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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Räuber und Huren genannt wurden, ohne daß er selbst sich zu diesen zu rechnen brauchte.
    »Und nun hoffe ich«, sagte Vater Willibald, »daß ihr gewillt seid, euch lebenslang zu Christus zu halten und daß ihr einseht, was solches in sich begreift, auf daß ihr euch nie einem anderen Gott zuwendet und nach Christi Willen euch bessert.«
    »Ja, ja«, riefen viele ihm ungeduldig zu, »wir verstehen das alles. Und beeile dich nun, damit wir endlich an anderes gehen können.«
    »Und ihr verpflichtet euch nun«, fuhr Vater Willibald fort, »nie zu vergessen, von nun an zu mir in diese Kirche zu kommen – und das jeden zweiten oder wenigstens jeden dritten Sonntag – um hier Gottes Willen zu vernehmen und in Christi Lehre unterwiesen zu werden. Wollt ihr mir das versprechen?«
    »Wir versprechen es«, schrie man eifrig. »Und nun hast du ja wohl genug geredet. Die Zeit geht hin, bald wird es Abend sein.«
    »Für eure Seelen wäre es am besten, wenn ihr jeden zweiten Sonntag kämet; aber wer einen weiten Weg hat, mag sich an jedem dritten Sonntag einfinden.«
    »So halte doch jetzt das Maul, Priester, und taufe uns!« grölten die ungeduldigsten Männer.
    »Ruhe!« brüllte Vater Willibald mit gewaltiger Stimme. »Es sind die alten listigen Teufel eures Irrglaubens, die euch zusetzen, damit ihr mir grölend ins Wort fallt, denn sie hoffen, damit Gott Verdruß zu bereiten und euch für sich zu behalten. Aber wenn ich zu euch von Christus und Gottes Geboten rede, komme ich nicht mit überflüssigen Worten, sondern bringe euch etwas, dem ihr aufmerksam zuhören und in Stille lauschen müßt. Möge nun alles Teuflische von euch weichen, so daß ihr würdig werdet, die Taufe zu empfangen.«
    Nun redete er wieder mit lateinischen Worten, und er tat es langsam und in strengem Ton, so daß einige der älteren Frauen bald zu seufzen begannen und sogar Tränen vergossen. Keiner der Männer wagte ein Wort zu sagen; sie starrten den Priester ängstlich aus großen Augen und mit offenem Munde an; aber einige sah man bald einnicken; ihr Kopf näherte sich mehr und mehr der Bierkanne, und dann glitten sie langsam unter den Tisch, worauf man bald langgezogenes Schnarchen vernahm.
    Vater Willibald befahl nun allen, an das Becken heranzutreten, in dem Harald Ormsson getauft worden war; und nun taufte er junge und alte: 23 Männer und neunzehn Frauen. Orm und Rapp zogen die beiden Schläfer unter dem Tisch hervor und versuchten sie aufzuwecken; aber als das nicht gelingen wollte, trugen sie sie an das Taufbecken heran und hielten sie dort mit sicherem Griff fest, bis ihnen, wie den anderen, Wasser über den Kopf gegossen worden war. Dann wurden die beiden in einem ruhigen Winkel untergebracht, wo sie weiterschlafen konnten. Nun gab es viel Munterkeit, während Männer und Frauen sich das Wasser aus dem Haar wrangen und an ihre Plätze zurückkehrten, und als Vater Willibald sein Werk mit einem langen Segensspruch abschließen wollte, war der Lärm so groß, daß man nicht viel davon hörte.
    »Hier fürchtet sich niemand vor ein wenig Wasser!« schrie man stolz und grinste sich gegenseitig an.
    »Jetzt ist es so weit! Nun heran mit euch, Gaukler, und hüpft, so gut ihr könnt!«
    Die Gaukler lächelten und erhoben sich bereitwillig, und nun entstand sofort tiefes Schweigen im Saal. Beide grüßten Ylva auf höfische Art, als sei sie die einzige Zuschauerin, und darauf machten sie während einer langen Weile die Anwesenden bald stumm vor Staunen, bald laut aufbrüllen vor Lachen. Ohne die Hände zu benutzen, schlugen sie Purzelbäume vorwärts und rückwärts und kamen doch jedesmal immer wieder auf die Füße; sie ahmten Vögel und andere Tiere nach, bliesen kleine Flöten, während sie dabei auf den Händen tanzten, und spielten Ball mit Bierkannen, Messern und Schwertern; und schließlich zogen sie aus ihren Beuteln zwei große buntgekleidete Puppen mit Altweiber-Gesichtern hervor. Während Felimid die eine und Feriad die andere in den Händen hielt, begannen die Puppen plötzlich zu reden: anfangs ging es dabei recht freundlich zu, aber bald wackelten sie fauchend mit den Köpfen, und schließlich überschütteten sie einander mit den abscheulichsten Schimpfworten, die sie sehr beredt und mit krächzender Stimme unermüdlich hervorbrachten. Als die Puppen zu reden begannen, ging ein Schauder durch die Anwesenden; den Frauen schlugen die Zähne zusammen, und die Männer tasteten mit weißen Gesichtern nach Waffen; aber Ylva und Vater

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