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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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die Kidnapper seine Leiche irgendwo vergraben und dann Hals über Kopf das Weite gesucht hatten. Die Bürger der Stadt San Francisco trauerten gemeinsam mit seinen berühmten und allseits beliebten Eltern um Michael, und obwohl die Öffentlichkeit ihn nie vergessen würde, war sein Leben für sie bereits abgeschlossen.
    Jetzt, durch Jacobis Anruf, keimte in mir die Hoffnung, dass dieses schaurige Rätsel auf die eine oder andere Weise gelöst werden konnte.

    »Ist Michaels Leiche gefunden worden?«, wollte ich wissen.
    »Nein, aber wir haben einen vertrauenswürdigen Hinweis bekommen. Endlich.«
    Ich presste mir das Handy mit voller Kraft ans Ohr. Sämtliche Geistergeschichten und der erste Jahresausflug des Women’s Murder Club waren vergessen.
    Jacobi sagte: »Falls du den Fall haben willst, Boxer, dann komm zu mir ins Justiz...«
    »Ich bin in einer Stunde da.«

3
    Ich schaffte die einstündige Fahrt ins Justizgebäude, in dem auch das Polizeipräsidium untergebracht ist, in fünfundvierzig Minuten, lief die Treppe hinauf in den zweiten Stock und betrat auf der Suche nach Jacobi den Bereitschaftsraum.
    An der Decke des zwölf mal zwölf Meter großen, offenen Raums flackerten Neonröhren und verliehen den Beamten der Nachtschicht, ein Aussehen, als seien sie frisch dem Grab entstiegen. Ein paar der älteren zogen die Augenbrauen hoch und sagten: »Alles klar, Sarge?«, während ich mich Jacobis verglastem Eckbüro mit freiem Blick auf die Auffahrtrampe zum Freeway 280 näherte.
    Mein Partner, Richard Conklin, war auch schon da: dreißig Jahre alt, einen Meter siebenundachtzig groß, ein schnuckeliger, breitschultriger US-Amerikaner vom Scheitel bis zur Sohle. Eines seiner langen Beine lag auf dem Rand der Müllkippe, die eigentlich Jacobis Schreibtisch war.
    Ich zog mir den anderen Stuhl heran, stieß mit dem Knie dagegen, fluchte laut und überzeugend, und Jacobi kicherte: »Sehr damenhaft, Boxer.« Ich setzte mich und dachte, dass dieses Büro einmal ein funktionstüchtiger Arbeitsplatz gewesen war, damals, als es noch mir gehört hatte. Ich setzte meine Baseballmütze ab und schüttelte meine Haare aus. Dabei hoffte ich inständig, dass die beiden keine Tequila-Fahne riechen konnten.
    »Was haben wir für eine Spur?«, sagte ich ohne Vorspiel.
    »Einen Hinweis«, erwiderte Jacobi. »Von einem anonymen Anrufer mit einem Prepaid-Handy, das sich selbstverständlich nicht zurückverfolgen lässt. Der Anrufer behauptet, er hätte
den jungen Campion in der Nacht, in der er verschwunden ist, in ein Haus am Russian Hill gehen sehen. In diesem Haus wohnt eine Prostituierte.«
    Als Jacobi ein paar Sachen auf seinem Schreibtisch beiseiteschob, um die Strafakte der Prostituierten aufzuklappen, musste ich daran denken, welches Leben Michael Campion zum Zeitpunkt seines Verschwindens geführt hatte.
    Ein Leben ohne Dates, ohne Partys, ohne Sport. Sein Alltag hatte ausschließlich darin bestanden, tagtäglich in die exklusive Newkirk Preparatory School und wieder zurück chauffiert zu werden. Also klang es wirklich nicht allzu verrückt, dass er bei einer Prostituierten gewesen war. Wahrscheinlich hatte er seinem Fahrer ein hübsches Trinkgeld gegeben und war für ein, zwei Stunden seinem plüschig-weichen Gefängnis aus Elternliebe entronnen.
    Aber was war danach geschehen?
    Was war Michael zugestoßen?
    »Warum ist dieser Hinweis glaubwürdig?«, sagte ich zu Jacobi.
    »Der Anrufer hat ein Kleidungsstück von Michael beschrieben, eine ganz bestimmte aquamarinblaue Skijacke mit einem roten Streifen am Ärmel. Michael hatte sie zu Weihnachten bekommen, und sie ist in der Presse kein einziges Mal erwähnt worden.«
    »Und warum hat der Tippgeber drei Monate lang gewartet?«, wollte ich von Jacobi wissen.
    »Ich kann dir auch nur das sagen, was er zu mir gesagt hat. Angeblich hat er das Haus der Prostituierten gerade verlassen, als Michael angekommen ist. Und dass er bis jetzt geschwiegen hat, weil er Frau und Kinder hat. Dass er nicht in das ganze Theater mit hineingezogen werden wollte, aber dass sein Gewissen ihm keine Ruhe lässt. Hat ihn wohl lange genug gepiesackt, schätze ich.«

    »Russian Hill ist aber eine gute Gegend für eine Professionelle«, sagte Conklin.
    Da hatte er Recht. Vielleicht eine Mischung aus French Quarter und South Beach. Und dazu noch in unmittelbarer Nähe zur Newkirk School. Ich holte ein Notizbuch aus meiner Handtasche.
    »Wie heißt die Frau?«
    »Ihr Geburtsname lautet Myrtle Bays«, sagte

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