Diana Palmer
und dabei höchst anziehend.
„Mir passt es nicht, dass du dich mit diesem Mann triffst“, sagte er schließlich.
„Was heißt treffen? Wir waren zusammen in der Mittagspause, mehr nicht“, verteidigte sich Tellie.
„Ich wette, er wollte dich aushorchen. Was wollte er von dir wissen?“
Sie wusste, dass ihr Ausflüchte jetzt nicht halfen. „Wie gesagt, er hat nach deinem Vater gefragt.“
„Und weiter?“
„Er wollte wissen, ob dein Vater noch am Leben ist. Ich habe ihm gesagt, er sei gestorben. Und das war alles.“
„Und was hat er sonst noch gesagt?“
„Nicht viel. Dass er sich im Auftrag eines guten Freundes nach dem alten Herrn erkundigt. Und dass das mit einer alten Geschichte zwischen dir und einem Mädchen zu tun hat, einer wohl eher traurigen Geschichte, wenn ich ihn recht verstanden habe. Mehr hat er darüber nicht erzählt.“ Tellie vermied es, J.B. anzusehen.
Er blieb misstrauisch. „Außer mir und Marge sollte niemand etwas davon erfahren.“
„Apropos niemand sollte etwas erfahren“, bemerkte Tellie und sah ihm wieder ins Gesicht. „Du hast Jarrett geschickt, das Geschenk für mich zu besorgen, nicht wahr? Außerdem hast du mich angelogen. Du warst keine Sekunde auf der Abschlussfeier, sondern hattest eine geschäftliche Besprechung. Hatte dein Geschäftspartner wenigstens eine hübsche Sekretärin dabei, damit es sich auch gelohnt hat?“, setzte sie hinzu. Es klang bitterer als beabsichtigt.
Seine Augen funkelten zornig. „Wer hat dir das erzählt?“
„Niemand. Ich hatte einen Kurs in übersinnlicher Wahrnehmung am College“, erwiderte sie gereizt. „Außerdem spielt das keine Rolle. Tatsache ist, dass du mich angelogen hast.“
„Ach, Tellie, hör auf damit.“ J.B. brütete eine Weile finster vor sich hin. „Wäre bloß dieser verdammte Grange hier nicht aufgetaucht“, fluchte er leise vor sich hin.
Tellie ahnte etwas. „J.B., sag mir ehrlich: Wer ist dieser Grange?“
„Grange ist der Bruder des Mädchens, das ich damals heiraten wollte.“
3. KAPITEL
J.B. hatte die einzige Frau verloren, die er jemals geliebt hatte. Und jetzt war ihr Bruder gekommen. Schmerzliche Erinnerungen tauchten wieder auf, alte Wunden wurden aufgerissen. Tellie spürte, dass hier irgendwo der Schlüssel zu J.B.s. mitunter rätselhaftem Verhalten liegen musste, besonders zu der Unnahbarkeit, die er ihr gegenüber meistens an den Tag legte. Aber sie konnte ihm auch den Schmerz nachfühlen, der ihn jetzt erfüllte. Es musste furchtbar für ihn sein.
„Was meinst du, warum er hierher gekommen ist?“, fragte sie vorsichtig.
„Was weiß ich? Vielleicht um sich zu rächen?“
„Aber an wem und wofür?“
J.B. nahm einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee und sah sie an. „Das sind wirklich alte Geschichten, Tellie. Damit brauchst du dich nicht zu belasten.“
Tellie blickte auf ihre Uhr. „Wie auch immer – ich muss zurück zur Arbeit.“ Sie stand auf.
Auch J.B. erhob sich. „Kommst du am Sonnabend zum Barbecue?“, fragte er.
Dieses kleine Fest gab J.B. schon seit Langem einmal im Jahr für seine Leute auf der Ranch. Und auch Marge, die Mädchen und Tellie waren regelmäßig dazu eingeladen. Früher hatte Tellie gern daran teilgenommen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch stand ihr nicht der Sinn danach.
„Tut mir leid“, antwortete sie. „Am Sonnabend habe ich schon etwas vor.“ Sie sah ihm an, dass er vollkommen überrascht war.
„Und was, wenn ich fragen darf?“
Tellie lächelte vielsagend. „Damit brauchst du dich nicht zu belasten. Wir sehen uns, J.B.“
Damit drehte sie sich um, ging zum Tresen und bezahlte ihr Mittagessen.
J.B. starrte ihr fassungslos nach, als sie das Café verließ.
Am Nachmittag gab es viel zu tun, und erst am Abend fand Tellie Zeit, darüber nachzudenken, was sie erfahren hatte. Sie wartete ab, bis die Mädchen ins Bett gegangen waren. Dann ging sie in die Küche, wo Marge mit ihrem Nähzeug am Tisch saß. Tellie setzte sich dazu.
„Kennst du eine Familie Grange?“, fragte sie rundheraus.
Marge blickte erstaunt von ihrer Arbeit auf. „Wie kommst darauf?“
Tellie legte die Hände gefaltet vor sich auf den Tisch und erklärte: „Bei Ballengers hat ein Mann namens Grange angefangen. Groß, braune Augen, dunkles Haar. Ich hatte euch neulich kurz von ihm erzählt. Es ist der Bruder der Frau, die J.B. einmal heiraten wollte …“
Erschrocken schlug Marge die Hand vor den Mund. „Er ist das? Das darf nicht wahr
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