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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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davon.
    »Müßiggang, von wegen«, murmelte Tim und sah Veden nach. Der Kerl bewegte sich wirklich gewandt und geschmeidig. Das musste man ihm lassen. Die Frauen flogen auf solche Typen. Vielleicht sollte Tim auch mit einem Kampfsport beginnen? Und sich an das Anzugtragen gewöhnen?
    Er schüttelte die Gedanken ab und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Dort warf er die Unterlagen auf den Tisch, zog Jeans und Sweatshirt an und rief sich ein Taxi. Er ging hinaus und wartete vor dem Schultor. Eine Zigarette später kam das Taxi und Tim ließ sich zum Präsidium fahren.

    *
    Was ist mir denn so wehe? Es liegt ja wie im Traum, der Grund schon, wo ich stehe, die Wälder säuseln kaum.
    Das Wolkengebirge am Himmel schickte kleine Vorboten herunter, die mit den Blättern am nahen Waldrand spielten. Was Loki aus seiner Heimat als Sturm kannte, besaß hier im flachen Norden eine völlig andere Präsenz. Er konnte beinahe die Regenmassen des nahenden Orkans riechen, der spätestens in der Nacht über sie hereinbrechen würde.
    Noch von der dunklen Höhe. Es komme wie es will, was ist mir denn so wehe – wie bald wird alles still.
    Er ließ den Blick zum unzähligsten Mal durch den Garten wandern, von der Schaukel hinüber zum Sandkasten, von dort nach oben und zu der Hecke, die Hecke entlang und schließlich, um einige Perspektiven weiter nach hinten versetzt, hinüber zum Waldrand. Einige Zeit sah er den Baumwipfeln dabei zu, wie sie sich im Wind wiegten, als wollten sie diesen mit ihrer rauen Oberfläche streicheln. Dann senkte er die grauen Augen auf das Smartphone.
    Das ist’s, was mich ganz verstöret: Dass die Nacht nicht Ruhe hält, wenn zu atmen aufgehöret lange schon die müde Welt.
    Mit flinken Fingern bediente er den Touchscreen, ließ sich seinen Standort anzeigen und betrachtete einige Sekunden lang die Karte. Anschließend markierte er etliche Punkte auf der Karte, speicherte sie und steckte das Smartphone zurück in die Hosentasche. Mit der anderen Hand fischte er die Zigaretten heraus und zündete sich eine an. Er ging zur Schaukel hinüber und setzte sich.
    Dass die Glocken, die da schlagen, und im Wald der leise Wind jede Nacht von neuem klagen um mein liebes, süßes Kind.
    Lokis Blick richtete sich auf den Boden, wurde starr. Nun bewegte er sich fast eine ganze Stunde lang nicht mehr, nur sein Haar wurde vom Wind zerzaust, und seine Rechte führte die Zigaretten zum Mund, aschte ab und ließ die heruntergerauchten Stummel zu Boden fallen.
    Dass mein Herz nicht konnte brechen bei dem letzten Todeskuss, dass ich wie im Wahnsinn sprechen nun in irren Liedern muss.
    Als er gerade die siebte Zigarette rauchte, hörte er Schritte. Loki blieb sitzen, hob aber den Kopf, als er die beiden Gestalten durch das Gartentürchen kommen sah. Er aschte neben sich und musterte den Mann.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte Frau Gerber. Sie hatte rote Flecken im Gesicht. »Wie sind Sie reingekommen? Es war abgesperrt! Sind Sie über den Zaun geklettert? Wenn Sie-«
    Ihr Mann unterbrach sie, indem er ihr eine Hand auf die Schulter legte. Er sah Loki eingehend an. »Sie sind der, der meiner Frau gesagt hat, dass wir unseren Kevin nicht aufwachsen sehen werden?«
    Von fern die Uhren schlagen, es ist schon tiefe Nacht, die Lampe brennt so düster, dein Bettlein ist gemacht.
    Loki ließ die Zigarette zu den anderen auf den Boden fallen und stand auf. »Von Schallern mein Name. Sie sind Herr Gerber, nehme ich an.«
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«, fragte die Frau.
    »Das Gartentor.« Loki deutete hinüber. »Es hält Kinder auf, aber für einen Erwachsenen ist es ein leichtes, drüberzuspringen.«
    »Das ist Hausfriedensbruch!« Der Mann machte einen Schritt auf Loki zu. »Was wollen Sie hier?«
    Die Winde nur noch gehen wehklagend um das Haus, wir sitzen einsam drinnen und lauschen oft hinaus.
    Loki ließ den Blick erneut hinüber zum Wald gleiten. »Ein schmaler Waldstreifen, nicht wahr? Dahinter liegt gleich Kiels Industriegebiet.«
    Das Ehepaar Gerber war sichtlich verwirrt über den Themenwechsel. Beide sahen hinüber, antworteten aber nichts.
    Loki sah sie an, zuerst sie, dann ihn. Er ließ seine Mundwinkel lächeln. »Ein Sturm kommt auf. Sie sollten sich heute gut im Haus verbarrikadieren, zusammen mit Ihrer Tochter.«
    Die Abneigung, die Herr Gerber seinem ungebetenen Gast hatte zukommen lassen, schwand urplötzlich. Seine Schultern sackten herunter, in seinem Gesicht zeichnete Traurigkeit die Züge, die

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