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Die 39 Zeichen 05 - Die Rache der Romanows

Titel: Die 39 Zeichen 05 - Die Rache der Romanows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Carman
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wieder herab. Sie drückten den Spalt zu.
    Der Wachmann suchte den gesamten Balkon ab, auch hinter dem Vorhang, aber er fand nichts. Dan und Amy waren wie vom Erdboden verschluckt.
    »Ich nehme mal an, wir sollen den Lichtern folgen«, sagte Amy.
    Sie standen in einem langen, engen Korridor, dessen Boden mit Lichtern erhellt wurde. Die Wände und die Decke waren schwarz, und es kam ihnen vor, als würden sie über eine Sternenreihe am Nachthimmel laufen. Sie schlängelten sich zwanzig Meter durch die Finsternis, bis sie das Ende des Gangs erreichten.

    »Sieht aus wie ein Aufzug«, sagte Dan. »T2 – Tür Nummer zwei.«
    Amy nickte zustimmend. Fünf runde, rot umrandete Schaltknöpfe schimmerten an der schwarzen Wand.
    »Weißt du die Reihenfolge noch?«, fragte Amy.
    Dan trat an die Zahlenreihe und drückte einen Knopf nach dem anderen. Erst die Vier, dann die Fünf, dann die Eins, die Null und die Zwei.
    Die Türen öffneten sich überraschend schnell. Dan sprang zurück und stieß Amy versehentlich den Ellbogen in den Magen. Die gesamte Rückseite der Aufzugkabine wurde von einem riesigen Familienporträt der Kabras eingenommen. Besonders Ian stach durch seinen selbstgefälligen Blick heraus.
    »Die halten wirklich viel von sich, was?«, meinte Dan.
    »Du sagst es«, stimmte Amy zu.
    Sie sahen einander an, und Dan merkte, dass Amys Hände zitterten. Sie musste als Ältere wirklich eine Menge aushalten und immer musste sie die Vernünftige sein. Dan bekam auf einmal ein schlechtes Gewissen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    Amy lächelte tapfer. Dann stürzte der Aufzug ohne Vorwarnung in die Tiefe. Sie klammerten sich in Todesangst aneinander. Plötzlich hielt der Aufzug abrupt wieder an und die Türen öffneten sich.
    »Ich glaube langsam, hier spukt es«, sorgte sich Dan. Der Umstand, dass sie sich nun tief unter der Erde befanden,
flößte ihm Angst ein. Er hatte das Gefühl, als wäre er in einem Minenschacht eingeschlossen und die Luft würde immer knapper. »Was meinst du, wie tief unten sind wir?«
    Amy antwortete nicht. Ihre Augen waren auf einen gewaltigen gotischen Torbogen gerichtet, der sich gut fünf Meter vor ihnen wie ein Höhleneingang erhob.
    »Ich komme mir vor wie in einem Fantasy-Rollenspiel«, flüsterte Dan.
    »T3, die letzte Tür. Dan, ich glaube, wir haben ihn gefunden. Wir sind bei NRR.«
    »Wir haben noch viel mehr entdeckt. Ich glaube, wir sind hier in einer alten Festung gelandet.«
    Amy und Dan traten aus dem Aufzug heraus und blieben vor einem Tor aus Eisen und Holz stehen, auf dem eine alte Drehscheibe mit Ziffern angebracht war. Es gab da nur ein Problem. Die Zahlen waren in Kyrillisch.
    »Gib mir mal den Reiseführer«, bat Amy.
    Dan holte ihn aus dem Rucksack und reichte ihn seiner Schwester. Sie blätterte durch die Seiten und versuchte sich zu erinnern …
    »Hier! Hier steht es. Die Zahlen von eins bis zehn in Russisch.«
    Dan beugte sich über die Seiten. Der Gang war nur schwach beleuchtet, aber er konnte die seltsamen russischen Zeichen erkennen.
    »Wollen wir es wirklich riskieren?«, fragte Dan.

    Während ihrer Reise durch Russland hatte die beiden die ganze Zeit die dunkle Ahnung beschlichen, sie würden in eine Falle gelockt. Und jetzt waren sie kurz davor, ein Geheimversteck zu betreten, aus dem sie vielleicht nicht mehr entkommen würden.
    Kommt allein, wie eure Eltern . Die Worte dröhnten Amy durch den Kopf und trieben sie weiter.
    »Und wenn Mama und Papa auch hier waren?«, flüsterte sie. »Vielleicht standen sie genau hier und versuchten wie wir, das Rätsel zu lösen. Mir kommt es so vor, als würden sie nach uns rufen.«
    Dan nickte. »Genau das Gefühl habe ich auch«, erklärte er.
    »Willst du?«, fragte Amy.
    »Na klar«, erwiderte er. Er prägte sich die Liste ein und machte sich dann an die Drehscheibe.
    »Vier … fünf… eins … null … zwei.«
    Als die letzte Ziffer eingestellt war, klickte das Schloss und die alte Eisentür drehte sich ächzend in den Angeln. Dahinter erklang eine leise Frauenstimme.
    »Kommt nur herein. Ich habe euch erwartet.«

Dreizehntes Kapitel
    »Ganz schön gruselig hier«, flüsterte Dan.
    »F-f-finde ich auch«, stammelte Amy. Obwohl sie die Stimme ganz genau vernommen hatten, war niemand da, der sie erwartete. Sie hatten einen kleinen runden Raum betreten, dessen Wände und gewölbte Decke ein detailreiches Wandgemälde trugen. Es gab keine weiteren Türen – nur die eine, die sich hinter ihnen

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