Diana Palmer
bis er Tellie und gleich darauf Grange entdeckte.
Er trat an ihren Tisch und baute sich vor Grange auf. Man merkte ihm an, dass er nicht begeistert war, Grange zu treffen. „Was hast du hier in Jacobsville zu suchen?“, fragte er scharf.
Grange sah ihm ungerührt ins Gesicht. „Ich arbeite hier. Und im Augenblick verbringe ich gerade mit Tellie meine Mittagspause.“
„Du weißt ganz genau, was ich meine.“ J.B.s Stimme hatte einen drohenden Unterton.
Grange ließ sich nicht einschüchtern. Mit aufreizender Gelassenheit saß er da und fragte dann plötzlich: „Hat dir dein Vater eigentlich erzählt, was damals in Louisiana wirklich passiert ist?“
J.B. wurde blass. „Ich habe es erfahren. Allerdings nicht direkt aus seinem Mund. Er hat mir mit seinem Testament einen Brief hinterlassen, in dem es stand.“ Dann fiel sein Blick auf Tellie, die mit betroffener Miene neben Grange saß. „Du hast ihr davon erzählt, nicht?“, fragte er schroff.
Grange erhob sich. Er wirkte breiter und muskulöser als J.B., der eher die sehnige Figur eines typischen Cowboys und Reiters hatte. Einen Augenblick lang standen sie sich Auge in Auge gegenüber, und keiner wich einen Zentimeter zurück. Einige Gäste, die in der Nähe saßen, waren schon aufmerksam geworden und starrten sie an.
„Geheimnisse können manchmal viel Unheil anrichten“, erklärte Grange. „Ich war mir nicht sicher, ob du nicht auch hinter dieser Sache stecktest, die dein Vater da angezettelt hatte. Aber inzwischen weiß ich, dass du genauso ein Opfer der Ereignisse geworden bist wie ich.“
J.B.s Blick fiel auf Tellie, die blass geworden war und mit abgewandtem Blick dem Gespräch folgte. Er zügelte sich, weil er nicht sicher war, wie viel sie wusste, und nicht wollte, dass sie mehr erfuhr als nötig. „Wenn ich früher Bescheid gewusst hätte, wären die Dinge anders gelaufen“, sagte er nur.
Grange nickte. „Geht mir genauso.“ Die Spannung zwischen ihnen schien sich langsam zu legen. „Es ist eine Schande, dass sich das alles nicht mehr rückgängig machen lässt.“ Dann fügte er hinzu: „Wenn es dich beruhigt, den Job bei Ballengers hab ich nur für ein paar Monate. Und außerdem bin ich kein Klatschweib. Ich wollte nur herausfinden, was wirklich passiert ist, und das weiß ich jetzt.“ Er wandte sich an Tellie und lächelte freundlich. „Es tut mir leid, dass Sie da hineingezogen wurden. Aber mit Ihnen zum Lunch zu gehen hat mir trotzdem Spaß gemacht.“
„Mir auch“, erwiderte Tellie und errötete leicht. Grange war ohne Zweifel ein sehr attraktiver Mann.
„Vielleicht können wir das ja gelegentlich wiederholen.“
„Würde mich freuen.“
Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich von J.B. und ging dann zum Tresen, um sein Steak zu bezahlen. Unterdessen setzte sich J.B. auf den frei gewordenen Platz und sah Tellie mit einer Mischung aus Verärgerung und Sorge ins Gesicht.
„Reg dich nicht so auf, J.B. Er hat mir nichts getan. Und er hat auch keine Staatsgeheimnisse verraten.“ Sie nippte an ihrem Eistee. „Er hat sich nach deinem Vater erkundigt. Soweit ich verstanden habe, hat der vor Jahren einer Beziehung zwischen dir und einer Frau im Wege gestanden. Der Bruder dieser Frau war ein guter Freund von Grange.“ Im Stillen betete Tellie, dass J.B. nicht herausbekam, dass sie inzwischen die ganze tragische Geschichte kannte. Sie hätte nicht gewusst, wie er darauf reagieren würde.
Aber J.B. schien ihr gar nicht richtig zugehört zu haben. Er sah Grange nach, der gerade durch die Tür des Cafés verschwand.
Barbara kam zu ihnen an den Tisch, und J.B. bestellte Kaffee und Apple Pie.
Bis Barbara mit dem Kaffee und dem Kuchen zurückkam, sprachen J.B. und Tellie nicht miteinander. Tellie hatte vor Aufregung Herzklopfen. Noch nie hatte sich J.B. in dieser Weise gemeinsam mit ihr in der Öffentlichkeit gezeigt.
Barbara stellte den Becher und den Teller vor J.B. hin und bemerkte augenzwinkernd zu Tellie: „Du hast ja einen ganz schönen Männerverschleiß heute.“
Tellie lachte verlegen, brachte aber kein Wort heraus. Sie betrachtete, während J.B. seinen Kaffee trank, seine schön geformten Hände. Am linken Ringfinger trug er einen Goldring mit einem Chrysoberyll, einem glatt geschliffenen Stein, den man auch Katzenauge nennt. Am Handgelenk war eine teure Armbanduhr zu sehen. Auch sein hellgrauer Anzug und der Stetson gehörten zur obersten Preiskategorie. All das passte zu J.B. – anspruchsvoll, arrogant
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