Dich und sehr viel Liebe
keine Vorwürfe anhören.
John Deepwater zog mehrere Ordner aus einer Schublade seines Schreibtisches und reichte Perri einen Hefter. “Können wir anfangen, Matt?”
Wortlos nahm Matt sich den anderen Ordner und setzte sich.
“Ich kann alles Wort für Wort vorlesen oder es für euch zusammenfassen. Ich mache es, wie ihr wollt”, bot John an.
“Die kurze Version bitte”, sagte Matt ungeduldig, ohne auch nur in Perris Richtung zu sehen. “Ich habe vor Sonnenuntergang noch eine Menge zu erledigen.”
Ruhig nickte Perri. Wenn Matt sie provozieren wollte, dann musste er sich schon etwas mehr anstrengen.
“In Ordnung. Ihr beide erbt den Großteil von Gannies Vermögen und seid verpflichtet, es gemeinsam zu verwalten. Das Grundstück hinter dem Haus, das bis an den Besitz der Ransoms grenzt, geht an Matt. Die Rechte an den Ölvorkommen gehören euch beiden zu gleichen Teilen.” Er lächelte leicht. “Ich schätze, dass euch allein der Schriftverkehr mit den Ölfirmen eineinhalb Jahre Arbeit beschert.”
Er holte tief Luft und fuhr fort: “Perri bekommt das Haus mitsamt dem Grundstück bis zur Straße, einschließlich des Friedhofs.” Fragend hob der Notar den Blick, als wolle er sehen, wie die beiden auf die Aufteilung reagierten. “Und ihr beide erbt gemeinsam das Grundstück am See, das für einen gemeinnützigen Zweck gedacht ist. Über die genaue Verwendung müsst ihr entscheiden. Alles Barvermögen, Wertpapiere und so weiter werden zu gleichen Teilen vererbt, abgesehen von einigen Pflichtanteilen, die im Folgenden aufgelistet sind.” Er blätterte weiter, und auch Perri und Matt überflogen die nächsten Seiten.
“Wenn ihr noch eine Kopie wünscht, dann sagt es nur”, fügte John hinzu und blickte Perri an. “Und natürlich schicke ich auch gern deinem Anwalt in New York eine Ausfertigung, wenn du es möchtest.”
Gelassen reichte sie ihm die Kopie zurück. Sicher fiel es dem guten alten John schwer, in ihr die Geschäftsfrau zu sehen und nicht die kleine Perri von früher. Aber sie kannte ihn gut genug, um zu spüren, dass das noch nicht alles war. Im Moment konnte Perri jedoch nicht darüber nachgrübeln, was das sein mochte. Allein der Gedanke, dass Gledhill jetzt aufgeteilt wurde, machte ihr zu sehr zu schaffen.
“Klingt doch gar nicht so kompliziert”, stellte Matt fest, während er die Seiten durchblätterte. “Aber du wirkst so, als gebe es noch etwas, John.”
“Na ja, eine Sache wäre da noch”, erwiderte John zögernd.
“Dann raus damit”, verlangte Matt.
“Ich kann dir versichern, John”, fügte Perri hinzu, “dass Matt und ich alles tun werden, um Gannies letzten Willen zu erfüllen.” Tadelnd sah sie Matt von der Seite an.
“Also, meine Liebe”, setzte John mit leiser Stimme an. “Sie wollte, dass du Matt Ransom heiratest. Wenn ihr das ablehnt, wird das Land an einen Interessenten verkauft, der dort Apartmenthäuser bauen will.”
2. KAPITEL
Obwohl John Deepwater weithin dafür bekannt war, dass er keine Miene verzog, wenn er es nicht wollte, merkte Matt doch, wie sehr der Anwalt sich anstrengen musste, um nicht zu lächeln.
“Hat sie irgendeinen Grund dafür genannt, warum wir unbedingt heiraten sollen?”, erkundigte sich Matt barsch, und er bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Perri bei dem Wort “heiraten” zusammenzuckte. Das konnte er gut verstehen.
“Sie sagte, sie wolle sich eurer Aufmerksamkeit sicher sein”, antwortete er so ruhig, als sei es alltäglich, dass alte Damen eine Heirat zur Bedingung dafür machten, dass sie ihre Grundstücke vererbten.
Nicht nur der Notar konnte kühle Selbstbeherrschung demonstrieren, sondern auch Matt. Nichts in seiner Miene verriet, dass er im Moment an den Kuss denken musste, den er Perri noch vor wenigen Stunden in Gledhill gegeben hatte. Selbst die absurde Forderung in Gannies Testament konnte ihn nicht von der Erinnerung abbringen, wie Perri sich in seinen Armen angefühlt hatte.
Er konnte nichts anderes tun, als still dazusitzen und sie nicht zu beachten. Doch er ärgerte sich jetzt maßlos darüber, diese Frau unterschätzt zu haben.
Andererseits war es auch falsch gewesen, Perri zu lieben. Vor zwölf Jahren hatte er ihr blind vertraut und damit gezeigt, wie schlecht er sich mit Menschen auskannte. Daran gab er Perri Stone keine Schuld mehr, denn schließlich war sie damals noch sehr jung gewesen, und Matt hatte denselben Fehler noch einmal begangen, nachdem sie ihn verlassen hatte. Heutzutage hatte er
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