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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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von Gott als «Gott» (griechisch
theós
) oder als «Herr»
(kyrios).
Doch auch Jesus Christus wird «Herr»
(kyrios)
genannt. Daher muss der Bibelleser den Text immer genau ansehen, um herauszufinden, von wem die Rede ist.
    94. Was hat die griechische Prophetin von Delphi mit den biblischen Propheten zu tun? Das aus dem Griechischen entlehnte Wort Prophet bedeutet «Sprecher». In der Antike bezeichnete es den «stellvertretenden Sprecher» einer Gottheit. In dieser Rolle finden wir auch Frauen wie die delphische Pythia. Im Tempel von Delphi saß eine als Pythia bezeichnete Priesterin auf einem Dreifuß (einem hohen Hocker mit drei Beinen), hielt in der Hand einen Lorbeerzweig und eine Schale mit heiligem Wasser und nahm die ihr gestellten Fragen entgegen
(Abb. 18).
Nach kurzer Meditation gab sie die Antwort – das Orakel – des Gottes Apollon bekannt. Die Menschen strömten nach Delphi, um sich in politischen und privaten Angelegenheiten den Rat des Gottes zu holen. Einer der Titel der Pythia war «Prophetin», Sprecherin des Gottes Apollon. Wird ein Orakel zitiert, sagt keiner: «Die Pythia hat gesagt», sondern es heißt: «der delphische Gott hat verkündet».
    Als die hebräische Bibel ins Griechische übersetzt wurde, erkannten die jüdischen Gelehrten in der Priesterin von Delphi eine nahe Verwandte jener Gestalten, die in ihren Schriften als Seher, Gottesmänner oder
nebi’im
(Singular:
nabi
) bezeichnet wurden. Für das hebräische Wort
nabi
bot sich «Prophet» an, da die biblischen Propheten wie die delphische Seherin als stellvertretende Sprecher eines Gottes auftraten. Tatsächlich sind die Orakelsprüche der griechischen Prophetin manchmal in der ersten Person abgefasst: Der Gott spricht unmittelbar aus der Pythia, die Prophetin ist sein «Instrument». Das ist bei den Propheten der Bibel nicht anders. Allerdings gibt es doch einen Unterschied: Während die Pythia stets auf Anfragen antwortet, verkünden Israels Propheten ihr Gotteswort fast immer ungebeten. Israels Gott ergreift selbst die Initiative; er mischt sich ungefragt ins menschliche Leben ein – zumeist in die Politik.
    18
Befragung des Orakels von Delphi.
In sich versunken sitzt die Pythia auf dem Dreifuß, Lorbeerzweig und Wasserschale in der Hand – beides Mittel, sie mit dem Gott Apollon zu verbinden. Sie empfängt die Inspiration des Gottes, dessen Spruch sie dem Befrager kundtun wird. Vor ihr der Befrager, bärtig, bekränzt und die «Prophetin» erwartungsvoll anblickend. Schon antike Bibelübersetzer haben den griechischen Prophetentitel auf die biblischen Gottesmänner übertragen. – Rotfigurige Trinkschale des Kodrosmalers, ca. 440/30 v. Chr.; Altes Museum, Antikensammlung, Berlin.
    95. Welcher Bestandteil des Namens «Jesus Christus» lässt sich riechen? In der Tat kommt hier der Geruchssinn ins Spiel, denn der Name bedeutet: Jesus der Parfümierte. Doch der Reihe nach!
    Im 1. Jahrhundert war Jesus ein geläufiger männlicher Name; wir würden ihn als «Rufnamen» betrachten. Familiennamen in unserem Sinn gab es nicht, doch ein Rufname wurde oft mit Zusätzen versehen, denn nur so war es möglich, eine bestimmte Person unverwechselbar zu benennen. Dementsprechend sprach man von «Jesus von Nazareth» (in Nazareth, einer Stadt im Norden Palästinas, ist Jesus aufgewachsen) oder «Jesus Christus». Christus ist die griechische Wiedergabe des hebräischen Wortes «Messias» = der Gesalbte, oder genauer: der Parfümierte. Als Messias wird im Alten Testament der König bezeichnet, denn dieser wurde bei seiner Thronbesteigung mit parfümiertem Öl gesalbt – wie heute noch die Königin von England. Bei Festen haben sich in der Antike Männer wie Frauen parfümiert,doch bei der Thronbesteigung wurde, dem Anlass entsprechend, der Inthronisierte besonders hervorgehoben.
    Warum wurde Jesus der Titel Christus beigelegt? Und wer hat es getan? Nach der neutestamentlichen Erzähltradition geht der Titel auf Petrus zurück, einen der engen Schüler Jesu. Das entsprechende Wort ist in verschiedenen Varianten überliefert:
    «Du bist der Christus.» (Markus 8,29)
    «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.» (Matthäus 16,16)
    «Du bist der Christus Gottes.» (Lukas 9,20)
    «Du bist der Heilige Gottes.» (Johannes 6,68)
    Petrus legte seinem Meister den Christus-Titel bei, weil er – erstens – als Leser der Psalmen einen von Gott zum Heil Israels gesandten messianischen König erwartete und – zweitens – in den Wundern

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