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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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seines Zimmers im Wohnheim, sturzbetrunken, und uriniert seinem unten vorbeigehenden Klassenkameraden Henry auf den Kopf. Am Wochenende vor zwei Wochen habe ich ihn aus dem Mädcheninternat holen müssen, die Schwestern haben ihn dort aus der Gemeinschaftsdusche gezogen. Chest war mit fünf Mädchen beschäftigt . Vorgestern hat er einem Schüler, der eine Stufe über Chest steht, einen Duschkopf in den Anus gerammt und das Wasser so heiß wie möglich aufgedreht. Sie wollen nicht wissen, was das für diesen Schüler bedeutet, glauben Sie mir.«
    Sowohl sein Vater wie auch seine Mutter starrten nun Chest an. Dieser erwiderte die Blicke, sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Wie sind seine schulischen Ergebnisse?«, fragte schließlich sein Vater und blickte wieder zu Crawn.
    »Sehr gut, alles scheint ihm einfach von der Hand zu gehen. Im Nahkampf ist er ein Naturtalent, nein, eine Koryphäe. Was wahrscheinlich in der Familie liegt.« Crawn lächelte. »Und in Imagination scheint er unschlagbar.«
    »Tatsächlich?«, fragte sein Vater.
    »Nun, Ihr Sohn scheint einen natürlichen Zugang zur Gedankenwelt zu haben. Er hat die Gabe. Er ist der beste Schüler seit Jahrzehnten.«
    Chests Vater sah mürrisch aus. »Ich weiß, dass dieser Schwachsinn an dieser Schule gelehrt wird, aber ich glaube nicht daran. Wenn es so etwas gibt, warum herrschen dann nicht die Leute, die das angeblich können, über die Welt?«
    Crawns Grinsen war bitter. »Ja, warum nicht?« Er zuckte die Schultern. »Mir ist bekannt, dass Sie selbst kein Outsider sind, deshalb ist Ihre Skepsis nachvollziehbar. Aber denken Sie an Ihre Herkunft.«
    Es folgte einige Augenblicke Stille.
    »Seine Leistungen sind also überdurchschnittlich gut, sein Benehmen ist es aber nicht?«
    Crawn nickte.
    Er sah seinen Sohn an. »Lassen Sie uns allein, Crawn.«
    Crawn kam auf die Beine. »Natürlich.« Er ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Du hast fünf Minuten, um dich zu erklären«, sagte sein Vater.
    Chest starrte in das bärtige Gesicht des Mannes, der ihn gezeugt, und mit dem er so viel Ähnlichkeit hatte. Er hatte seine grauen, beinahe blauen Augen, das dichte, blonde Haar, die hohe Stirn und die gerade, schlanke Nase. Er hatte seinen Ehrgeiz, wenngleich sich dieser auf andere Art äußerte. Und er hatte seine Kaltherzigkeit, doch auch diese trat auf andere Weise zutage.
    »Alle haben verdient, was sie bekommen haben«, sagte Chest leise, aber bestimmt. »Jeder einzelne. Ich bin auf dieser Welt, um den Menschen zu bringen, was sie verdienen. Eure Redlichkeit ist nicht echt; meine ist wahrhaftig. Ihr habt kein Rückgrat; meines ist aus Stahl. Ihr lebt im moralischen Graubereich; ich trenne schwarz von weiß konsequent. Ich bin euer Tod .«
    Er sah die Faust seines Vaters kommen, fast in Zeitlupe auf sich zurasen, doch er wich nicht aus. Ein Knacken, dann schoss ihm eine Blutfontäne aus der Nase. Chests Kopf wurde herumgerissen. Er fiel vom Stuhl. Vor seinen Augen explodierte die Realität, verzerrte sich und färbte Raum und Zeit schwarz. Er schmeckte sein eigenes Blut; es lief ihm innen die Speiseröhre hinab.
    Er wurde gepackt, auf die Beine gezogen, und das nächste, das er sah, war die näherkommende Tischkante. Chest konnte spüren, wie sich auf seiner Stirn die Platzwunde auftat. Blut lief ihm in die Augen.
    ›Wehr dich!‹, kreischte Hora in Gedanken. ›Mein Gott, du bist ihm überlegen! Wehr dich! Schlag ihm den Schädel ein!‹
    ›Nein‹, antwortete er benommen.
    Chest lag wieder auf dem Boden. Er röchelte, um nicht am Blut zu ersticken. Immer wieder spuckte er aus, denn durch seine Nase war kein Atmen mehr möglich.
    »Jetzt zeig mir, wie du mit deinen Gedanken lenkst!«, höhnte sein Vater über ihm. »Hindere mich doch daran, das zu tun!«
    Ein Tritt, direkt unter die Rippen. Chest bekam für ein paar Momente gar keine Luft mehr. Er krümmte sich, versuchte zu atmen, hielt sich den Bauch und wehrte sich gegen die drohende Ohnmacht.
    ›Das ist nicht richtig‹, sagte Hora. › Du darfst so etwas nicht durchgehen lassen. Nicht du, Chest.‹
    ›Ich werde meine Rache bekommen. Der Tag, an dem mein Vater nicht mehr gebraucht wird, ist nah.‹
    Hora schwieg.
    Chest versuchte, sich aufzurappeln, doch es gelang ihm nicht. Er konnte nichts sehen, sein Gesicht war blutverschmiert. In seinem Kopf wurde sekündlich ein neues Feuerwerk gezündet, bestehend aus Schmerz, Schwärze und dem Wunsch, bewusstlos zu werden.
    Aber er konnte fühlen ,

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