Die 5 Plage
ich den Schlüssel ins Haustürschloss des dreigeschossigen blauen Reihenhauses, das ich mit zwei anderen Parteien teile, und nahm immer zwei Stufen auf einmal, als ich die Treppe zum ersten Stock hinaufging.
Sweet Martha, meine Border-Collie-Hündin, begrüßte mich an der Wohnungstür, als wäre ich ein ganzes Jahr weg gewesen. Ich wusste, dass ihre Hundesitterin sie gefüttert und ausgeführt hatte - Karens Rechnung lag auf dem Küchentisch -, aber Martha hatte mich vermisst, und ich sie auch.
»Yukis Mama liegt im Krankenhaus«, erklärte ich meinem Hundchen. Albernes Frauchen. Ich schlang die Arme um ihren Hals, und sie bedeckte mein Gesicht mit ihren feuchten Küssen, um mir dann ins Schlafzimmer zu folgen.
Am liebsten hätte ich mich gleich in mein gemütliches Bett fallen lassen und wäre sieben oder acht Stunden lang nicht mehr aufgestanden, aber stattdessen schlüpfte ich in einen zerknitterten Jogginganzug und ging mit meiner vierbeinigen Freundin laufen, während der schimmernde Morgennebel noch über der Bucht hing.
Um Punkt acht Uhr saß ich an meinem Schreibtisch und sah durch die Glaswände meines Kabuffs zu, wie die Frühschicht allmählich im Kommandoraum eintrudelte.
Der Aktenstapel auf meinem Schreibtisch war noch gewachsen, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, und das rote Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte aggressiv. Ich wollte mich gerade den diversen Störfaktoren widmen, als ein Schatten auf meinen Schreibtisch und den noch ungeöffneten Kaffeebecher vor mir fiel.
Ein kräftiger Mann mit schütterem Haar stand in der Tür. Ich kannte seine zerknautschte Boxervisage fast so gut wie meine eigene.
Mein Expartner hatte das leicht ramponierte Aussehen eines Polizeibeamten im höheren Dienst, der die Fünfziger-Klippe schon umschifft hat. Inspector Warren Jacobis spärliche Haarpracht war schon fast ganz weiß, und seine tief liegenden Augen unter den schweren Lidern blickten härter, seit er sich damals in der Larkin Street diese zwei Kugeln eingefangen hatte.
»Du siehst aus, als hättest du auf einer Parkbank übernachtet, Boxer.«
»Danke für das Kompliment, Partner.«
»Ich hoffe, du hast dich gut amüsiert.«
»Königlich. Was steht an, Jacobi?«
»Leichenfund, ist vor zwanzig Minuten reingekommen«, sagte er. »Weiblich, war mal sehr attraktiv, wie ich höre. Wurde im Parkhaus an der Opera Plaza in einem Cadillac tot aufgefunden.«
8
Das Opera-Plaza-Parkhaus ist ein weitläufiges Labyrinth, direkt neben einem riesigen Multifunktionsgebäude mit Kinos, Büros und Läden inmitten eines dicht bebauten Geschäftsviertels.
Jetzt, an einem Werktagmorgen, steuerte Jacobi unseren Wagen vorsichtig über den Seitenstreifen, vorbei an einer Reihe von Einsatzwagen, die mit Bedacht so geparkt waren, dass sie die Einfahrt von der Golden Gate Avenue blockierten.
Kein Auto fuhr heraus oder hinein, und eine wuselnde Menge von Schaulustigen hatte sich bereits versammelt. Bei ihrem Anblick brummte Jacobi: »Die braven Bürger zerreißen sich schon die Mäuler. Die wissen immer gleich Bescheid, wenn irgendwo was Aufregendes passiert ist.«
Als wir uns einen Weg durch die Menge bahnten, wurden wir von allen Seiten bestürmt. »Sind Sie hier zuständig?«, riefen schrille Stimmen. »He, ich muss zu meinem Wagen! Ich hab in fünf Minuten’nen Termin!«
Ich schlüpfte unter dem Absperrband durch und baute mich mit meinen ganzen eins achtundsiebzig Körpergröße mitten in der Auffahrt auf. Dann nannte ich meinen Namen und bat alle Anwesenden um Entschuldigung für eventuelle Unannehmlichkeiten.
»Bitte haben Sie Verständnis. Es tut mir leid, aber dieses Parkhaus ist als Tatort eines Verbrechens vorübergehend gesperrt. Ich hoffe ebenso sehr wie Sie, dass wir das Feld bald wieder räumen können. Wir werden unser Bestes tun.«
Nachdem ich ein paar Fragen abgeblockt hatte, auf die es keine Antworten gab, hörte ich hinter mir Schritte, und jemand rief meinen Namen. Ich drehte mich um und sah Jacobis neuen Partner, Inspector Rich Conklin, die Auffahrt herunterkommen, um uns zu begrüßen.
Ich hatte Conklin von Anfang an gemocht, als ich ihn vor ein paar Jahren kennengelernt hatte. Damals war er noch ein einfacher Streifenbeamter gewesen, aber schon genauso clever und hartnäckig wie heute. Durch seine Tapferkeit im Dienst und eine beeindruckende Latte von Verhaftungen hatte er sich vor Kurzem im zarten Alter von neunundzwanzig Jahren die Beförderung zur Mordkommission verdient.
Conklin
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