Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Gott, das sich nun entspinnt. Tatsächlich bedeutet das althochdeutsche Wort
gilouben
«sich etwas lieb machen»; «glauben» trifft den biblischen Sachverhalt gut.
Der zweite Schritt ist die Entgegennahme von Belehrung, genauer: das Erlernen einer Lehre, die mit dem Gott der Christen verbunden ist (Römer 10,9–10). Diese Lehre macht Aussagen über das vergangene und künftige Handeln Gottes und Jesu: Gott hat die Welt erschaffen; er hat Jesus von den Toten auferweckt; Jesus wird zum Gericht wiederkommen, das Gott über die Welt halten wird; im Gericht wird Jesus für seine Anhänger eintreten. All das ist Gegenstand des Glaubens im Sinne von «Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht» (Hebräer 11,1–2). Der heutige Sprachgebrauch orientiert sich vor allem an diesem zweiten Schritt, der Belehrung, so dass der Glaube im Akzeptieren der Lehre besteht. Die Schriften des Neuen Testaments setzen die Akzente anders: Die emotionale Seite des Glaubens («erster Schritt») wird höher bewertet als die intellektuelle Seite («zweiter Schritt»).
Die letzte Frage
101. Welche Bedeutung hat die Bibel heute? In der Zeit zwischen etwa 200 und 600 n. Chr., der Zeit der Kirchenväter, machte die geistige Elite der westlichen Welt das Christentum zur Buchreligion und die Bibel zum Grundbuch der abendländischen Kultur. Luthers Bibelübersetzung hat die deutsche Sprache geprägt. Bis ins 19. Jahrhundert blieben Altes und Neues Testament die Grundlage von Religion, Ethik, Erziehung, Literatur und bildender Kunst. Diese umfassende Bedeutung ist der Bibel verloren gegangen, als sich eine auf weltlichem – und nicht mehr religiösem – Wissen beruhende Kultur in der westlichen Welt durchsetzte. Doch auch in unserer säkularisierten, multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft behält die Bibel ihre Bedeutung: Für Gläubige bleibt sie die grundlegende religiöse Urkunde, für alle ist sie ein großes Dokument der Kulturgeschichte der Menschheit.
Der Kirche wie der Synagoge gilt die Bibel als Buch der Heilsgeschichte, d.h. der Geschichte Gottes mit den Menschen. Aus ihr wird im Gottesdienst vorgelesen. Über biblische Texte und Themen wird gepredigt. Der Religionsunterricht dient der Erschließung der Bibel. Die Theologie schöpft aus der Bibel als ihrer wichtigsten Quelle. In der frühen Neuzeit haben bürgerliche, nicht-theologische Leser die Bibel erobert; sie nutzen sie als Erbauungsbuch. Bis heute greifen viele Gläubige häufig oder sogar täglich zur Bibel, vor allem zu den Psalmen; ihre Lektüre stärkt den Glauben an Gott, leitet dazu an, seinen Willen zu erkennen und die Spuren göttlicher Führung im Leben wahrzunehmen. Die Bibel im Hotelzimmer will zu erbaulicher Schriftlesung auch Menschen einladen, die keine Bibel mit sich führen.
Als Dokument der Kulturgeschichte erinnert die Bibel an die «Achsenzeit» der Menschheitsgeschichte, das lange 1. Jahrtausend v. Chr., in dem das noch heute gültige philosophische, politische, religiöse und ethische Bewusstsein der Menschheit entstand, das sich in «maßgebenden Menschen» (Karl Jaspers) wie Konfuzius, Buddha, Sokrates, Israels Propheten und Jesus verkörpert. Dieses Bewusstsein spiegelt sich besonders in biblischen Schriften wie Genesis, Exodus, Hiob, Hoheslied, Psalmen, Evangelien und Johannes-Offenbarung, die in der Weltliteratur ein starkes Echo gefunden haben. Sie gehören zum Kanon literarischer Bildung. Auch in der Gegenwart kannes keine kulturelle Kompetenz ohne Bibelkenntnis geben. Das Magazin
Die Dame
fragte den Schriftsteller Bertolt Brecht 1928: «Welches Buch hat Ihnen in Ihrem Leben den stärksten Eindruck gemacht?» Darauf der keineswegs fromme Brecht: «Sie werden lachen: die Bibel.»
Die Schriften der Bibel
Die Schriften der Bibel sind nachstehend mit kurzer Inhaltsangabe aufgeführt. Die mit Sternchen (*) versehenen Bücher gelten in protestantischer Tradition als «apokryphe Schriften», die nicht zum Kern der Bibel gehören; in vielen Bibelausgaben sind sie nicht enthalten.
Altes Testament
Pentateuch
Genesis (1. Buch Mose).
Mythos und Sage. Auf den Bericht über die Erschaffung von Erde und Mensch folgen Erzählungen über die frühe Geschichte der Menschheit. Adam und Eva sündigen im Paradies und werden aus Gottes Garten verbannt; von ihnen stammen alle Menschen ab. Die Familie des Noah überlebt die alles zerstörende Sintflut. Nach dem Turmbau zu Babel werden die Menschen über die Welt
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