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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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einem Kerker.«
    Holmes erhob sich und ließ sich am Tisch nieder, mit der Feder in der Hand und einem Bündel von Papieren vor sich. »Sagen Sie uns nur die Wahrheit«, bat er. »Ich werde die Tatsachen notieren. Sie werden es unterschreiben, und Watson hier kann es bezeugen. Dann könnte ich im äußersten Notfall Ihr Geständnis vorlegen, um den jungen McCarthy zu retten. Ich verspreche Ihnen, ich werde es nicht verwenden, solange es nicht unbedingt sein muß.«
    »Es ist gut«, sagte der alte Mann. »Es ist fraglich, ob ich bis zur Gerichtsverhandlung lebe, für mich hat es also kaum eine Bedeutung, aber ich würde gern Alice den Schock ersparen. Und nun will ich Ihnen die Sache darlegen; es hat lange gedauert, bis alles reif war, aber ich Werde nicht lange brauchen, um es zu erzählen.
    Sie haben ihn nicht gekannt, diesen Toten, McCarthy. Er war die Inkarnation des Teufels. Das können Sie mir glauben. Gott schütze Sie vor den Klauen eines solchen Mannes, wie er einer war. Ich war die letzten zwanzig Jahre in seiner Gewalt, und er hat mein Leben zerstört. Ich will Ihnen zunächst erzählen, wie es dazu gekommen ist, daß ich in seiner Gewalt war.
    Es war in den frühen Sechzigern, in den Minen. Ich war damals ein junger Kerl, heißblütig und leichtsinnig und bereit, mich an allem und jedem zu versuchen; ich bin in schlechte Gesellschaft gekommen, habe angefangen zu trinken, hatte kein Glück mit meinem
claim,
20 bin in den Busch gegangen – mit einem Wort: Aus mir wurde das, was Sie hier einen Wegelagerer nennen würden. Wir waren zu sechst und hatten ein wildes, freies Leben; hin und wieder haben wir eine einsame Farmstation überfallen oder die Karren auf dem Weg zu den Minen angehalten. Ich hatte damals den Namen Black Jack of Ballarat, und in der Kolonie erinnert man sich an unsere Truppe noch immer als an die Ballarat-Bande.
    Eines Tages kam ein Goldkonvoy von Ballarat herunter nach Melbourne, und wir haben im Hinterhalt gelegen und ihn überfallen. Es waren sechs Soldaten gegen uns sechs, also eine knappe Angelegenheit, aber mit der ersten Salve ist es uns gelungen, vier Sättel leerzumachen. Es mußten aber auch drei von unseren Jungs dran glauben, bevor wir kassieren konnten. Ich hatte meine Pistole an den Kopf des Wagenführers gesetzt, und das war eben dieser McCarthy. Bei Gott, ich wünschte, ich hätte ihn damals erschossen, aber ich habe ihn verschont, obwohl ich sah, wie seine kleinen bösen Augen an meinem Gesicht hingen, als ob er sich jeden einzelnen Zug einprägen wollte. Wir sind mit dem Gold entkommen, waren plötzlich wohlhabende Männer und haben uns auf den Weg nach England gemacht, ohne je verdächtigt zu werden. Hier habe ich mich von den alten Kumpanen getrennt und beschlossen, mich niederzulassen und ein ruhiges und respektables Leben zu führen. Ich habe dieses Gut hier gekauft, das zufällig gerade zu haben war, und mich daran gemacht, mit meinem Geld ein wenig Gutes zu tun, um die Art, wie ich daran gekommen war, auszugleichen. Ich habe auch geheiratet, und obwohl meine Frau sehr früh gestorben ist, hat sie mir die liebe kleine Alice hinterlassen. Auch als sie noch ein ganz kleines Kind war, schien ihre winzige Hand mich doch auf den rechten Weg zu führen wie nie etwas anderes zuvor. Mit einem Wort: Ich habe eine neue Seite aufgeschlagen und mein Bestes getan, um die Vergangenheit wiedergutzumachen. Alles war in Ordnung, als McCarthy seine Klauen nach mir ausstreckte.
    Ich war nach London gefahren, wegen einer Geldanlage, und ich traf ihn in der Regent Street, abgerissen und mittellos.
    ›Da sind wir endlich, Jack‹, sagt er und packt mich am Arm; ›wir werden dir wie eine Familie sein. Wir sind zu zweit, ich und mein Sohn, und du darfst dich um uns kümmern. Wenn du es nicht tust – das hier ist ein schönes, gesetzestreues Land, dieses England, und überall ist ein Polizist in Rufweite.‹
    Nun, dann sind sie hierher in den Westen gekommen, es war unmöglich, sie abzuschütteln, und hier haben sie seitdem ohne Pacht auf meinem besten Boden gelebt. Für mich gab es keine Ruhe, keinen Frieden, kein Vergessen; ich konnte mich drehen und wenden, überall war dieses schlaue, grinsende Gesicht neben mir. Es wurde schlimmer, als Alice aufwuchs, weil er bald begriff, daß ich mehr Angst davor hatte, Alice könnte von meiner Vergangenheit erfahren, als vor der Polizei. Was er auch haben wollte, er mußte es bekommen, und was es auch war, ich habe es ihm gegeben, ohne zu fragen,

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