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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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brave Soldat Schwejk.

    Im Militärspital verlangten zwei Menschen nach der Letzten Ölung. Ein alter Major und ein Bankdisponent, ein Reserveoffizier. Beide hatten in den Karpaten eine Kugel in den Bauch bekommen und lagen nebeneinander. Der Reserveoffizier hielt es für seine Pflicht, sich mit den Sterbesakramenten versehen zu lassen, weil sein Vorgesetzter nach der Letzten Ölung verlangte. Sich nicht auch versehen zu lassen, hielt er für eine Subordinationsverletzung. Der fromme Major tat es aus Klugheit, denn er glaubte, ein Gebet könne einen Kranken gesund machen. In der Nacht vor der Letzten Ölung starben jedoch beide, und als sich am Morgen der Feldkurat mit Schwejk einstellte, lagen sie mit schwarz verfärbten Gesichtern unter einem Leinentuch wie alle, die an Erstickung sterben.
    »So viel Müh hamr uns gegeben, Herr Feldkurat, und jetzt ham sies uns verdorben«, ärgerte sich Schwejk, als man ihnen in der Kanzlei meldete, daß die beiden ihrer nicht mehr bedurften.
    |163| Und es war wahr, sie hatten sich Mühe gegeben. Sie waren in einer Droschke gefahren, Schwejk hatte geläutet, und der Feldkurat hatte das Fläschchen mit dem Öl in eine Serviette gewickelt in der Hand gehalten und mit ernsthaftem Gesicht die Vorübergehenden, die den Hut zogen, gesegnet.
    Es waren ihrer freilich nicht viele, obwohl Schwejk bemüht war, mit seinem Glöckchen einen ungeheuren Lärm zu machen.
    Der Droschke liefen ein paar unschuldige Knaben nach, von denen einer hinten aufsaß, worauf seine Gefährten unisono anhuben: »Dem Wagen nach, dem Wagen nach.«
    Und Schwejk läutete dazwischen, der Droschkenkutscher schlug mit der Peitsche nach rückwärts, in der Wassergasse holte eine Hausmeisterin, Mitglied der Marienkongregation, die Droschke laufend ein, ließ sich im Fahren segnen, bekreuzigte sich, spuckte hierauf aus: »Sie fahren mit dem Herrgott wie von Teufeln gejagt! Schwindsucht kann man kriegen!« und kehrte atemlos zu ihrem früheren Platz zurück.
    Am meisten beunruhigte die Stimme des Glöckchens den Droschkengaul, den es offenbar an etwas aus vergangenen Jahren erinnerte, denn er blickte unaufhörlich nach hinten und machte von Zeit zu Zeit den Versuch, auf dem Pflaster zu tanzen.
    Das war also die Mühe, von der Schwejk gesprochen hatte. Der Feldkurat ging inzwischen in die Kanzlei, um die finanzielle Seite der Letzten Ölung zu erledigen und rechnete dem Rechnungsfeldwebel aus, daß das Militär-Ärar ihm an hundertfünfzig Kronen für das geweihte Öl und den Weg schulde. Dann folgte ein Streit zwischen dem Spitalskommandanten und dem Feldkuraten, wobei der Feldkurat mehrmals mit der Faust auf den Tisch schlug und erklärte: »Glauben Sie nur ja nicht, Herr Hauptmann, daß die Letzte Ölung umsonst ist. Wenn ein Offizier von den Dragonern zu den Pferden ins Gestüt kommandiert wird, so zahlt man ihm auch Diäten. Ich bedaure wirklich, daß die beiden die Letzte Ölung nicht erlebt haben. Er wäre um fünfzig Kronen teurer.«
    Schwejk wartete inzwischen unten in der Wachstube mit |164| dem Fläschchen heiligen Öls, das bei den Soldaten aufrichtiges Interesse erregte.
    Jemand meinte, daß sich mit diesem Öl sehr gut Gewehre und Bajonette reinigen ließen.
    Ein junger Soldat aus dem Böhmisch-Mährischen Hochland, der noch an Gott glaubte, bat, man möge nicht über solche Dinge sprechen und die heiligen Geheimnisse nicht in die Debatte ziehen. Wir müssen christlich hoffen.
    Ein alter Reservist blickte den Grünschnabel an und sagte: »Hübsches Hoffen, daß dir ein Schrapnell den Kopf abreißt. Man hat uns was aufgebunden. Einmal is irgendein klerikaler Abgeordneter zu uns gekommen und hat von Gottes Frieden gesprochen, der sich über die Erde wölbt, und wie Gott sich keinen Krieg wünscht und will, daß wir alle in Frieden leben und uns vertragen wie Brüder. Und schaut euch ihn an, den Ochsen, seit der Krieg ausgebrochen is, betet man in allen Kirchen für den Sieg der Waffen, und vom lieben Gott spricht man wie von einem Generalstabschef, der diesen Krieg lenkt und dirigiert. Hier aus dem Militärspital hab ich schon hübsch viel Begräbnisse herausfahren gesehn, und abgeschnittene Beine und Arme führt man von hier in Wagenladungen fort.«
    »Und die Soldaten werden nackt begraben«, sagte ein anderer Soldat, »und ihre Montur zieht man wieder einem andern lebenden an, und so gehts fort.«
    »Solang wirs nicht gewinnen«, bemerkte Schwejk.
    »So ein Pfeifendeckel will was gewinnen«, ließ sich aus

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