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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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du.«
    »Ach?« Die Augenbrauen, das zitternde Barthaar: Skepsis, Amüsement.
    »Na ja, du hast gesagt, das Ding wächst nach innen und bleibt im Erdkreis.«
    »Schöner alter Ausdruck, wie in ›Stadt und Erdkreis‹...«
    »Aber was passiert, wenn es ... ausgereift ist, fertig gewachsen, so was setzt sich doch nicht bis in alle Ewigkeit ...«
    »Bei der derzeitigen Rate scheint Katahomenleandraleal alle Planungen, die man überschauen kann und die nichts mit einer neuen, anderen Stufe ihrer Selbstverwirklichung zu tun haben, auf mindestens zehntausend Jahre angelegt zu haben.«
    »Woher ...«
    »Ein internes Memorandum der Keramikaner. Mutter hat's geknackt. Und mir zugespielt. Vor Monaten.«
    »Zehntausend Jahre, puh. Andererseits: Geologisch gesehen keine besonders imposante Zeitspanne. Was passiert dann? Sollten wir nicht doch den Heimvorteil, den wir im Moment haben ...«
    »Ich hoffe, daß uns die neuen Herausforderungen da draußen ganz allgemein ein bißchen auf die Sprünge helfen.«
    »Flucht als Erziehungsmaßnahme. Du suchst Selektionsdruck für die Gente.«
    »Werd nicht schnippisch.« Sie war jetzt ungeduldig, entzog sich einem Kußversuch. »Ich kann gar nicht fassen, mein lieber Wolf, daß wir uns hier ernsthaft darüber unterhalten, ob man meinem Alten irgend etwas zugute halten darf. Dabei liegen, was ihn angeht, ganz andere Entscheidungen an, wenn du dir klarmachst, was er getan hat.«
    »Getan?«
    »Dein Freund Hébert zum Beispiel.«
    Dmitri blinzelte verwirrt. Er brauchte einige Sekunden, die Implikation zu verstehen: »Du meinst ... der Feuerstrahl? Ich dachte, das wäre Kata ...«
    »Warum sollte sie so was tun? Wir sind hier mit etwas beschäftigt, womit sie einverstanden ist, was ihr bestenfalls gleich sein kann: Wir bereiten unser Verschwinden vor. Eine Aussaat auf Felder, die sie nicht haben will.«
    »Aber warum sollte dein Vater ...«, es nahm ihm den Atem, den Satz auch nur zu denken.
    Sie grunzte verächtlich, dann sagte sie: »Um mir zu zeigen, daß er's draufhat. Er hat sich da etwas zu Herzen genommen, das ich ihm gesagt habe: daß seine dahingegangene Fledermaus ...«
    »Izquierda? Sie ist tot?«
    »Nicht unbedingt. Aber ihm weggerissen. Vom ... Zeug im Urwald, wie er sagt. Ich gab ihm zu bedenken, daß so ein präziser Schlag von seiten der übermächtigen Gegnerin seine Tollkühnheit eigentlich dämpfen sollte.«
    »Ach, und deshalb ... zeigt er dir jetzt, wie wenig übermächtig sie ist? Wie gefährlich im Gegenteil nun er ...«
    »Orbitale Killersatelliten. Und das Dümmste: Damit wird er sie nicht aufhalten, das ist doch längst versucht worden, auf Georgescus Befehl. Wußtest du, daß er sogar Atomraketen abgefeuert hat? Von Izquierda gehackte alte Verteidigungssysteme, nur jedes vierzigste Ding hat überhaupt funktioniert ... sie wurden abgefangen, alle. Verpufft, verschwunden, wie die Fledermaus. Noch mal: So wird er sie nicht aufhalten.«
    »Aber uns.«
    »Aber uns, wenn wir nichts unernehmen, richtig.«
    »Unternehmen?« Dmitri Stepanowitsch sah einen neuen Glanz in ihren Augen, den er nicht kannte und der ihm sofort widerlich war. Dies hier hatte nichts mehr mit ihrer sexy Waghalsigkeit zu tun, ihrem reizend outrierten Benehmen; hier ging es um Verschwörung und Treubruch in einem Ausmaß, das alles überstieg, woran er Anteil haben wollte.
    Er schwieg, sie aber sagte, was er so deutlich nie von ihr zu hören erwartet hätte: »Stell dich nicht zimperlicher, als du bist, mein Schöner. Es ist soweit. Der Löwe muß weg.«
5. Eingekreist
    Am südlichsten Rand des dritten Erdteils, den sie an sich rissen, kam der Vormarsch der Keramikaner das erste Mal zum Stehen.
    In Ballons hatte der Löwe hochgerüstete Dachsenheere an die voraussichtliche Front entsandt. Die waren gelandet, hatten Befestigungen gebaut und sich darin eingegraben. Erstaunlicherweise hielt die Front. Mit großen Flammenwerfern, die Feuerstöße von bis zu hundertfünfzig Metern Länge spuckten, mit Artillerie und Perrhobaktern beschoß man die Fresser. Zwar traf man selten direkt (das Ziel verschmierte, verwischte, war nicht einmal zu fotografieren), aber wenn man traf, blieben Schalen zurück und organische Teile, wie Gliedmaßen von Menschenfrauen. Waren die Keramikaner überrascht, vielleicht verblüfft von der Heftigkeit des Widerstandes, da sie nicht weiter vorwärtsdrängten? Die strategische Analyse stand noch aus. Izquierda hätte sie vielleicht schneller erstellen können. Aber Izquierda war

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