Die Adlon - Verschwoerung
meinem Glück und seinem Unglück hatte einer der Aufseher aus dem Kasino des Saratoga, ein Bursche namens Irving Goldstein, sich im Palette-Club in einen Transvestiten verliebt. Als ich hörte, dass er sich umgebracht hatte, weil Max dicht davorstand, ihn wegen dieser Geschichte zu feuern, fand ich es eine gute Idee, ihm die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben. Und als ich vorgestern Nacht zusammen mit Sanchez in Goldsteins Wohnung war, um nach Beweisen zu suchen, schmuggelte ich die technische Zeichnung mit hinein, die ich von dem Schalldämpfer angefertigt hatte, und sorgte dafür, dass Sanchez sie fand.
Später dann zeigte ich Lansky die Zeichnung und erklärte ihm, sie stelle einen Anscheinbeweis dafür dar, dass Goldstein der Mörder von Max Reles war. Und Lansky pflichtete mir sofort bei. Er pflichtete mir bei, weil er es so wollte, weil jedes andere Ergebnis geschäftsschädigend gewesen wäre. Wichtiger noch, damit würde ich sicher nicht mehr unter Verdacht stehen. So. Jetzt weißt du alles. Du kannst dich entspannen. Es war nicht deine Tochter, die Reles umgebracht hat. Ich habe es getan.»
«Ich weiß überhaupt nicht, wie ich sie je verdächtigen konnte», sagte Noreen. «Was bin ich nur für eine Mutter?»
«Denk nicht mehr darüber nach.» Ich grinste schief. «Als Dinah die Mordwaffe im Penthouse von Max sah, erkannte sie sie auf der Stelle wieder. Später hat sie mir erzählt, dass sie dachte, du hättest ihn erschossen. Ich hatte alle Mühe, sie zu überzeugen, dass der Nagant eine verbreitete Waffe war in Kuba - obwohl das nicht stimmt. Dein Nagant war der erste und einzige russische Revolver, den ich je in Kuba gesehen habe. Sicher, ich hätte ihr die Wahrheit sagen können, aber als sie mich informierte, dass sie zurück nach Amerika gehen würde, um dort zu studieren, sah ich keinen Grund dafür. Ich meine, wenn ich ihr erzählt hätte, wie es wirklich war, hätte ich ihr vielleicht auch alles andere erzählen müssen, nicht wahr? Ich meine, das ist doch das, was du wolltest? Dass Dinah Havanna verlässt und zur Universität geht?»
«Und deswegen hast du Max umgebracht», sagte Noreen.
Ich nickte. «Allerdings. Du hattest völlig recht. Du durftest nicht zulassen, dass sie bei einem Mann wie ihm bleibt. Er hätte sie in eine Opiumhöhle mitgenommen und Gott weiß was sonst noch alles. Ich habe ihn umgebracht aus Sorge, was aus ihr geworden wäre, wenn sie ihn tatsächlich geheiratet hätte.»
«Und weil Fredo dir alles erzählt hat, als du bei ihm in der Kanzlei warst, im Bacardi-Gebäude.»
«Er hat es dir verraten?»
«Auf dem Weg ins Krankenhaus. Das ist der Grund, warum du ihm geholfen hast, nicht wahr? Weil er dir gesagt hat, dass Dinah deine Tochter ist.»
«Ich habe darauf gewartet, dass du es mir sagst, Noreen. Und jetzt, wo du es gesagt hast, denke ich, dass ich darüber reden kann. Ist es wahr?»
«Es ist ein wenig spät, um diese Frage zu stellen, meinst du nicht? Im Hinblick auf das, was mit Max passiert ist?»
«Das Gleiche könnte ich dir vorhalten, Noreen. Ist es wahr?»
«Ja. Ja, es ist wahr. Es tut mir leid. Ich hätte es dir sagen müssen, doch dann hätte ich Dinah sagen müssen, dass Nick nicht ihr Vater war. Sie hatte immer eine sehr viel bessere Beziehung zu ihm als zu mir, bis zu seinem Tod. Ich hatte Angst, ihr das zu nehmen, verstehst du das? Ich weiß nicht, was passiert wäre, hätte ich es ihr gesagt. Als ich wusste, dass ich schwanger war - ich meine 1935, als sie geboren wurde -, hatte ich überlegt, dir zu schreiben. Lange habe ich überlegt. Aber ich sah, wie gut Nick zu ihr war, und ich brachte es nicht über mich. Er hat Dinah immer für seine eigene Tochter gehalten. Aber eine Frau weiß es besser. Mit den Monaten und dann den Jahren jedoch wurde es weniger wichtig. Schließlich brach der Krieg aus, und damit gab ich den Gedanken auf, dir zu schreiben. Ich hätte nicht einmal gewusst, wohin ich dir hätte schreiben sollen.
Als ich dich vor kurzem wiedersah, in dem Buchladen, habe ich meinen Augen nicht getraut. Selbstverständlich habe ich sofort daran gedacht, es dir zu sagen, noch am gleichen Abend. Aber du hast eine ziemlich geschmacklose Bemerkung von dir gegeben, und ich dachte, du wärst auch einer von diesen Leuten, die einen schlechten Einfluss ausüben. Du warst so verbissen und so zynisch, dass ich dich kaum wiedererkannt habe.»
«Ich kenne dieses Gefühl, Noreen. Dieser Tage erkenne ich mich manchmal selbst nicht wieder. Oder
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