Die Abenteuer des Röde Orm
und er schnappte nach Luft und schrie: solche Gaukler seien ihm noch nie vor Augen gekommen! Da spitzten wir die Ohren und wurden nachdenklich und flüsterten einander heimlich zu; denn wenn er noch nie solche Gaukler wie uns beide gesehen hatte, so hatten auch wir noch nie über unsere allereinfachsten Künste so lachen gehört. Wir kamen nun mit kräftigeren Witzen und schwierigeren Kunststücken, und der König gluckste vor Lachen wie junge Elstern im Nest, wenn die Maisonne durch nassen Nebel bricht. Da wurden wir immer kühner und setzten mit unseren seltsamsten Gaukeleien und mit allbezwingenden Späßen ein, wie sie den Bauch wackeln machen und den Kiefer sogar dem verrenken, den Trauer niederdrückt oder Krankheit quält. Und nun schwoll König Collas Lachen, bis es klang wie der Schall der neunten Welle an der Küste von Donegal, wenn die Springflut naht; ihm platzte das Eingeweide, er ward schwarz im Gesicht, fiel von seinem Stuhl und blieb liegen. Und Feriad und ich schauten einander an und nickten uns zu; wir dachten an König Domnal, unseren Herrn, und daß wir nun soviel, als bei uns stand, für ihn getan hatten. Die Königin schrie in Ängsten auf, und während alle im Saal herbeiliefen, schlüpften wir zur Türe; aber noch bevor wir das Freie erreicht hatten, rief man: der König sei tot. Da warteten wir nicht erst, um noch mehr zu hören, sondern machten uns davon und flohen nordwärts über die Heide, so geschwind, wie einst der Bischof Asaph über die Felder von Magh Siecht lief, als er von den roten Gespenstern verfolgt wurde. Wir gelangten zu König Sigtrygg von Dublin und glaubten uns dort sicher; aber die Boten der Königin Emer waren mit blanker Waffe hinter uns her. Sie ließ König Sigtrygg sagen, daß sie uns von ihrem ersten Mann, König Domnal, geerbt habe, und aus Bosheit und teuflischem Sinn hätten wir ihren neuen Gemahl ums Leben gebracht und damit ihr und ihrem Ruf großen Schaden zugefügt. Dafür sollten wir nun getötet werden. Wir aber entkamen auf einem Handelsschiff zu König Harald von Dänemark, und bei ihm blieben wir und hatten es gut. Zu seinen Lebzeiten sagten wir niemand, was wir bei König Colla angestellt, damit es König Harald nur nicht zu Ohren käme. Denn den hatte vielleicht die Furcht gepackt, wir könnten auch ihn zu ebenso gefährlichem Lachen verführen.«
Großer Lärm erhob sich am Tisch, als Felimid seine Erzählung geendet hatte; denn viele fingen nun an, betrunken zu werden, und riefen: wenn er auch gut zu reden verstehe, so wünsche man sich doch anderes als bloßes Geschwätz; viel lieber wolle man einiges von den Künsten sehen, über die König Colla sich zu Tode gelacht hatte. Und unter denen, die das sagten, war auch Orm.
»Daß schon zu Anfang die Neugier aller groß war, habt ihr bereits gehört«, sagte er zu den Gauklern, »und durch diese Geschichte ist sie noch viel größer geworden. Und hier braucht ihr nicht bange zu sein, es würde sich wer zu Tode lachen; denn tut er das, so muß er sich selbst die Schuld geben, und damit würde mein Fest einen guten Abschluß gewinnen, so daß man hier in den Grenzlanden noch lange davon reden wird.«
»Und ist es so, wie ihr sagt«, fügte Ylva hinzu, »daß ihr nur dann gaukeln dürft, wenn jemand von königlichem Geblüt euch zuschaut, dann tauge ich ja doch wohl ebensogut wie irgendein Kleinkönig auf Irland.«
»Ja, das tust du gewiß«, sagte Felimid schnell, »niemand kann von besserem königlichem Stamm sein. Aber es ist etwas anderes, was uns hier im Wege steht, und wenn ihr noch Geduld mit mir haben wollt, so will ich erzählen, wie sich’s damit verhält. Wisset nun, daß zu Zeiten des irländischen Großkönigs Finachta des Festfrohen mein Vorfahr im achten Glied, Felimid mit dem Bocksbart, nach dem ich den Namen trage, der berühmteste aller Gaukler gewesen ist. Er war der erste unseres Geschlechtes, der die Taufe empfangen hat. Eines Tages, auf einer Reise, geschah es, daß er in einer Herberge dem heiligen Adamnan begegnete, und für ihn entbrannte er in so großer Ehrfurcht, daß er ihm erhabener schien als jeder König. Daher gaukelte er vor ihm, während der Heilige seine Mahlzeit hielt, und ihm zu Ehren und Preis führte er seine schwierigsten Kunststücke so eifrig aus, daß er sich dabei den Hals brach. Aber sobald der Heilige begriff, was geschehen war, berührte er den Hals des wie tot Daliegenden und betete dabei mit so mächtigen Worten, daß er meinen Vorfahren wieder ins
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