Dicke Luft auf Schreckenstein
Schulkapitän zog die Schultern hoch. „Das hat niemand gefunden.“ Er ging ans Schwarze Brett zurück und machte die letzte Ansage. „Gleich nach Tisch ist Schulversammlung im Wohnzimmer.“
Mit dem silbernen Glöckchen beendete der Rex das Essen. Jetzt mußten sich die Ritter sehr zurückhalten, um keine Verdächtigungen auszusprechen.
„Bizarre Sache“, meinte Mücke.
„Heut mittag war meine Trompete noch da, und die Mädchen drüben schienen mir ziemlich vollzählig“, kombinierte Andi. „Von den Großen hat jedenfalls keine gefehlt.“
„Und unser Adelchen hat ja von Tuten und Blasen keine Ahnung“, witzelte Klaus.
„Schade. Grad war’s noch so lustig“, klagte Beni. Im Gedränge vor der Tür flüsterte der Rex den Rittern zu: „Jetzt müßt ihr sehr besonnen sein!“
„Das versuchen wir schon die ganze Zeit“, meinte Hans-Jürgen.
Die Schulversammlung ging also von den Gästen aus. Verwunderlich war das nach Pummels Übertragung nicht. Draußen wartete er, einen kleinen Recorder unter dem Arm, und mancher Ritter gab ihm einen anerkennenden Rippenstoß.
Wie gewohnt bildete die Ritterschaft im Wohnzimmer einen Halbkreis. Diesmal stand der Rex mitten unter ihnen. Das Studienquintett pflanzte sich mit ernsten Mienen vor dem Kachelofen auf. Lediglich Studienrat Huber zeigte ein leichtes Schmunzeln. Das entging den Rittern nicht.
Mücke gab sofort eine taktische Anweisung. „Wenn’s schwierig wird, an Leo halten! Weitersagen.“
„Adeles Herzibobbi ist unser Mann!“ flachste Beni.
Wie auf Stichwort klatschte der weiße Leo in die Hände. „Die jüngsten Ereignisse machen es nötig, daß wir erneut miteinander reden“, begann er. „Und zwar ein sehr ernstes Wort. Ihr wolltet uns doch von eurer Ehrlichkeit überzeugen. Statt dessen habt ihr fremde Gespräche belauscht. Läßt sich das miteinander vereinbaren?“
„Klar“, antwortete der kleine Herbert, der ihm direkt gegenüberstand. „Lauschen und lügen sind zweierlei. Wer lauscht, kann Lügen hören, aber nicht selber lügen, weil er ja nicht spricht.“
Das fing gut an! Besonders jüngere Ritter fanden die Erklärung beachtlich. Nicht jedoch der Psychobart.
„Ein aufrichtiger Mensch lauscht nicht heimlich“, erklärte er.
„Und was haben Sie gemacht während unserer Mathe-Arbeit?“ fragte das schwärzeste Schaf, nämlich Pummel.
Ritter feixten vor Freude über diesen schneidigen Gegenangriff.
„Das ist etwas anderes“, ereiferte sich die Schnittlauchsemmel. „Wir haben euch beobachtet, um festzustellen, was ihr tut, wenn ihr euch unbeobachtet fühlt.“
„Und das war ja äußerst aufschlußreich“, sprang ihr der Lockenprofessor bei.
Der jährzornige Martin bekam einen roten Kopf. „Was wollen Sie damit sagen?“ fragte er.
Sofort schwächte der Lockenprofessor mit einem Lächeln ab. „Nun, es tat sich doch einiges in der Klasse.“
„Täuschungsmanöver!“ fiel ihm die Schnittlauchsemmel mit ihrer rauhen Stimme ins Wort. „Darüber waren wir uns schon das letzte Mal einig.“
„Moment, Kollegin!“ Schießbude räusperte sich. „Ich habe inzwischen die Hefte korrigiert und kann Ihnen versichern, was an der Tafel stand, war nicht die Lösung der Aufgabe.“
Dieses schöne Beispiel von Partnerschaft zwischen Lehrern und Schülern lehnte das Studienquintett selbstverständlich ab.
Der Psychobart fuchtelte mit dem Finger, als sei ihm ein Scheibenwischer angewachsen. „Egal welcher Text da stand, lieber Kollege, Schwindel bleibt Schwindel.“
Das war hart. Niemand fand gleich eine Antwort. Aber Schweigen hätte nach Eingeständnis geklungen.
„Wir müssen sie mit ihren eigenen Waffen schlagen!“ flüsterte Mücke erregt.
„Moment“, erwiderte Musterschüler Strehlau und erhob seine Stimme. „Ihre Kollegin hat das aber viel schöner gesagt. Sie nannte das unseren neurotischen Ehrlichkeitstick!“ Die Gäste staunten.
„Nicht nur das!“ fuhr Mücke fort. „Sie fanden, daß gesunde Jungen schwindeln müssen…“
„Leider sind wir schwer krank!“ alberte Klaus.
Die Minis jaulten wie getretene Hunde, und Hans-Jürgen, der Dichter, setzte noch eins drauf: „Schwindeln sei kreativ! haben Sie behauptet.“
„Oder war das auch geschwindelt?“ fragte Andi und lachte. Locker drehte Mücke den Spieß um. „Dann wären Sie ja genau so kreativ, wie wir in Ihren Augen sind. Gratuliere! Wozu also die Aufregung?“
Ritter raunten, Schreckensteiner Lehrer grinsten, das Studienquintett wechselte
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