Die Ajima-Verschwörung
vergebliche Liebesmühe erweisen.«
»Dr. Nogami hat recht«, sagte Pitt. »Die Insel besteht fast vollkommen aus gewachsenem Felsen. Selbst bei einer heftigen Schockwelle wird es dort keine Erschütterungen und Verschiebungen geben.«
Einen Augenblick sagte Meeker nichts, sondern grinste nur.
Dann ließ er die Axt fallen. »Es geht ja auch nicht um die Erschütterungen und Verschiebungen«, erwiderte er mit hinterhältigem Lächeln, »sondern darum, daß die ganze Insel im Meer versinkt.«
62
Ungefähr fünfundzwanzig Meilen nordwestlich von Sheridan, dicht an der Südgrenze von Montana, dort, wo sich in Wyoming die Füchse gute Nacht sagen, saß Dan Keegan im Sattel seines Pferdes auf der Suche nach Jägern, die auf seinen Besitz eingedrungen waren. Während er sich vor dem Essen die Hände wusch, hatte er in der Ferne das Echo zweier Gewehrschüsse gehört und sofort seine Frau gebeten, sie möge das gebackene Hühnchen im Ofen warmstellen. Dann hatte er sich sein altes Mauser-Gewehr geschnappt und sein Lieblingspferd gesattelt.
Aber er war zu spät gekommen und fürchterlich wütend. Die Jäger und ihr geschossenes Wild waren verschwunden. Um mit einem Wagen auf seine Ranch fahren zu können, mußten die Eindringlinge entweder seinen Zaun durchschnitten oder das Schloß am Tor seiner Privatstraße, die zum Highway führte, zerschossen haben. Bald wurde es dunkel. Er beschloß, bis zum Morgen zu warten, bevor er einen seiner Helfer losschicken würde, um den Zaun abzureiten und das Tor zu überprüfen. Er saß auf und wendete das Pferd, um nach Hause zu reiten.
Nachdem er ein kurzes Stück geritten war, hielt er an.
Der Wind trug aus der Ferne das Geräusch eines Automotors heran. Er legte eine Hand ans Ohr und lauschte. Das Geräusch wurde lauter. Er trieb das Pferd den Hang einer kleinen Mesa empor und blickte aufs Flachland hinunter. Auf der Straße kam ein Fahrzeug heran und zog eine Staubwolke hinter sich her.
Keegan war überrascht zu sehen, daß es sich nicht um einen Lieferwagen, sondern um ein ganz gewöhnliches Auto handelte, die braune, viertürige Limousine eines japanischen Herstellers.
Der Fahrer bremste und hielt auf einem freien Stück der Straße an. Einen Augenblick stand der Wagen da, während der Staub über das Dach hinwegtrieb und sich auf das umliegende Gras senkte. Der Fahrer stieg aus, öffnete die Motorhaube und verschwand für einen Moment darunter. Danach ging er zum Heck des Wagens, hob den Kofferraumdeckel und holte ein Vermessungsgerät heraus. Neugierig sah Keegan zu, wie der Eindringling das dreibeinige Gestell aufbaute, das Gerät auf verschiedene hervorstechende Geländepunkte ausrichtete und dann die Entfernungen auf einem Clipboard notierte und sie mit den Angaben einer Landkarte verglich, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte.
Keegan verstand selbst etwas von Landvermessungen, doch noch nie hatte er eine Vermessung erlebt, die auf diese Art durchgeführt wurde.Der Fremde schien eher Interesse daran zu haben, seinen Standort zu bestätigen, als grundsätzliche Messungen anzustellen. Er sah zu, wie der Mann das Clipboard lässig ins Gebüsch warf, zur Vorderseite des Wagens ging und wie hypnotisiert den Motor anstarrte. Dann schien er sich selbst aus seinen Gedanken zu reißen, griff in den Wagen und zog ein Gewehr heraus.
Keegan hatte genug gesehen. Für einen Landvermesser, der heimlich ein Stück Wild schießen wollte noch dazu in Anzug und Schlips –, benahm sich dieser Eindringling allzu seltsam. Er ritt näher heran und beobachtete, wie der Fremde sich abmühte, eine Patrone in die Kammer zu schieben; eine Aufgabe, die ihm offensichtlich Schwierigkeiten bereitete. Er hörte Keegan nicht kommen. Jedes Hufgeräusch wurde durch die lockere Erde und das trockene Gras gedämpft. Keegan meldete sich erst, als er nur noch acht Meter entfernt war, und zog die Mauser aus einem Lederfutteral, das an seinem Sattel befestigt war.
»Sie wissen, daß Sie sich auf Privatgrund befinden, Mister?«
fragte er, das Gewehr in der Armbeuge.
Der Fahrer des braunen Wagens machte einen Satz und fuhr herum. Er ließ die Patrone fallen und rammte den Gewehrkolben gegen die Tür. Erst jetzt sah Keegan seine asiatischen Gesichtszüge.
»Was wollen Sie?« fragte der Mann verblüfft.
»Sie sind auf meinem Besitz. Wie sind Sie hier herein gelangt?«
»Das Tor war offen.«
Genau wie Keegan gedacht hatte. Die Jäger, die er verpaßt hatte, hatten das Tor gewaltsam geöffnet. »Was
Weitere Kostenlose Bücher