Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
Federn und allerhand buntem Kram herausgeputzt, so daß ich sie jetzt nicht sogleich habe erkennen können. Warum sie nun als Bettler umherstreifen, ist nicht recht klar, aber wenn wir wieder beim Biere sitzen, werden wir das ja wohl zu hören bekommen.«
    Als die Ankömmlinge sich satt gegessen hatten, zeigte es sich, daß die beiden Gaukler gern bereit waren, am Gelage teilzunehmen, das nach dieser Pause nun allen Ernstes seinen Fortgang nahm; aber die beiden arideren Wanderer saßen wortkarg vor ihren geleerten Schüsseln und sagten: nach der guten Mahlzeit und den Anstrengungen des Weges seien sie nun sehr müde. Vater Willibald geleitete sie, damit sie sich ungestört ausschlafen könnten, in seine eigene Kammer; dann nahm er die beiden Gaukler beiseite und führte mit ihnen ein langes und ernstes Gespräch, das niemand stören wollte. Er und die beiden Männchen kannten einander seit der Zeit, die sie gemeinsam an König Haralds Hof verbracht hatten, und freuten sich über das Wiedersehen.
    Als man sich nun auf den Kirchenbänken niederließ, wies man den beiden Gauklern Plätze neben Vater Willibald an, und es wurden – sie betreffend – viele Fragen laut, waren doch alle darauf erpicht, sobald als möglich noch mehr von ihren Künsten zu sehen. Sie aber saßen gemächlich da; sie nippten an ihrem Biere und ließen sich durch die erwartungsvollen Blicke der Gäste nicht aus der Ruhe bringen. Da sagte Orm:
    »Es wäre nicht schön von uns, darauf zu bestehen, daß ihr uns ein wenig von eurer großen Geschicklichkeit zeigt, denn nach der langen Wanderung habt ihr gewiß ein Recht darauf, müde zu sein, und hier herrscht eine Gastfreundschaft, die auf Gegenleistungen nicht rechnet. Aber nun steht es so, daß wir alle uns viel davon versprechen, solche Meister wie euch ihre Kunst ausüben zu sehen. Denn daß ihr weit und breit berühmt seid, weiß ich; und ich habe immer sagen hören, daß kein Gaukler der Welt es mit denen von Irland aufnehmen kann.«
    »Häuptling«, antwortete der eine, »du hast recht gehört, und ich kann dir sagen, daß nicht einmal auf Irland zwei Gaukler zu finden sind, die einen größeren Ruf genießen als ich, Felimid O’Flann, und mein Bruder hier, Feriad. Wir entstammen einem Gauklergeschlecht, das Königen gedient hat seit den Tagen, da unser Stammvater, Flann Langohr, vor König Conchobar McNessa von Ulster und dessen Gefolgschaft, den Helden des Roten Zweiges, seine Künste gezeigt hat. Und bei allen, die vom Geschlechte Flann Langohrs sind, ist es mit der Zeit Brauch und Regel geworden: nur dann zu gaukeln, wenn jemand von königlichem Blut uns zuschaut. Das gilt für uns von dem Augenblick an, da wir unserer Kunst von Grund aus mächtig sind und das Recht haben, uns Meistergaukler zu nennen. Und ihr sollt nun erfahren, daß wir, die wir vor Königen zu gaukeln pflegen, nicht nur den schwersten aller Berufe haben, sondern einen, der aller Welt zu größtem Nutzen gereicht. Denn ein übelgelaunter König inmitten einer Schar von Helden, an denen die Langeweile zehrt, ist für jedermann gefährlich; aber sorgen gute Gaukler für Kurzweil, dann sitzen jene lachend beim Biere, gehen zufrieden zu Bett und lassen Nachbarn und Untertanen in Frieden. Nächst den Priestern sind es also wir, denen das Allerwichtigste obliegt; denn jene, die bei Gott mächtig sind, vermögen himmlisches Glück zu schenken, aber wir – dank unserer Macht über die Launen der Könige – spenden irdisches Glück. Und da es in Irland viele Könige gibt, sind denn auch die irischen Gaukler die besten der Welt. Sie sind verschiedener Art: Purzelbaumkünstler und Narren und Bauchredner, Nachahmer von Tieren, Fratzenschneider, Schwertschlucker, Eiertänzer und Feuerschnauber. Aber der wahre Meistergaukler verfügt nicht nur über eine oder zwei dieser Künste, sondern er kann sie alle. Kluge Leute auf Irland halten dafür, daß auch heute noch die besten von uns jenen drei nahezu gleichkommen, die in alter Zeit zum Hofstaat des Königs Conaire gehörten, und von ihnen heißt es, daß niemand, der sie sah, sich des Lachens erwehren konnte – und hätte er an der Bahre von Vater oder Mutter gestanden.«
    Alle am Tisch saßen still da und lauschten aufmerksam den Worten des Gauklers, oder sie starrten seinen Bruder an, der mit gleichmütiger Miene dasaß und leise seine großen Ohren bewegte. Man war sich darüber klar, daß in diesen Gegenden noch nie solche Männer gesehen worden waren.
    »Aufs Reden verstehst

Weitere Kostenlose Bücher