Die Achse Des Blöden
Lieblingsmomente war, als Reverend Robertson mit seinem Tourneebus in Leon, Iowa, Station machte. Eigentlich hatte er einen Hubschrauber benutzen wollen, mußte aber wegen eines Schneesturms auf den Bus umsteigen.
Sie fragen sich wahrscheinlich, warum Reverend Robertson dem Sturm nicht einfach Einhalt gebot, so wie er es angeblich 1985 getan hatte, als sich der Hurrikan Gloria auf sein Hauptquartier in Virginia zubewegte. Damals, so sagte er, habe er gebetet, und in letzter Minute habe der Hurrikan beigedreht.
Das war ein großes Wunder, auch wenn Gloria auf der neuen, nordöstlichen Route viele Menschenleben forderte. (Aber dafür konnte Reverend Robertson nichts, denn zu dem Zeitpunkt lenkte er den Hurrikan ja schon nicht mehr.)
1988 hielt sich Reverend Robertson jedenfalls als
Wettermacher zurück, denn er wollte als klarsichtige,
kompetente Führungspersönlichkeit gelten - und nicht als völlig durchgeknallter Spinner. Als ich ihn sah, stand sein Bus vor der größten Fabrik in Leon, wo ausgerechnet Damenunterwäsche
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produziert wurde. Eine kleine Gruppe von
Damenunterwäscheproduzenten hörte brav zu, als Robertson erklärte, er trete ganz entschieden für die Familie ein, und sich damit scharf von all jenen Kandidaten absetzte, die nicht ganz entschieden für die Familie eintraten. Anschließend setzte sich Robertson wieder in seinen Bus, und die Arbeiter widmeten sich wieder dem Produzieren von Damenunterwäsche, und für vier Jahre war das Leben in Leon wieder normal.
So unterhaltsam Reverend Robertson auch war, die
Republikaner wählten 1988 als Team das wohl komischste Duo, das je dieses Land regiert hat. An der Spitze stand: George Herbert Walker Vanderbilt Pierce-Worcestershire
Kennebunkport Bush. Er hatte etwas wunderbar Einfältiges an sich. Wann immer er sich öffentlich äußerte, machte die ganze Nation Hä? Immer wieder wird über das Sprachproblem seines Sohnes, des gegenwärtigen Präsidenten George W. Bush,
spekuliert. Man fragt sich, warum es ihm so schwer fällt, Sätze mit Subjekt und Prädikat zu bilden. Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Als Kind hörte er ständig seinen Vater reden.
Erinnern Sie sich nur an einige Aussagen, die der ältere Bush während seiner Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika machte:
Über einen Song der Nitty Gritty Dirt Band: »Ich hatte ihnen gesagt, daß es da diese Nitty Ditty Nitty Gritty Great Bird... also daß es da heißt: Wer einen Regenbogen sehen will, muß auch den Regen ertragen.«
Über die First Lady: »Alle reden von Barbara. Wir vermissen sie wirklich. Aber ich habe ihr gesagt, daß ich sie nicht brauchen werde, weil mir bestimmt nicht schlecht wird.«
Über seine Gesundheit: »Ich brauche Ihnen nicht leid zu tun,
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nein, nein: Weine nicht um mich, Argentinien!«
Über seine Message: »Aber nun das Credo: Ich kümmere
mich.«
Über höheres Arbeitslosengeld: »Wenn ein Frosch Flügel hätte, würde er nicht mit dem Schwanz auf den Boden schlagen.
Das ist eine rein hypothetische Möglichkeit.«
1988, als Bush noch Vizepräsident war und in seiner Partei um die Nominierung als Spitzenkandidat kämpfte, sah ich ihn einmal auf einer Baustelle in Miami. Sein Konvoi machte gerade halt, und sein Pressesprecher sagte, dieser Stop sei nicht geplant gewesen - so wenig geplant wie der Bau des Hoover Damms. Es war die übliche Wahlkampfszene: Bush schüttelte Bauarbeitern die Hände, während sich die Leute vom Secret Service höchst alarmiert umsahen, als käme gleich ein Attentäter aus dem Dixieklo. Dann witterte der Vizepräsident die Chance für ein gelungenes Foto, als er eine Maschine erblickte, die sich
»Vibrationsroller« nennt - eine große, rattenscharfe, maskuline Dampfwalze, die von Sexhormonen angetrieben wird.
Bush erkannte seine Chance, einmal so richtig in
Präsidentenpose gehen zu können, erklomm den
Vibrationsroller, stellte sich neben den Mann im Fahrerhäuschen und begann - zum offensichtlichen Entsetzen der Secret-Service-Leute und dieses Mal tatsächlich vollkommen ungeplant - an Hebeln und Knöpfen herumzudrücken. Der Vibrationsroller vibrierte und rollte wie verrückt, rammte sich in den Boden, kam ruckartig wieder hoch und jagte Kameraleute und Reporter mit einer gewaltigen Staubwolke in die Flucht. Als es dem Mann im Führerhäuschen endlich gelang, die Maschine zu stoppen, kletterte Vizepräsident Bush herab, legte den Arm um den Arbeiter, strahlte und sagte
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