Diana Palmer
ist fast jedes Wochenende bei ihm.“
Tellie stellte den Teller ab, bevor er ihr herunterfiel. Ihre Hände zitterten.
Jetzt erkannte Dawn, was sie angerichtet hatte. Sie ging zu Tellie, umarmte sie von hinten und sagte mit aufrichtigem Bedauern: „Es tut mir leid, Tellie.“
Tellie hatte sich schon wieder gefasst. „Ist schon gut. Nur weil ich so ein hoffnungsloser Fall bin, braucht ihr mich nicht in Watte zu packen. Wir kennen ja alle J.B. Er steht nun einmal auf schöne Frauen.“
„Nun ist es aber gut“, schaltete sich Marge wieder ein. „Du siehst auch gut aus. Abgesehen davon, kommt es darauf allein nicht an. Schönheit vergeht, aber ein guter Charakter und ein gutes Herz nicht.“
„Ihre Standardphrase“, kommentierte Brandi. „Aber recht hat sie schon: Du bist wunderschön, Tellie. Wegen deines Aussehens brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
„Danke, Leute. Ihr seid wirklich lieb zu mir“, sagte Tellie leise.
Sie fuhr mit dem Geschirreinräumen fort, und das Gespräch wandte sich anderen Themen zu.
Am nächsten Tag kam Grange zu Tellie ins Büro und blieb vor ihrem Schreibtisch stehen, bis sie aufsah.
„Mir wurde gesagt, dass Sie bei J.B. Hammocks Schwester Marge leben“, sagte er.
Die Bemerkung kam so überraschend, dass Tellie ihn nur verständnislos anstarrte. „Wie bitte?“, fragte sie.
Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Sie müssen wissen, dass ich nicht ganz zufällig in Jacobsville gelandet bin.“
In diesem Augenblick kam Justin aus seinem Büro und betrat den Raum. Als er Grange bei Tellie stehen sah, runzelte er missbilligend die Stirn.
Grange hatte den tadelnden Blick bemerkt und sagte rasch: „Lassen Sie uns in der Mittagspause zusammen etwas essen. Es ist wirklich keine Anmache. Ich möchte nur kurz mit Ihnen reden.“
Wenn es doch ein Versuch ist, ist er jedenfalls charmant, dachte Tellie. „Okay.“
„Ich hol Sie ab.“ Dann drehte er sich um und ging.
Justin ging auf Tellie zu und fragte: „Was gab es denn?“
„Ach, nichts. Er wollte nur mal mit mir über Marge sprechen. Deshalb haben wir uns zum Mittagessen verabredet.“
„Über Marge? Was hat das denn zu bedeuten?“
„Keine Ahnung. Aber was kann schon groß passieren? Er wird ja wohl kaum in einem vollen Fast-Food-Restaurant über mich herfallen.“
„Wahrscheinlich nicht“, meinte Justin. „Trotzdem wäre es mir lieb, wenn Sie ein wenig auf der Hut wären. Wie ich schon sagte: Der Mann ist eine unbekannte Größe.“
„Ich verspreche es“, antwortete Tellie.
„Barbara’s Café“ gehörte zu den beliebtesten Treffpunkten in Jacobsville. Hierher kamen all jene zum Lunch, die der bodenständigen texanischen Küche den Vorzug vor Pizza und Frühlingsrolle gaben. Selbst unter den Auswärtigen hatte sich das kleine Restaurant einen Namen gemacht.
Auch an diesem Tag herrschte reger Betrieb. Grange gelang es trotzdem, einen Tisch für zwei zu ergattern, und Tellie und er gaben ihre Bestellungen auf.
„Ich kenne die Hammocks seit meiner Kindheit“, begann Tellie, nachdem die Bedienung wieder gegangen war und Grange seinen Hut auf einen Stuhl gelegt hatte. „Als ich vierzehn war, haben Marge und J.B. mich bei sich aufgenommen.“
„Sind Sie und J.B. … enger befreundet?“, wollte Grange wissen.
„Nein.“ Tellie hatte nicht vor, auf diese Frage weiter einzugehen. Es war offensichtlich, dass es ihn gar nicht so sehr interessierte, was sie über Marge zu erzählen hatte.
Er musterte sie aufmerksam. „Was wissen Sie über J.B.s Vergangenheit?“
„Wie meinen Sie das?“, gab Tellie erstaunt zurück.
„Ich meine die Geschichte von der Frau, die J.B. beinahe geheiratet hätte, als er einundzwanzig war“, erläuterte er, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Tellie befiel ein eigenartiges Frösteln, das sie sich nicht erklären konnte. „Was für eine Frau?“, fragte sie mit tonloser Stimme.
Grange warf einen Blick nach rechts und links, als wollte er sich vergewissern, dass ihm niemand zuhörte. Seine kräftigen Hände umfassten den Kaffeebecher vor ihm. „Das Mädchen stammte aus armen Verhältnissen. J.B.s Vater hatte ihm damals damit gedroht, ihn ohne einen Cent vor die Tür zu setzen, wenn er sich diese Heirat nicht aus dem Kopf schlüge. Aber J.B. war nicht davon abzubringen. Er hob seine gesamten Ersparnisse von der Bank ab, entführte seine Braut bei Nacht und Nebel und fuhr mit ihr nach Louisiana, um sie dort zu heiraten. Er war ganz sicher, dass niemand
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