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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Land, Geld, Häuser, bis er schließlich etwas haben wollte, das ich ihm nicht geben konnte. Er wollte Alice haben.
    Wissen Sie, sein Sohn war erwachsen geworden, und mein Mädchen auch, und weil er wußte, daß ich bei schlechter Gesundheit war, hat er es für einen schönen Streich gehalten, wenn sein Junge den ganzen Besitz erben würde. Aber diesmal bin ich fest geblieben. Ich wollte sein verfluchtes Geschlecht nicht mit meinem vermischt sehen; nicht, daß ich etwas gegen den Jungen gehabt hätte, aber McCarthys Blut fließt in seinen Adern, und das war genug. Ich blieb hart. McCarthy hat mir gedroht. Ich habe ihm getrotzt, bis er auf seine übelste Idee gekommen ist. Wir wollten uns beim Pool auf halbem Weg zwischen unseren Häusern treffen und die Sache bereden.
    Als ich unten ankam, war er schon da und sprach mit seinem Sohn, also habe ich eine Zigarre geraucht und hinter einem Baum gewartet, bis er wieder allein sein würde. Aber während ich ihm zuhörte, schien alles, was in mir schwarz und bitter ist, die Oberhand zu gewinnen. Er hat seinen Sohn angetrieben, meine Tochter zu heiraten, und sich um das, was sie darüber denken könnte, so wenig gekümmert, als ob sie eine Straßendirne wäre. Es hat mich wahnsinnig gemacht, mir vorstellen zu müssen, daß ich und alles, was mir teuer ist, in der Gewalt eines solchen Mannes sein sollte. Konnte ich denn diese Ketten nicht sprengen? Ich bin längst ein todkranker und verzweifelter Mann. Wenn ich auch klaren Geistes bin und noch über einige Körperkräfte verfüge, weiß ich doch, daß mein Schicksal längst besiegelt ist. Aber mein Andenken und meine Tochter! Beides war zu retten, wenn ich nur diese ruchlose Zunge zum Schweigen bringen konnte. Ich habe es getan, Mr. Holmes. Ich würde es wieder tun. Ich habe schwer gesündigt, ich habe auch ein Märtyrerleben geführt, um dafür zu büßen. Daß aber meine Tochter in die gleichen Maschen verstrickt werden sollte, die mich gefangen hielten, das war mehr als ich ertragen konnte. Ich habe ihn niedergeschlagen, mit nicht mehr Gewissensbissen, als wenn er eine ekelhafte, giftige Bestie gewesen wäre. Sein Schrei hat den Sohn zurückgerufen, ich hatte mich aber schon im Wald in Deckung gebracht, wenn ich auch noch einmal zurückgehen mußte, um den Mantel zu holen, den ich bei der Flucht verloren hatte. Das, Gentlemen, ist die Wahrheit über alles, was vorgefallen ist.«
    »Nun, es kommt mir nicht zu, über Sie zu richten«, sagte Holmes, als der alte Mann die Erklärung unterzeichnete, die Holmes entworfen hatte. »Ich bete, daß wir niemals einer solchen Versuchung ausgesetzt sein mögen.«
    »Hoffentlich nicht, Sir. Und was wollen Sie nun unternehmen?«
    »Angesichts Ihrer Gesundheit – nichts. Sie wissen selbst, daß Sie sich für Ihre Tat bald vor einer höheren Instanz als dem Schwurgericht zu verantworten haben. Ich werde Ihr Geständnis aufbewahren, und sollte McCarthy verurteilt werden, wäre ich gezwungen, davon Gebrauch zu machen. Ist dies nicht der Fall, wird niemand es jemals zu Gesicht bekommen; und gleich, ob Sie noch leben oder gestorben sind, Ihr Geheimnis wird bei uns sicher sein.«
    »Dann leben Sie wohl«, sagte der alte Mann feierlich. »Ihr Sterbelager wird Ihnen beiden einmal leichter werden, wenn Sie an den Frieden denken, den Sie mir auf dem meinigen beschieden haben.« An seinem ganzen gewaltigen Körper bebend und zitternd hinkte er langsam aus dem Raum.
    »Gott helfe uns!« sagte Holmes nach langem Schweigen. »Warum spielt das Schicksal armen hilflosen Würmern solche Streiche? Immer, wenn ich von einem solchen Fall höre, muß ich an Baxters Worte 21 denken und sage mir: ›Ohne die Gnade Gottes könnte ich das sein‹.«
    Wegen einer Reihe von Einwänden, die Sherlock Holmes formuliert und dem Verteidiger übergeben hatte, wurde James McCarthy vom Schwurgericht freigesprochen. Der alte Turner hatte nach unserem Gespräch noch sieben Monate zu leben; er ist nun tot, und es bestehen die besten Aussichten für ein glückliches gemeinsames Leben des Sohnes und der Tochter, ohne Kenntnis der schwarzen Wolke über ihrer Vergangenheit.
Fußnote
    A1 a rat – eine Ratte.
     

Die fünf Orangenkerne
    Wenn ich meine Notizen und Aufzeichnungen zu Sherlock Holmes’ Fällen zwischen 1882 und 1890 überfliege, stoße ich auf so viele, die seltsame und interessante Züge aufweisen, daß es mir nicht leicht wird, zu entscheiden, welche ich aufnehmen und welche ich ruhen lassen soll. Es sind jedoch

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