Die Ahnen der Sterne: Roman (German Edition)
das Objekt gigantisch ist und bald hier sein wird. Ich schlage vor, dass du wegrennst.«
Die Propeller der Drohne neigten sich, und sie schwebte zur anderen Talseite davon. Robert trabte Reski Emantes hinterher, doch der Abstand vergrößerte sich immer mehr. Er zog das Tempo an, und bald darauf rannte er an einem Kiesufer entlang. Die Drohne flog über einen flachen Bach hinweg und durch eine Baumlücke am anderen Ufer. Inzwischen übertönte das knirschende Grollen Roberts lautes Keuchen und das Geräusch seiner Schritte.
Als er die Lücke im Baumbewuchs erreichte, war das Grollen ohrenbetäubend laut geworden, und der Nebel hatte sich verdichtet. Hinter der Lücke lagen hohe Bäume und dichtes Unterholz. Ein gelbes Licht blinkte im Nebel, und er vernahm eine Stimme: »Beeil dich, Robert Horst!«
Beinahe hätte er es nicht geschafft. Als er in den Wald eindrang, erbebte der Boden, und er hatte auf einmal das Gefühl, die Luft vibriere in seiner Lunge. Das Donnern hüllte ihn ein. Zu seiner Rechten stürzte ein Baum um, dann folgte unmittelbar vor ihm der nächste und riss zwei weitere Bäume mit sich. Der Boden fühlte sich auf einmal schwammig und instabil an. Vor ihm blinkte die Drohne über einem steilen Felshang. Robert stolperte und stürzte, versuchte sich mit den Händen abzustützen. Unmittelbar vor ihm kippte ein Baum um. Er rappelte sich hoch, kletterte über den Baumstamm, sprang auf den Boden und rannte weiter. Als der Wald sich lichtete, begann der Boden zum Hang hin in treppenartigen, moosbewachsenen Felsformationen anzusteigen. Er machte sich an den mühsamen Aufstieg, kam aber nur drei Stufen weit. Aufgrund der starken Vibrationen im Gestein fand er keinen Halt mehr, und das Grollen war so laut geworden, dass er sich auf einer Felsstufe zusammenrollte und sich die Ohren zuhielt. Und inmitten dieses Lärmgewitters kroch ein riesiger kalter Schatten heran, verschluckte den letzten Rest Helligkeit und rollte vorbei, ein gewaltiges Rad von etwa dreißig Metern Höhe, bestehend aus dunklem Holz und Metall. Der obere Rand war im dichten Nebel nur undeutlich zu erkennen, doch am Boden zermahlte das Rad Steine zu Staub und machte aus Bäumen Kleinholz. Dann folgte ein weiteres Rad und dann ein drittes, viertes. Dahinter schloss sich der wogende Nebel.
Wenn schon die Räder so gewaltig sind, dachte Robert, wie groß mag dann der Lenker des Gefährts sein? … Und wenn wir im Unterbewusstsein der Gottheit herumlaufen, was hat das dann zu bedeuten? Und gibt es eine Möglichkeit, mit einem solchen Wesen zu verhandeln?
19 Kao Chih
Als er aus einem tiefen, sich entziehenden Traum erwachte, von dem ihm nur noch verschwommene Gesichter gegenwärtig waren, vernahm er Stimmen, die Stimmen der Shyntanil-Wärter. Irgendwie klangen die vertrockneten Wesen aufgeregt.
»… eine Mondscherbe gegen … sie? Die Geistgötter? – Das ist kühn …«
»Der Höchste hat es befohlen – ihr Eingreifen stört Seine Pläne.«
»Aber was wir mit den Sonnenauge-Maschinen machen sollen – das ist gefährlich …«
»Ja, gefährlich für sie! Du weißt doch, wie der Alte Eisenzahn denkt. Wenn die Zuflucht der Geistgötter erst einmal zerstört ist, sind die Sonnenaugen … blind!«
Das Deck schwankte erst leicht und dann heftiger. Alarmglocken gellten.
»Was ist los?«
»Angriffsalarm! – Auf in den Kampf!«
Die Shyntanil-Wärter eilten los, während das Kryptschiff erbebte. Kao Chih sah, dass man die Drogenbehälter nicht ersetzt hatte. Dann aber bemerkte er, dass beide noch zu einem Viertel voll waren, und die Benommenheit setzte wieder ein – als auf einmal eine heftige Erschütterung durchs Deck lief. Das Gestell, mit dem Kao Chih in der Wandnische fixiert war, wurde zur Seite geschleudert. Etwas brach … und auf einmal konnte er seinen linken Arm wieder so weit bewegen, dass er über seine Brust hinweggreifen konnte.
Er spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Droge in seinem Kreislauf die Oberhand gewann. Deshalb löste er den Riemen, mit dem sein rechter Arm gefesselt war, zog die Nadel aus seinem linken Arm und kratzte mit der Nadelspitze über den schmutzverkrusteten Metallrahmen, um sie zu verstopfen. Dann drückte er die Spitze am Rahmen platt und setzte sie vorsichtig wieder ein. Inzwischen gähnte er und musste aufpassen, dass ihm nicht die Augen zufielen, doch er schaffte es, den ganzen Vorgang mit dem anderen Arm zu wiederholen, den rechten Armriemen wieder stramm zu ziehen und den
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