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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Hände an der Hose ab. »Wie können Akten in einem Metallschrank verbrennen?«
    »Sie lagerten nicht in Schränken, sie lagen offen herum.«
    Er drehte sich zur Sekretärin um und runzelte die Stirn. »Warum?«
    Die ältere Frau sah grimmig aus, und das lag nicht allein an diesen schmalen, zu einem Strich verhärteten Lippen und dem strengen Zug um die Augen. Sie war alles andere als entzückt über die Störung, die Tim mit seinen Fragen darstellte. Sichtbar mühsam bezwang sie ihren Unmut, faltete die Hände vor sich.
    »Nun, wie ich erwähnt habe, waren die Schreiberlinge der Schülerzeitung dabei, den Jahresrückblick aufzusetzen. Zu diesem Zweck bedienen sie sich immer den Archiven, denn zumeist benötigen sie Informationen aus der Schulhistorie. Der Direktor erlaubt ihnen, die Unterlagen herumliegen zu lassen, damit sie diese nicht täglich neu heraussuchen müssen. Aus diesem Grund lagen die Akten auch zum damaligen Zeitpunkt frei herum.«
    Er nickte und ließ den Blick durch den großen Kellerraum wandern, drehte sich dabei einmal um die eigene Achse. Auf dem Konferenztisch, der sicher irgendwann aus einem der oberen Räume einem neuen hatte weichen müssen, lagen die von ihm kopierten Akten. Er versuchte, sich vorzustellen, wie hier alles mit herumliegenden Papieren übersät war, wie die Schüler an ihren Artikeln arbeiteten, und wie in der Nacht ein Feuer alles hinwegraffte.
    »Erzählen Sie mir mehr über die Ermittlungen«, sagte Tim und sah die alte Frau wieder an.
    »Wir hatten die Schulbehörde damals hier, Herr Jung. Können Sie das nicht alles selbst nachlesen?«
    Tim versuchte ein Lächeln. »Klar kann ich das. Aber ich höre es lieber von Ihnen, weil Sie ja dabei waren.«
    Die alte Frau erwiderte sein Lächeln. Sie sah aus wie ein weinender Harlekin, dem man die Mundwinkel nach oben gemalt hatte. »Das Feuer verzehrte sämtliche Akten, die herumlagen, sowie jene in den nicht geschlossenen Schubladen der Schränke. Natürlich haben wir Feuermelder, und so konnte die Feuerwehr einen größeren Schaden verhindern. Sie kam rechtzeitig, ehe das Metall der Spinde nachgeben konnte. Die Untersuchungen der Schulbehörde zeigten, dass die Schüler vergessen hatten, eine Kerze zu löschen. Sie muss heruntergebrannt sein und so die Papiere angesteckt haben.«
    Wieder sah Tim sich um. Die Vorstellung, in diesem kargen Raum, der bis in jede Ecke mit Neonlicht ausgestrahlt war, eine Kerze anzuzünden, war in etwa so absurd wie das Lächeln auf den Lippen der Sekretärin. Er verkniff sich allerdings eine Bemerkung, denn was sollte die alte Schabracke dazu schon sagen können? Auf diese harsche Erwiderung konnte er verzichten. Stattdessen fragte er: »Haben Sie eine Ausgabe der Schülerzeitung, an der die Kinder damals gearbeitet haben?«
    »Natürlich.« Die alte Frau setzte sich in Bewegung, ging gezielt zu einem der Schränke in einer der anderen Reihen, zog eine Schublade heraus, befeuchtete sich den Zeigefinger der rechten Hand und ließ ihn über die darin aufgehängten Akten gleiten. Schließlich zog sie eine hervor, schloss die Schublade, ging zu Tim zurück und gab sie ihm.
    »Danke.« Tim warf einen Blick auf das Titelblatt – aus Hochglanzpapier natürlich – und las: ›Jahresrückblick‹. Darunter war die Schule abgebildet, von oben aufgenommen. Auf dem hinteren Teil des Campus’ hatten sich unzählige Schüler so hingestellt, dass sie zusammen die Jahreszahl 2009 ergaben.
    Mit einem weiteren Lächeln zur Sekretärin ging Tim zu seinen Unterlagen hinüber und legte das Heft darauf. »War die Zeitung fertig? Ich meine, waren die Artikel fertig, bevor die Akten, die die Schüler dafür gebraucht haben, verbrannt sind?«
    Ein Kopfschütteln. »Leider nicht.«
    »Gab es irgendeinen Artikel, der deshalb gar nicht geschrieben werden konnte?«
    Wieder das Kopfschütteln, langsam und bedacht. »So viel ich weiß, nein. Das meiste, das die Schüler aus den Akten nehmen, sind Daten, Fakten oder Fotos. Diese Dinge runden die Artikel nur ab.«
    Tim langte nach dem Rückblick und blätterte in ihm, gab aber keiner Seite besondere Beachtung. »Können Sie mir das erklären? Wie zum Beispiel sieht so ein Artikel aus?«
    »Herr Jung, bitte vergessen Sie nicht, dass ich noch anderweitig Arbeit habe. Die macht sich nicht von selbst.«
    »Schon klar. Nur diese Antwort noch.«
    Die alte Frau seufzte. »Das beste Beispiel ist wohl der doppelseitige Artikel zu Ehren des Schulbesten. Seit Jahren, seit 2009, um genau zu

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