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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Augen blickten flehend zu Loki. »Herr von Schallern, bitte, geben Sie uns Antworten. Es ist unser Kind ! Sie können sich nicht vorstellen, was wir durchmachen. Bitte, wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie es uns! Bitte!«
    Es ist, als müsstest leise du klopfen an die Tür, du hättst dich nur verirret, und kämst nun müd zurück.
    Loki erwiderte den Blick aus den bekümmerten Augen. Mit einer unscheinbaren Bewegung zog er eine seiner Visitenkarten aus der Hosentasche und reichte sie Herrn Gerber. »Falls Sie mich eines Tages erreichen möchten.« Er ging auf das Gartentürchen zu.
    Wir armen, armen Toren! Wir irren ja im Graus des Dunkels noch verloren – du fandst dich längst nach Haus.
    »Herr von Schallern!«, rief Frau Gerber hinter ihm her und tauchte neben Loki auf. Sie hielt ihn am Arm fest. »Warum sind Sie hier? Haben Sie Hinweise gesucht?«
    Loki musterte ihr Gesicht, registrierte die Überreste einer schlecht entfernten Wimperntusche, die roten Flecken um Nase und Augen. Wieder brachte er seine Mundwinkel zum Lächeln.
    »Eichendorff«, sagte er und machte sich aus ihrem Griff frei. Er warf Herrn Gerber einen letzten Gruß mit der Hand zu und drehte sich wieder um. »Lesen Sie das Gedicht Eichendorffs!«

    *
    Er sprang in seinen Mietwagen, zog das Smartphone heraus und tätigte einige Anrufe. Anschließend fuhr er zurück in die Kieler Innenstadt und steuerte auf die Uni-Klinik zu. Nach einigem Suchen fand er einen nahen Parkplatz, lief zum Eingang und nahm den gleichen Weg in die Pathologie, den Tim und er am Tag zuvor genommen hatten. Loki musste nicht lange nach der Ärztin fragen, die für den Zombie-Leichnam zuständig war. Sie kam ihm auf dem Flur entgegen, zusammen mit einem Kollegen.
    »Ah, Herr von Schallern«, erinnerte sie sich und gab ihm die Hand. »Möchten Sie noch einen Blick auf das Mädchen werfen? Der Abschlussbericht ging heute Morgen an Herrn Lünsmann.«
    Loki schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Darf ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen?« Er sah den jungen Mann an, den die Pathologin bei sich hatte.
    »Geh schon mal vor«, sagte sie zu ihm und vergrub die Hände in den Taschen ihres weißen Kittels. »Ich komme gleich nach. Bestell mir die Tagessuppe, sei so lieb.«
    Der Mann nickte und ging davon, den Flur hinunter.
    Die Pathologin sah Loki an. »Was kann ich für Sie tun?« Sie nahm den Ausweis entgegen, den Loki ihr hinhielt, und betrachtete das Foto darauf. Sie lächelte. »BKA, soso. Auf dem Bild waren Sie noch ein paar Jahre jünger, was? Wie lange arbeiten Sie denn schon für den Verein? So alt können Sie ja noch nicht sein. Lassen Sie mich raten: Sie sind um die dreißig, maximal fünfunddreißig?«
    Loki warf einen Blick auf ihr Namensschild am Kragen. »Das, was ich jetzt von Ihnen verlange, Frau Winter, muss unter uns bleiben. Kein Wort zu anderen, nicht einmal zu Lünsmann.«
    Die Pathologin nickte und gab Lokis Ausweis zurück. »Wie Sie wünschen, Herr von Schallern. Ich hoffe, es geht um ein Abendessen? Heute würde es mir gut passen.« Sie lächelte.
    »Sie haben sicher eine Blutprobe genommen?«
    »Von Ihnen?« Loki sah sie nur an, deshalb seufzte sie leise. »Selbstverständlich haben wir eine Blutprobe genommen. Keine auffälligen Substanzen, falls Sie das fragen wollen.«
    »Haben Sie auch hiernach gesucht?« Er hielt ihr einen kleinen Notizzettel hin, den sie nahm und las.
    »Oh! Interessanter Ansatz.« Sie runzelte die Stirn. »Das könnte ja vielleicht sogar die-«
    »Kein Wort«, unterbrach Loki. »Denken Sie nicht, tun Sie es einfach. Seien Sie so nett, mich über Ihre Ergebnisse unverzüglich in Kenntnis zu setzen. Und tun Sie es selbst. Ich will, dass außer uns beiden keiner von diesen Untersuchungen weiß. Ich muss Sie nicht an Ihre Verpflichtung als Rechtsmedizinerin der Behörde gegenüber erinnern.«
    Frau Winter schüttelte den Kopf. »Nein, müssen Sie nicht. Sie können sich auf mich verlassen, Herr von Schallern.«
    Loki lächelte. »Sehr schön. Das hat jetzt absolute Priorität. Sie erreichen mich unter meiner Handynummer. Hier ist meine Visitenkarte.« Er reichte sie ihr. »Ich warte auf Ihren Anruf.«
    »Ein Abendessen zum Dank für meine Verschwiegenheit und überaus gute Arbeit?«
    Loki betrachtete sie eine Weile, drehte sich schließlich um und ging mit schnellen, großen Schritten den Flur hinunter.

    *
    Lünsmann sah Tim an, als wolle er ihm sämtliche Geheimnisse der Weltgeschichte aus den Augen ziehen. Die Unterlagen

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