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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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der Ecke ein Korporal vernehmen. »An die Front mit euch, in die Schützengräben, und vorwärts mit aufgepflanztem Bajonett über die Drahtverhaue, Minen und Feuerwerfer. Sich im Hinterland herumwälzen, das trifft jeder, und keiner hat Lust zu falln.«
    »Ich glaub auch, daß es sehr schön is, sich von einem Bajonett durchbohren zu lassen«, sagte Schwejk, »und es is auch nicht schlecht, eine Kugel in den Bauch zu kriegen, und noch besser is, wenn einen eine Granate zerreißt und man sieht, daß die eigenen Beine samtn Bauch etwas weit von einem entfernt sind. Es wird einem so komisch zumut, daß man früher darüber stirbt, bevors einem jemand erklären kann.«
    |165| Der junge Soldat seufzte aufrichtig. Ihn dauerte sein junges Leben und daß er in einem so dummen Jahrhundert geboren worden war, um abgeschlachtet zu werden wie eine Kuh auf der Schlachtbank. Warum war denn das alles?
    Ein Soldat, Lehrer von Beruf, bemerkte, als lese er Gedanken: »Manche Gelehrten erklären den Krieg als eine Folgeerscheinung der Sonnenflecke. Sobald so ein Fleck entsteht, kommt immer etwas Fürchterliches. Die Eroberung Karthagos …
    »Lassen Sie sich Ihre Gelehrsamkeit«, unterbrach ihn der Korporal, »und gehn Sie lieber das Zimmer kehren, heut sind Sie an der Reihe. Was gehn uns Ihre dummen Flecke auf der Sonne an. Meinetwegen können zwanzig dort sein, ich kauf mir nichts dafür.«
    »Diese Flecke auf der Sonne ham wirklich eine große Bedeutung«, mischte sich Schwejk ein, »einmal hat sich so ein Fleck gezeigt, und noch am selben Tag hab ich bei ›Banzet‹ in Nusle Dresch bekommen. Seit der Zeit hab ich immer, wenn ich ausgegangen bin, in der Zeitung gesucht, ob sich nicht wieder ein Fleck gezeigt hat. Und wie er sich gezeigt hat, lebwohl Marie, bin ich nirgends hingegangen, und nur so hab ichs überlebt. Wie damals der Vulkan Mont Pelé die ganze Insel Martinique vernichtet hat, hat ein Professor in der ›Národní Politika‹ geschrieben, daß er die Leser schon längst auf einen großen Fleck auf der Sonne aufmerksam gemacht hat. Und die ›Národní Politika‹ is halt nicht rechtzeitig auf dieser Insel angekommen, und so habens die Leute auf der Insel davongetragen.«
    Inzwischen traf der Feldkurat oben in der Kanzlei mit einer Dame von der »Vereinigung für adelige Damen zur Pflege der religiösen Erziehung von Soldaten« zusammen, einer alten, widerwärtigen Sirene, die bereits vom frühen Morgen an im Spital herumging und überall Heiligenbilder verteilte, die die verwundeten und kranken Soldaten in die Spucknäpfe warfen. Mit ihrem dummen Gequatsche, sie möchten aufrichtig ihre Sünden bereuen und sich wahrhaft bessern, damit der liebe Gott ihnen nach dem Tode ewigen Frieden gebe, brachte sie bei ihrem Rundgang alle in Erregung.
    Sie war blaß, als sie mit dem Feldkuraten darüber sprach, |166| wie der Krieg, statt zu veredeln, aus den Soldaten Tiere mache. Unten hätten die Maroden die Zunge auf sie herausgesteckt und ihr gesagt, sie sei eine Vogelscheuche und eine himmlische Ziege. »Das ist wirklich schrecklich, Herr Feldkurat, das Volk ist verdorben.«
    Und sie erzählte eifrig, wie sie sich die religiöse Erziehung des Soldaten vorstelle. Nur wenn der Soldat an Gott glaube und religiöses Gefühl besitze, kämpfe er tapfer für seinen Kaiser, dann fürchte er nicht den Tod, weil er wisse, daß das Paradies seiner harre.
    Die Schwätzerin sagte noch manche ähnliche Dummheit, und man merkte, daß sie entschlossen war, den Feldkuraten nicht lockerzulassen, bis sich dieser höchst ungalant empfahl. »Wir fahren nach Hause, Schwejk!« rief er in die Wachstube. Auf dem Heimweg legten sie keine Ehre ein.
    »Nächstens soll versehen fahren, wer will«, sagte der Feldkurat, »da soll man sich wegen der Seele, die man erlösen will, mit ihnen ums Geld herumschlagen. Die Rechnungsoffiziere sind eine Bagage.«
    Als er in Schwejks Händen das Fläschchen mit dem »ge weihten « Öl erblickte, verfinsterte sich sein Gesicht: »Die beste Lösung ist, Schwejk, wenn Sie mir und sich mit diesem Öl die Stiefel schmieren werden.«
    »Ich wer versuchen, auch das Schloß damit zu öln«, fügte Schwejk hinzu, »es knarrt schrecklich, wenn Sie in der Nacht nach Haus kommen.«
    So endete die Letzte Ölung, zu der es nicht gekommen war.

14
Schwejk als Offiziersdiener bei Oberleutnant Lukasch
    I

    Schwejks Glück sollte nicht lange währen. Das unerbittliche Schicksal zerriß das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihm

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