Dickner, Nicolas
aber mehrere Anzeichen sprechen dafür, dass sie schon einige Jahre auf dem Buckel hat: die bröckelige Körnung des Papiers, die gelbliche Verfärbung durch Oxidation, die winzigen Flecken, die durch Pilze verursacht wurden, das Verbleichen der Tinte und die Verwendung einiger veralteter Toponyme: Britisch-Honduras als Bezeichnung für Belize, zum Beispiel.
An einem der Ränder ist die Karte grob zerfleddert, als hätte man sie mit Schwung aus einem Atlas herausgerissen.
Ich schaue in Richtung Ausgang. Das Glöckchen über der Tür schwankt noch hin und her. Warum hat sich dieser Mann so schnell aus dem Staub gemacht? Wollte er irgendein unsägliches Geheimnis verbergen? Seine Worte kommen mir wieder in den Sinn: Ihr Unikum hat ein paar Federn gelassen.
Ich halte die Karte näher an das Dreiköpfige Buch, wie das letzte Teil eines Puzzles. Meine Intuition erweist sich als richtig: Der Riss passt haargenau an die Bindung! Diese Karte wurde also vor mehreren Jahren aus diesem Buch herausgerissen . . . Fassungslos betrachte ich dieses sonderbare Puzzle. Diese Entdeckung verschleiert die Frage eher, statt sie zu erhellen.
Es kann nicht alles perfekt sein.
Ich lächle, zucke die Schultern und lege, nachdem ich die Karibikkarte wieder an ihren Platz geklebt habe, das Dreiköpfige Buch in die Kiste zum Verramschen.
Lima, Januar 2001/Québec, März 2004
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