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Die 500 (German Edition)

Die 500 (German Edition)

Titel: Die 500 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quirk
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den ersten Blick siebzehn schwerwiegende Mängel an Crenshaws Methode der Schuldeintreibung auffielen. Aber Crenshaw war skrupellos wie eine Bettwanze, und ich hatte schon genug daran zu knabbern gehabt, meine Studiengebühren aufzutreiben, wie sollte ich da auch noch Crenshaw in die Pleite klagen. Aber der Tag würde kommen.
    Mit den Eltern sterben eigentlich auch ihre Schulden, die aus dem Nachlass getilgt werden. Nicht so bei mir. Die dreiundachtzig Riesen waren der Restbetrag für die Magenkrebsbehandlung meiner Mutter. Sie war jetzt tot. Und wenn ich jemandem einen Rat geben dürfte, dann den: Wenn deine Mutter im Sterben liegt, bezahle niemals ihre Rechnungen von deinem eigenen Konto.
    Weil nämlich irgendwelche widerwärtigen Gläubiger, Leute wie Crenshaw, das als Vorwand nehmen, dir nach ihrem Tod auf die Pelle zu rücken. Du hast die Schulden stillschweiged übernommen, werden sie sagen. Genau genommen ist das nicht legal. Aber das ist eben keine Sache, um die du dich groß kümmerst, wenn du sechzehn bist, die Rechnungen des Radiologen ins Haus flattern und du deine Mutter mit Überstunden bei Milwaukee Frozen Custard am Leben erhalten willst, während dein Vater vierundzwanzig Jahre im Allenwood Federal Correctional Complex absitzt.
    Ich hatte zu oft solche Scheiße am Hals gehabt, als dass ich meine Zeit damit verschwendet hätte, mich darüber zu ärgern. Ich tat das, was ich immer tat. Je mehr Ärger aus der Vergangenheit mich nach unten ziehen wollte, desto mehr schuftete ich mir den Arsch ab, um den Kopf oben zu behalten. Das hieß, eine Mauer um das kleine Desaster hochzuziehen, das hieß, mich vor Kursbeginn durch so viel Arbeit wie möglich durchzuackern, damit ich in Davies’ Seminar nicht dastand wie ein Volltrottel. Ich trug den Stapel Lektüre hinaus auf den Gehweg, stellte den Fernsehsessel auf, machte es mir bequem und vertiefte mich, während der Verkehr an mir vorbeirauschte, in irgendeinen Essay von Churchill.
    Aber als ich schließlich in Harvard ankam, klappte ich zusammen. Die Post-Fick-Energie, die einen nach durchgemachter Nacht bis in den Morgen rettete, war genauso verpufft wie der Enthusiasmus-Kick, den mir der Gedanke verschafft hatte, Crenshaw mit einer Sammelklage an die Wand zu nageln. Um zum Seminarraum zu gelangen, musste ich meinen Studentenausweis am Eingang zur Langdell Hall durch einen Schlitz ziehen. Ich stellte mich hinter den anderen Studenten an, die ihre Karte durchzogen, die Drehsperre passierten und weiterhasteten. Aber bei mir leuchtete die LED-Anzeige rot auf, nicht grün. Die regungslose Metallschranke drückte mir gegen die Knie, während mein Oberkörper in einer dieser qualvoll langsamen Bewegungen weiter vornüber kippte. Man ist sich dessen vollkommen bewusst und kann doch nichts dagegen machen, bis Sekunden später, die einem wie zehn Minuten vorkommen, der Kopf auf die dünne Schicht Teppichboden über dem Zement knallt.
    Die schnuckelige Studentin am Informationsschalter war so freundlich, mir mitzuteilen, dass ich doch mal in der Universitätsverwaltung nachfragen sollte, ob ich alle meine Gebühren bezahlt hätte. Dann sprühte sie sich ein Wölkchen Desinfektionsmittel in die Hände. Crenshaw musste sich hinter mein Bankkonto geklemmt und irgendetwas an der Überweisung meiner Studiengebühren gedreht haben. Harvard achtete genauso penibel auf Bezahlung wie Crenshaw. Ich ging zur Rückseite des Gebäudes und schlüpfte, als ein Angestellter der Poststelle auf eine Zigarette nach draußen ging, durch die Hintertür hinein.
    Im Seminarraum war meine derangierte Verfassung offenbar nicht zu übersehen. Ich hatte den Eindruck, als schaute Davies mir mitten ins Gesicht. Dann spürte ich es kommen. Ich kämpfte mit jedem Muskel meines Körpers dagegen an, aber manchmal ist man einfach machtlos. Ich musste gähnen. Und wie. Ein Löwengähnen. Keine Chance, das hinter meiner Hand zu verbergen.
    Davies fixierte mich mit einem in weiß Gott wie vielen Duellen geschärften Dolchblick – mit dem er früher Gewerkschaftsbosse und KGB-Agenten in die Knie gezwungen hatte.
    »Langweilen wir Sie, Mister Ford?«, fragte er.
    »Nein, Sir.« Ein grässlich schwereloses Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. »Entschuldigung.«
    »Dann lassen Sie uns doch an Ihren Gedanken über das Attentat teilhaben.«
    Die anderen versuchten ihr Entzücken zu verbergen: ein Ehrgeizling weniger, den sie hinter sich lassen mussten. Insbesondere folgende Gedanken lenkten mich ab:

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