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Die Abschaffung des Zufalls: Roman (German Edition)

Die Abschaffung des Zufalls: Roman (German Edition)

Titel: Die Abschaffung des Zufalls: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McGuinness
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Vielleicht einen Whisky?«
    Eines der Telefone blinkte grün auf. Cinzia nahm ab. Manea stemmte sich hoch und öffnete einen reich verzierten Bauernschrank, dessen Inneres zu einer Bar mit Spiegeln und Cockatilshakern umfunktioniert worden war. Die durch die halb geschlossenen Jalousien fallende Sonne ließ seine Malt-Sammlung aufblitzen.
    »Müssten Sie nicht dem Genossen zur Seite stehen?«, fragte ich sarkastisch. Er tat so, als hätte er nichts gehört, schenkte uns eine Vormittagsportion Whisky ein. »Und wo ist Cilea? Musste sie ausziehen, weil Sie Ihr Hauptquartier hier einrichten wollten? Aber gut – immerhin werden Sie mir verraten können, was sich dort draußen abspielt.«
    »Schwer zu sagen. Sehr schwer, um ehrlich zu sein … Ich bin ebenso ahnungslos und überrascht wie Sie …« Er sah mich an, um mir zu verdeutlichen, dass er log; das war seine Art, die Wahrheit zu sagen. »Aber ich fürchte, dass dem Genossen großer Ärger droht.« Er zeigte wieder auf sein Bein. »Ich werde dies – wie sagt man? – aussitzen müssen. Wortwörtlich.« Er lachte trocken, aber aufrichtig fröhlich, leerte seinen Drink, schenkte sich nach. Dann wurde er wieder ernst. »Cilea ist weg. Sie ist letzte Woche nach Paris abgereist. Sie wollte Sie eigentlich noch treffen.«
    »Sie hätte mich jederzeit aufsuchen können. Letzte Woche? Dann wurde sie ja ausgesprochen rechtzeitig vor diesem – äh – überraschenden Aufstand gewarnt.«
    »Nun ja … Sie hat die Zeichen erkannt und beschlossen, das Land zu verlassen. Das hätten Sie auch tun sollen. Ich werde immer bedauern, dass sie nicht mehr mit Ihnen zusammen ist. Sie hätten in Großbritannien, weit weg von diesem Chaos, glücklich miteinander sein können.« Auf dem Telefon blinkte das rote Licht. »Verzeihung«, sagte er, »diesen Anruf muss ich annehmen.« Er nahm den Hörer ab und hörte zu. » Da «, sagte er nur. Ja . Der Anrufer schien weitere Fragen zu stellen, denn Manea wiederholte das Wort brüsk und legte auf. »Ich habe Sie aus einem bestimmten Grund hergebeten, und es geht nicht um einen Abschied. Ich möchte Sie warnen. Wenn der Genosse stürzt, gibt es keine Garantie dafür, dass sich die Lage grundlegend bessert, jedenfalls nicht gleich. Was mir Sorge bereitet – und das sollte auch für Sie gelten –, ist, dass im Falle eines Regimewechsels alle möglichen Leute nach Bukarest zurückkehren werden. Das Regime hatte seine Probleme, aber es hat die Kriminellen weitgehend im Griff gehabt …«
    »Indem es ihren Platz eingenommen hat.«
    »Kann sein. Vielleicht … Das wird man zu gegebener Zeit untersuchen. Sie werden jedenfalls zurückkehren, sobald die Regierung zusammenbricht und die Grenzen offen sind.«
    »Wen meinen Sie mit sie ?«
    »Gangster, Dealer, Menschenschmuggler, Zuhälter und Faschisten, Judenhasser und ethnische Reinheitsfanatiker … Das kann man schon jetzt in Jugoslawien beobachten, oder wie immer das Land inzwischen heißt, und hier wird es auch so sein.«
    »Und was hat das mit mir oder Leo zu tun?« Ich wusste, was Manea meinte, wollte es aber aus seinem Mund hören.
    »Florian Belanger kehrt zurück. Das wird überall erzählt, und ich denke, es stimmt. Ich wusste immer, dass er bei der ersten Gelegenheit wiederkommen würde. Darum habe ich Cilea nach Paris geschickt. Wenn er zurückkehrt, wird er reicher, mächtiger und ehrgeiziger sein denn je. Und er wird alte Rechnungen begleichen wollen: mit mir, mit Leo, aber auch mit Ihnen. Cilea war von Anfang an besessen von ihm – ich hatte gehofft, Sie könnten das ändern, und eine Weile scheint das ja auch funktioniert zu haben – aber er wird auch wegen Cilea wiederkommen, und er wird nicht erfreut sein, wenn er merkt, dass sie mit Ihnen zusammen war. Wenn er dann erfährt, dass Sie mit Leo befreundet sind, wird er Sie beide aufs Korn nehmen. Vielleicht weiß er es sogar schon.«
    »Ich kann selbst auf mich aufpassen.« Manea wusste, dass es hohle Worte waren, und er überhörte sie. Ich hielt ihm eine Hand hin, doch er wuchtete sich vom Sofa und umarmte mich. Als ich das Haus verließ, war der Wächter weg.

NEUN
    Leo und Ottilia warteten schon im Auto. Der Motor lief, Pässe und Gepäck waren eingeladen. Ich hatte nicht einmal mehr die Zeit, einen letzten Blick in die Wohnung zu werfen, die Tür mit dem Schild »Belanger, Dr. F.« beim Gehen hinter mir zu schließen.
    Vor dem Otopeni-Flughafen gab es Straßensperren und Fahrzeugkontrollen. Leo hatte prophezeit, das Chaos werde

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