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Die Achse Des Blöden

Die Achse Des Blöden

Titel: Die Achse Des Blöden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Barry
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kurz vor seinem Amtsabtritt zu vermissen, im traurigen Wahlkampfjahr 2000, als der Nation nach und nach die bittere Erkenntnis dämmerte, daß ihr nächster Präsident einer dieser beiden Kandidaten sein würde:
    - Al Gore, dessen politisches Konzept einzig und allein darin zu bestehen schien, daß er alles, was sein Wahlgegner
    vorschlug, zu einem riskanten Unternehmen erklärte. Darüber hinaus hatte er diese unglaublich nervige, arrogante Art zu sprechen, und man kam sich immer wie eine Herde
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    ungewöhnlich dummer Schafe vor. (»Das ist ein riskantes Unternehmen! Es ist schlecht. Schlecht! Schleeecht!«)
    - George W Bush, der immer nur so viel sagen konnte, wie seine Berater auf die Karteikärtchen in seiner Hand geschrieben hatten, und der sich oft so anhörte, als hätte er den Verstand eines Schafes. (Zitat: »Sind viele Verrückte auf der Welt, was macht Terror.«)

    Das war die Wahl, vor die wir im Jahre 2000 gestellt waren: Wir konnten uns für einen Nervbolzen oder für einen
    Dummkopf als Präsident entscheiden.
    Ich habe beide persönlich kennengelernt. Zwar würde ich nicht behaupten, daß ich sie gut kenne, aber ich kann doch sagen: Privat wirkte Gore natürlicher als bei öffentlichen Auftritten und Bush intelligenter. Auf jeden Fall waren sie nicht die überprogrammierten Androiden aus der Fernsehdebatte, die beide verzweifelt versuchten, alles auswendig Gelernte auch ja loszuwerden. Unsere Wahlkampagnen sind so schrecklich
    geworden, weil die meisten Kandidaten glauben, sie könnten nur gewinnen, wenn sie niemals etwas Spontanes, Witziges,
    nachdenklich Stimmendes oder Unpopuläres sagen, sondern immer nur etwas Markterprobtes, Handelsübliches,
    Zielgruppengenaues, fundamental Bedeutungsloses - rhetorische Mogelpackungen eben (»Eine Brücke ins Zwanzigste
    Jahrhundert bauen!« - »Ein Erneuerer auf Erfolgskurs!« -
    »Schmeckt lecker!« - »Macht kein Völlegefühl!«).
    Würde sich ein normaler Mensch so verhalten und wie ein Roboter die immer gleichen, simplen Worthülsen absondern, egal, was man ihn gefragt hat, man würde ihn für geisteskrank halten. Aber wenn sich Präsidentschaftskandidaten so verhalten, verfolgen sie stringent ihre »Ziele« und weisen sich damit als Politprofis aus. Denn es funktioniert ja! Die Wähler kaufen einem das ab! Zumindest diejenigen, die noch zur Wahl gehen.
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    Aber das werden immer weniger, nicht wahr?
    Die Zeitungen sind voll von Lamentos über die sinkende Wahlbeteiligung bei Präsidentenwahlen. Die Kernaussage dieser Lamentos ist, daß mit den Wählern etwas nicht stimme. Aber sehen wir uns doch einmal die Kandidaten an! Vielleicht gehen die Wähler nicht mehr zur Wahl, weil sie erkannt haben, daß unser gegenwärtiges politisches System - von und für Politprofis gemacht uns am Ende nur die Wahl zwischen zwei Muppets in Maßanzügen läßt.
    Was kann man tun, um die Wähler an die Urne zu bringen?
    Ich hätte da ein paar Vorschläge zu machen. Der wichtigste wäre:

    1. Mehr Ehrlichkeit in Wahlkämpfe injizieren
    Ich benutze das Wort »injizieren« hier nicht im übertragenen Sinne. Vielmehr denke ich an obligatorische Injektionen hochdosierten Natriumpentothals, des sogenannten
    »Wahrheitsserums«, die jedem Präsidentschaftskandidaten intravenös zu verabreichen sind. Ich stelle mir das so vor: Jeder Kandidat wird rund um die Uhr von einem durch die
    Bundeswahlkommission bestimmten Arzt begleitet, der dafür sorgt, daß der Kandidat jederzeit genug Natriumpentothal intus hat und den Wählern sagt, was er wirklich denkt.
    Das würde den Wahlkampf enorm beflügeln. Ich will es mal an einem Beispiel verdeutlichen: dem Umgang der Kandidaten mit dem Thema Äthanol bei den Vorwahlen in Iowa.
    Äthanol ist eine Chemikalie, die irgendwas mit Mais zu tun hat und der Gewinnung von Treibstoff für Autos. In Iowa, wo es Mais in Hülle und Fülle gibt, ist man geradezu besessen davon und baut Unmengen von Mais an, die keiner haben will.
    Wenn also ein Präsidentschaftskandidat in Iowa auf
    Wahlkampftour ist, kommt bei jedem Auftritt der rituelle Moment, in dem ein Farmer mit Baseballmütze, auf der das
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    Logo eines Pestizidherstellers prangt, aufsteht und fragt, wie der Kandidat zu Äthanol steht. Bislang ist es Pflicht für die Kandidaten, bei der Beantwortung dieser Frage die folgenden Punkte abzuarbeiten:
    - Farmer sind das Rückgrat dieser großartigen Nation.
    - Unser Land ist schändlich abhängig von Öl aus dem
    Mittleren Osten.
    - Der

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