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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gehen‹, sage ich.
    ›Alle Entschuldigungen wären zwecklos‹, sagt Mr. Duncan Ross, ›weder Krankheit noch Geschäft noch sonst etwas. Sie müssen dableiben, oder Sie verlieren Ihre Stellung.‹
    ›Und die Arbeit?‹
    ›Besteht daraus, aus der
Encyclopedia Britannica
abzuschreiben. In dem Schrank da liegt der erste Band. Tinte, Federn und Löschpapier müssen Sie sich selbst beschaffen, aber wir stellen diesen Tisch und diesen Stuhl zur Verfügung. Können Sie morgen anfangen?‹
    ›Natürlich‹, sage ich.
    ›Dann good-bye, Mr. Jabez Wilson, und erlauben Sie, daß ich Sie nochmals zu der wichtigen Stellung beglückwünsche, die Sie so glücklich errungen haben.‹ Er hat mich höflich aus dem Raum geleitet, und ich bin zusammen mit meinem Assistenten heimgegangen; ich wußte kaum, was ich sagen oder tun sollte, so zufrieden war ich mit meinem glücklichen Los.
    Dann habe ich den ganzen Tag lang über die Sache nachgedacht, und abends war ich wieder in bedrückter Stimmung, denn ich hatte mir selbst eingeredet, daß die ganze Angelegenheit ein großer Scherz oder Schwindel sein mußte, obwohl ich mir nicht denken konnte, was man damit bezwecken mochte. Es erschien mir gänzlich unglaublich, daß jemand solch ein Testament machen oder solch eine Summe für eine so einfache Arbeit, wie die
Encyclopedia Britannica
abschreiben, bezahlen sollte. Vincent Spaulding hat getan, was er konnte, um mich aufzuheitern, aber als es Zeit war, ins Bett zu gehen, hatte ich mir die ganze Sache, aus dem Kopf geschlagen. Am Morgen war ich jedoch entschlossen, mir jedenfalls alles anzusehen, also habe ich für einen Penny eine kleine Flasche Tinte gekauft und mich mit einem Federkiel und sieben Blatt Kanzleipapier nach Pope’s Court auf den Weg gemacht.
    Zu meiner Überraschung und Freude war aber alles so, wie es nicht besser sein konnte. Der Tisch stand für mich bereit, und Mr. Duncan Ross war anwesend, um dafür zu sorgen, daß ich gut in die Arbeit hineinkam. Er hat mich mit dem Buchstaben A anfangen lassen, und dann ist er gegangen, aber er wollte von Zeit zu Zeit hineinschauen, um sicher zu sein, daß mit mir alles in Ordnung war. Um zwei Uhr hat er mir einen guten Tag gewünscht, mir Komplimente wegen der Menge gemacht, die ich geschrieben hatte, und dann hinter mir die Bürotür abgeschlossen.
    So ging es Tag für Tag, Mr. Holmes, und am Samstag kam der Geschäftsführer und hat mir für meine Wochenarbeit vier goldene Sovereigns auf den Tisch gelegt. Genau so war es in der nächsten Woche und auch in der Woche danach. Jeden Morgen war ich um zehn Uhr da, und jeden Nachmittag bin ich um zwei Uhr gegangen. Nach und nach gewöhnte sich Mr. Duncan Ross daran, nur noch einmal am Vormittag hereinzukommen, und nach einiger Zeit kam er überhaupt nicht mehr. Natürlich habe ich trotzdem nie gewagt, den Raum auch nur für einen Augenblick zu verlassen, weil ich nicht sicher war, ob er nicht doch kommen würde, und die Stellung war so schön und paßte mir so gut, daß ich es nicht riskieren wollte, sie zu verlieren.
    So vergingen acht Wochen, und ich hatte über Äbte und Arkaden und Armenrecht und Architektur und Attika geschrieben, und ich hoffte zuversichtlich, daß ich bald zu den Bs kommen würde. Das hatte mich einiges an Büttenpapier gekostet, und mit meinem Geschreibe hatte ich ein Regalbord fast gefüllt. Und dann war plötzlich alles zu Ende.«
    »Zu Ende?«
    »Ja, Sir. Und zwar genau heute früh. Ich bin wie üblich um zehn Uhr zu meiner Arbeit gegangen, aber die Tür war zu und verschlossen, und ein kleines viereckiges Pappschild war auf die Tür genagelt. Hier ist es, und Sie können es selbst lesen.«
    Er hielt ein Stück weißer Pappe hoch, etwa so groß wie ein Blatt Notizpapier. Es lautete wie folgt:
    DIE LIGA DER ROTSCHÖPFE IST AUFGELÖST 9. OKTOBER 1890
    Sherlock Holmes und ich betrachteten diese knappe Mitteilung und das traurige Gesicht dahinter, bis die komische Seite der Angelegenheit jede sonstige Erwägung restlos beiseite schob und wir beide in brüllendes Gelächter ausbrachen.
    »Ich wüßte nicht, daß da irgend etwas komisch ist«, rief unser Klient; er errötete bis an die Wurzel seines flammenden Schopfes. »Wenn Sie nichts Besseres tun können als mich auslachen, kann ich genausogut anderswo hingehen.«
    »Nein, nein«, rief Holmes und schob ihn zurück in den Sessel, aus dem er sich zur Hälfte erhoben hatte. »Ich möchte Ihren Fall um nichts in der Welt missen. Er ist überaus erfrischend

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