Die Ajima-Verschwörung
Richtungen zuschwanken. Auf den Gesichtern zeichnete sich Überraschung ab, dann Besorgnis und schließlich Angst.
»Das ist ein starkes Beben«, sagte Tsuboi nervös.
»Eines in dieser Stärke haben wir noch nie erlebt«, stieß Kurojima erschreckt hervor, während er sich mit dem Rücken an die Wand lehnte und den Arm ausstreckte, um sich abzustützen.
Yoshishu stand ganz still da, als sei er über das, was da passierte, schrecklich wütend. »Sie müssen mich hier herausbringen«, forderte er.
»Hier sind wir sicherer als im Tunnel«, überschrie Koyoma den wachsenden Tumult.
Diejenigen, die sich nicht irgendwo festklammerten, wurden zu Boden geschleudert, als die Druckwelle unter dem Lavafelsen hindurchlief und sich durch das tiefere Sediment fortsetzte. Das Kontrollzentrum wurde jetzt heftig durchgeschüttelt, da sich die sinkende Insel im Sandboden hin-und herbewegte. Ausrüstungsgegenstände, die nicht befestigt waren, fielen um und trudelten durch den Raum.
Tsuboi drückte sich in eine Ecke und starrte Kurojima benommen an. »Fühlt sich an, als würden wir fallen.«
»Die Insel senkt sich«, schrie Kurojima entsetzt auf.
Die zu Tode erschrockenen Männer im Drachenzentrum wußten nicht, konnten nicht wissen, daß die gewaltige Masse der Tsunami der Druckwelle nur in einem Abstand von zwei Minuten folgte.
Mit Pitt an der manuellen Steuerung rumpelte
Big Ben
im Zickzackkurs durch den Schlick und schlitterte auf den Boden des Grabens zu. Die Ketten verloren ständig ihren Halt und brachten damit das DSMV zum seitlichen Abrutschen, bis die Führungsräder sich wieder soweit in den Schlick gefressen hatten, daß sie erneut griffen.
Pitt hatte das Gefühl, das Kettenfahrzeug als Blinder in einer blinden Welt zu fahren. Geleitet nur von ein paar Anzeigen, Zeigern und einem Bildschirm mit farbigen Anweisungen, wog er seine Chancen anhand der Daten ab, die der Sonar-Laser Scanner von der Lage draußen aufzeichnete, und kam zu dem Schluß, daß er, solange er noch im Schlick saß, nur durch ein Wunder entkommen konnte. Nach den Berechnungen der Geophysiker war er noch nicht einmal annähernd weit genug gefahren, um den vorhergesagten Ausläufern des Erdrutsches zu entgehen.
Jetzt hing alles davon ab, festen Grund oder einen Felsen zu finden, der stabil war und ihn nicht abrutschen ließe. Selbst in diesem Fall bildete jedoch der Graben die gefährlichste Hürde.
Er befand sich auf der falschen Seite. Um sich an der japanischen Küste in Sicherheit zu bringen, hätte er mit dem mächtigen Fahrzeug bis zum Grund fahren und den Hang auf der anderen Seite wieder hochfahren müssen.
Er konnte es nicht sehen, und sein Scanner konnte es ihm nicht mitteilen, doch es gab weder festen Untergrund noch sanfte Hänge, über die das DSMV auf flaches Terrain nach oben hätte fahren können. Die große Fraktur im Meeresboden vertiefte sich, wand sich in südöstlicher Richtung und bot für die nächsten achthundert Kilometer keinerlei Chancen auf ein Entkommen. Zu spät informierte sein Scanner ihn über den mächtigen, von einem Erdbeben verursachten Erdrutsch, der an der Ostwand des Grabens entlangraste – ähnlich wie Sand durch eine Eieruhr und sich ihm mit gewaltigem Tempo näherte.
Big Ben
schob sich noch immer durch den weichen Untergrund, als die Lawine das Fahrzeug einholte.
Pitt merkte, wie der Boden unter dem Fahrzeug wegrutschte, und wußte, er hatte das Rennen verloren.
Das Donnern der Lawine hörte sich an wie ein Wasserfall in einem gekachelten Raum. Er sah die Hand des Todes, die nach ihm griff und ihn berührte, und fand gerade noch Zeit, seinen Körper anzuspannen, bevor eine riesige Schlammwand das DSMV einhüllte, herumwirbelte, in die schwarzen Tiefen nach unten schob und es unter einer riesigen Schlickmasse verbarg.
Das nächtliche Meer schien verrückt zu spielen, als die gewaltige Masse der Tsunami sich turmhoch aufrichtete, wütend, wild und zerstörerisch.Sie kam aus der Dunkelheit geschossen, nur um noch höher anzusteigen, wenn sie auf die Sandbänke der Insel traf; die schiere Größe ihrer Macht überstieg jedes menschliche Vorstellungsvermögen.
Während sich die Front der Riesenwelle verlangsamte, als der Meeresboden anstieg, staute sich dahinter das Wasser an und stieg mit phantastischer Geschwindigkeit, bis es die Höhe eines achtstöckigen Gebäudes erreicht hatte. Schwärzer als die Nacht selbst, mit Wogenkämmen, die in phosphoreszierendem Feuer zu explodieren schienen, und
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