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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Terraforming-Piconiken, das muß vorne rein. Alles.«
    »Weil wir ja in weit überwiegender Anzahl nicht leiblich fliehen. Nur als Software. Du, ich – sie geht davon aus, daß uns alle die Keramikaner fressen.«
    Hébert zog die Schnauze schief: »Pessimismus ist hier Realismus. Wenn die Ladung weg ist, will Lasara in einer zweiten Phase anfangen, auch für unsere alten hiesigen Körper Fluchtvehikel zu bauen – aber dies hier ist einstweilen das schnellste Verfahren.« Der Wolf schwieg; er kannte Lasaras Vorlieben.
    Hébert fuhr fort »Dann haben wir hier mittschiffs die Avionik, als fixer Rechner an Bord, die wird den Startstatus kontrollieren und die verschiedenen Flugstufen regulieren.«
    »Und das da, das ist der Träger als solcher.«
    »Ja, bei denen, die fossil laufen, der ersten und der dritten Rakete, sind hier die Tanks für die zweite Brennstufe, drunter den Motor für dieselbe, das eigentliche Triebwerk, dann ein bißchen Kram zur sachgemäßen Behandlung von ähm ... unangenehmen Kontingenzen, weißt du, Laser gegen Meteore oder Trümmer von was auch immer, Schildfeldgeneratoren, eingemantelt dahinter die Tanks der ersten Flugstufe und das Triebwerk für dieselbe, so, fertig. Eine supersimple Rakete.«
    »Darauf einen supersimplen Alkohol, bitte«, sagte der Wolf.
    Hébert Loskauf fand die Idee glänzend.
3. Zeitgeschichte
    Der Wind pfiff schaurig.
    Die Bäume hier verloren rasch ihre Nadeln. Als schwarze Gerippe standen sie jetzt am Rand der Schlucht. Die Höhlen hatte man zum Einsturz gebracht, Izquierdas Leute abgezogen, ihre Vorrichtungen demontiert und nach Borbruck expediert, die Stellung geräumt, das Präferenzgebirge verloren gegeben.
    Hier fanden auf ihrem langen Rückzug Tiger, Marder und Pferd den Maulesel Storikal. Der versuchte gerade, einen Schakal wiederzubeleben, der zurückgeblieben und an vergifteter Nahrung gestorben war, die er aus den Vorräten der Izquierda-Arbeitsgruppe geplündert hatte, ohne zu wissen, daß man vor dem Abzug Gift dazugetan hatte.

    Storikal war untröstlich: Er hatte sich solche Hoffnungen gemacht, nun, da nach der Zwangstherapie seine Sprechdefekte auf ein Minimum geschrumpft waren.
    »Er, ja, er hat mir Arbeit versprochen, er wollte was gründen hier, ja, einen Handelsposten, ja, oder eine Botschaft, wenn die Keramikanischen kommen, ja, und ich kann's mir nicht aussuchen. Aber sie kamen, ja, sie waren ja hier sogar doch.«

    Der Tiger und das Pferd wechselten einen Blick: Freilich waren sie hier, eine Vorhut jedenfalls, deshalb sind wir ja hergekommen, weil wir das Muster inzwischen kennen, nach dem sie vorrücken. Wir wollen ihre Spuren, die Folgen ihrer Schlachtfeste, dokumentieren und nach Hause übermitteln.
    Das Frettchen fragte das Muli: »Was für Arbeit?«
    »Er sagte, ja, es werde ein Archiv angelegt werden, wenn es gelingen könnte, einen Ort des Friedens hier, ja, draus zu machen. Ein, ja, Archiv, ja, der Verhandlungen. Er wollte, daß das der Platz wird, an dem die Polyarchen, wenn sie den Löwen gestürzt haben, ja, mit Katahomenleandraleal reden, jaja. Ich sollte das alles protokollieren und archivieren, ja, weil ich ja als Archivar auch nämlich ausgebildet bin, weil, ja, weil ich mich auf Geschichte verstehe. Ja, ja. Jajaja.«
    »Alte Geschichte oder Zeitgeschichte?« wollte der Marder wissen, und am Gesichtsausdruck des armen Storikal war deutlich zu erkennen, daß er den Unterschied nicht wußte.
    »Kennst du dich aus mit Dingen, die früher alles verändert haben, oder mit Dingen, die heute alles verändern?«
    Storikal betrachtete den ausgeweideten Schakal und sagte, ohne den Kopf zu heben: »Ich weiß ja nicht, ja, warum sie ihn verschlungen und zerlegt und Teile mitgenommen haben, ja, mich aber nicht. Pfiddel.«
    »Bitte?«
    »Nichts. Ja.«
    »Wir folgen ihnen seit vielen Monaten«, sagte die Tinkerstute, »und haben so etwas immer wieder gesehen – eine sechsköpfige Leopardenfamilie wird angegriffen, zwei läßt man in Frieden, vier werden ausgelöscht. Ein See wird durchkämmt, zwei Fischlein bleiben übrig, niemand weiß, wieso und warum gerade diese beiden. Eine Savanne wird verbrannt, ein Busch steht hinterher alleine da. Vielleicht hat es mit Geometrie zu tun. Mit Maßgaben, die wir nicht kennen.«
    »Ja, na ja, ihr wißt es also nicht«, seufzte Storikal, als wäre das schlimmer als der Tod des Schakals und überhaupt die Entropie im Universum.
    »Aber wir wissen auch wieder nicht nichts«, sagte Huan-Ti. »Wir haben Teile

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