auch bitten, nicht darüber zu sprechen, worüber wir geredet haben. Ich will hier keinen Ärger haben. Ich wollte eben bloß wissen, was aus dem alten Hammock geworden ist.“ Er trank einen Schluck Kaffee. „Außerdem tut es mir leid. Mir kommt es so vor, als hätte ich bei Ihnen etwas zerstört.“
Das konnte man wohl sagen. Grange hatte ihr tatsächlich den letzten Rest an Hoffnung genommen, die sie für sich und J.B. noch heimlich gehegt hatte. Selbstverständlich konnte Grange nichts dafür. Wer weiß, wozu es gut ist, dachte sie. Sie hatte schon immer daran geglaubt, dass Menschen sich nicht ohne Grund begegnen, und so mochte auch diese Begegnung mit Grange ihren Sinn haben. Tellie zwang sich zu einem Lächeln. „Machen Sie sich keine Gedanken. So viele Illusionen habe ich gar nicht.“
Er blickte ihr in die schönen grünen Augen. „Einer der Jungs bei uns sagte mir, Sie gehen aufs College?“, fragte er unvermittelt.
Sie nickte. „Im Herbst fange ich an, mich auf die Magisterprüfung vorzubereiten.“
„In welchem Fach?“
„Geschichte. Ich habe mich auf die Geschichte der Urbevölkerung Amerikas spezialisiert. Ich hoffe, dass ich später einen Lehrauftrag am College bekomme und da amerikanische Frühgeschichte unterrichten kann.“
„Und warum gehen Sie nicht an eine Schule und unterrichten Kinder? Das könnten Sie mit Ihrem jetzigen Abschluss doch schon?“
„Das ist, glaube ich, nicht das Richtige für mich“, antwortete Tellie. „Kindern bin ich nicht gewachsen. Das habe ich schon gemerkt, als ich zu Marge kam und ihre Mädchen noch kleiner waren. Es dauerte nicht einmal eine Woche, und Brandi und Dawn hatten mich um den Finger gewickelt. Ich kann einfach nicht Nein sagen. Ich würde bestimmt eine lausige Schullehrerin abgeben.“
Grange schmunzelte. „Die Mädchen vergöttern Sie doch bestimmt.“
Tellie nickte und musste auch lächeln. „Sie sind schon etwas sehr Besonderes, die beiden.“
Er trank seinen Kaffee aus. „Wir müssen das gelegentlich mal wiederholen, dass wir zusammen Mittagspause machen.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, ging die Tür des Cafés auf, und J.B. trat ein. Sein Blick ging suchend in die Runde,
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