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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Leben zurückrief. Sein Kopf saß seitdem allerdings ein wenig schief auf dem Halse. Zum Dank für diese Wundertat entstand in unserem Geschlecht der Brauch: hinfort nicht nur vor Königen und deren Nachkommen unsere Künste zu zeigen, sondern auch vor den Erzbischöfen von Cashel und von Armagh und vor den Äbten von lona und von Clonmacnoise; nie aber dürfen wir gaukeln, wenn ein Ungetaufter zugegen ist. Und darum können wir euch hier nicht den Willen tun, so gern wir das auch gewollt hätten.«
    Als Orm das hörte, glotzte er Felimid groß an, denn daß alles gelogen war, wußte er dank dem Julfest bei König Harald; und er war schon nahe daran, es zu sagen, als er einen scharfen Blick von Vater Willibald auffing und an sich hielt.
    »Es mag sein, daß Gott selbst es so will«, sagte der andere Gaukler gelassen, »denn wir können, ohne zu prahlen, sagen, daß viele von König Haralds Mannen die Taufe hauptsächlich deshalb angenommen haben, weil sie mit dabei sein wollten, als wir vor König Harald unsere Kunststücke zeigten.«
    Nun wollte auch Ylva etwas sagen, aber Orm und Vater Willibald und auch die beiden Gaukler fielen ihr ins Wort, und am Tisch herrschte infolge der großen Enttäuschung und der allgemeinen Betrunkenheit so arger Lärm, daß niemand sie verstehen konnte.
    Orm sagte: »Ich hoffe doch, daß ihr beiden Meister noch einige Zeit bei uns bleiben werdet, damit wir Hofbewohner an euren Künsten uns sattsehen können, sobald wir allein sein werden; denn wir hier sind alle gute Christen.«
    Nun riefen aber einige der jungen Leute lauter und lauter, daß sie die Gaukler zu sehen wünschten und daher zu allem und jedem bereit seien.
    »So tauft uns doch, wenn es nicht anders geht!« riefen sie, »und tut es gleich, auf der Stelle!«
    »Ja, ja«, riefen andere, »so ist es am besten; und es soll sofort geschehen.«
    Einige der Älteren lachten, andere aber sahen bedächtig aus und schauten einander zaudernd an.
    Gisle, der Sohn Grims des Schwarzen, sprang auf eine Bank und schrie: »Wer nicht mithält, geht am besten jetzt gleich hinaus und legt sich in die Scheune; dann ist er hier nicht im Wege.«
    Die Lebhaftigkeit und die Zurufe mehrten sich; Vater Willibald saß vornübergebeugt und murmelte vor sich hin, während die beiden Gaukler mit friedlichen Mienen an ihrem Bier nippten.
    Grim, der Schwarze, sagte: »Nun scheint mir das Getauftwerden bloß eine Kleinigkeit und nicht als etwas, wovor man sich bangen müßte; aber das kommt daher, daß ich viel Starkbier getrunken habe und daß mir vom Festessen und der allgemeinen Fröhlichkeit warm geworden ist. Aber es mag anders sein, wenn die Bierlaune sich verlaufen hat und ich an das Lachen und die spitzen Worte meiner Nachbarn denke.«
    »Deine Nachbarn sind ja hier«, sagte Orm, »und wer kann dir mit spitzen Worten und Gelächter kommen, wenn alle es ebenso machen wie du? Es läßt sich eher erwarten, daß du und ihr anderen später über ungetaufte Leute lachen werdet, nämlich wenn man zu merken beginnt, wieviel mehr Glück ihr bei allem habt, seit ihr die Taufe empfingt.«
    »Mag sein, daß du recht hast«, sagte Grim, »denn niemand kann leugnen, daß nur wenige mehr Glück haben als du.«
    Nun erhob sich Vater Willibald und sprach mit ausgebreiteten Armen lateinische Worte über sie hin, so daß alle schweigend und reglos dasaßen und mehrere Frauen schaudernd erbleichten. Zwei Männer, die noch betrunkener waren als die anderen, erhoben sich und befahlen ihren Frauen, sofort mit ihnen diesen verhexten Ort zu verlassen; ihre Frauen aber blieben sitzen und taten, als hätten sie nichts gehört, weil sie nur für Vater Willibald Auge und Ohr hatten. Da setzten die beiden sich ruhig wieder hin, als sei ihrerseits nun alles geschehen, und mit betrübter Miene machten sie sich wieder ans Trinken.
    Alle fühlten sich sehr erleichtert, als Vater Willibald mit seinem Latein aufhörte, denn das hatte ihnen wie schauerliche Zaubergesänge geklungen. Er begann nun in alltäglicher Sprache von Christus und seiner Macht und Güte zu reden und daß er gewillt sei, alle Menschen in seine Hut zu nehmen, sogar die Räuber und Huren.
    »Und daher«, sagte er, »ist hier keiner, der seiner guten Gaben nicht teilhaftig wird, denn er ist ein Häuptling, der alle zu seinem Gastmahl lädt und für alle reiche Geschenke hat.«
    Über diese Rede freuten sich die Zuhörer und viele mußten lachen; denn ein jeder fand es lustig und ganz recht, daß seine Nachbarn

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