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Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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hat. Du solltest mal überlegen, was passiert ist, bevor du in meinem Schiff aufgetaucht bist.«
    »Ich erinnere mich, dass ich an einem Einsatz gegen die Abfangjäger der Shyntanil teilgenommen habe«, antwortete die Drohne. »Als ich meine Ladenische aufsuchen wollte, habe ich anomale Gravitations- und Inertialwerte festgestellt. Als sie sich wieder normalisierten, befand ich mich in deinem Raumfahrzeug. Hältst du den Garten der Maschinen und die Raumschlacht mit den Vor und den Shyntanil für ein Produkt deiner überstrapazierten Einbildungskraft? Wenn ja, muss ich mein Urteil über die geistigen Fähigkeiten der Menschen revidieren.«
    »Soweit brauchst du nicht zu gehen«, entgegnete Robert. »Ich glaube, bei deiner Raumschlacht und deren Umgebung wie auch bei den Auseinandersetzungen auf dem Planeten Darien, die ich zuvor beobachtet habe, handelt es sich um Szenarienmodelle, die verworfen wurden, als irgendeine treibende Kraft eine Vielzahl von Ausgangsbedingungen durchgespielt hat …« Er lächelte. »Oder aber es handelt sich um komplexe Simulationen, die jemand aus unerfindlichen Gründen ablaufen lässt.«
    »Sollten deine wilden Vermutungen zutreffen«, sagte die Drohne, »wäre es dann möglich, dass die Gottheit unsere Anwesenheit bemerkt – falls das nicht bereits geschehen ist – und in irgendeiner Weise gegen uns vorgeht?«
    »Meiner bescheidenen Meinung nach bewegen wir uns durch einen unbewussten Bereich des Gottesbewusstseins oder an der Peripherie seiner unbewussten Gedanken. Hier ist nichts vernetzt. Alles wirkt zusammenhanglos …«
    Das Licht verblasste plötzlich, wie bei einer rasch einsetzenden Abenddämmerung. Die beiden Flussufer mit ihrem braun-grünen Bewuchs tauchten wieder auf, dahinter ragte dichter dunkler Wald auf.
    »Mir scheint, du warst in deinem Urteil etwas voreilig«, sagte Reski Emantes. »Ich finde das alles recht konsistent.«
    Das Boot wurde stetig von der Strömung mitgetragen, doch einen Moment lang meinte Robert, im Dollbord, an dem er sich festhielt, eine Erschütterung wahrzunehmen.
    »Ich orte humanoide Lebensformen«, sagte die Drohne. »Keine Hinweise auf ihre Absichten. Im Wasser ist ein großes Lebewesen – bislang ist es zweimal dicht an uns vorbeigekommen.«
    Die kleinen Verfolger am Flussufer waren zerlumpt gekleidet, und Robert meinte trotz der trüben Beleuchtung spitze Ohren und die faltigen Gesichter alter Männer auszumachen. Wie er sie so betrachtete, wurden Erinnerungen an die Feengeschichten wach, die von seiner Urgroßmutter Hirsch überliefert waren.
    »Kobolde«, murmelte er. »Das sind Kobolde …«
    Er hatte den Eindruck, dass sie ihm zuwinkten, deshalb winkte Robert zurück. Daraufhin gestikulierten sie noch heftiger als zuvor.
    »Du wirkst irgendwie besorgt«, meinte er.
    »Das bin ich auch«, sagte die Drohne. »Das Flusswesen hat kehrtgemacht und kommt geradewegs auf uns zu.«
    Robert konnte sich gerade noch festhalten, da raste eine hohe Welle aus dem Halbdunkel hervor und traf das Boot von der Seite. Robert fiel ins Wasser. Gegen den Kälteschock ankämpfend, tauchte er wieder auf. Als er nach Luft schnappte, bekam er mit, wie ein großes schlangenähnliches Wesen bei dem Versuch, sich auf die Drohne zu stürzen, das Boot zerschmetterte. Das Wesen hatte einen menschenähnlichen Oberkörper und langes, zotteliges schwarzes Haar, die Arme endeten in Klauen. Wasser strömte von seiner graugrünen Flanke, als es kreischend die Drohne angriff, deren Energiestrahlen anscheinend keine Wirkung zeigten.
    Plötzlich bäumte sich das Wesen auf, schlang die Arme um die Drohne, stürzte ins Wasser zurück und zog Reski Emantes mit sich. Robert schwamm ans linke Ufer. Hinter ihm schäumte das Wasser. Benommen tappte er durchs Schilf und taumelte zu der Stelle zurück, wo die Drohne im Wasser verschwunden war. Es blitzte mehrmals in der Tiefe, dann herrschte Ruhe.
    In Gedanken versunken stand er da – die Drohne war nichts weiter als die flüchtige Schöpfung einer Metaquantenumgebung gewesen, und es war verlorene Liebesmüh, um ein irreales Symbol zu trauern. Auf einmal fröstelte er – auch die Nässe und die Kälte mochten unwirklich sein, doch seine Empfindungen waren unangenehm realistisch. Er zog seine nassen Sachen aus und wrang sie aus, dann zog er sie wieder an. Sie waren noch immer feucht und klamm. Er setzte sich in Bewegung, hielt aber nach ein paar Schritten wieder an, denn auf einmal hatte er eine Erleuchtung.
    Die Kobolde am Ufer

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