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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hörte ihre Worte nicht. Er ging hinter ihr zum Fenster und wanderte dann zur Bar. »Sie erwähnten zwei Firmen. Welches ist die andere?«
    »Brim, Stearns und noch jemand. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich näher mit ihr zu beschäftigen. Es ist irgendwie merkwürdig; im Protokoll war keine der beiden Firmen als Vertreter irgendeines Beklagten aufgeführt, aber bei der Durchsicht der Akten bin ich immer wieder auf beide gestoßen, vor allem auf White and Blazevich.«
    »Wie groß ist Brim, Stearns und noch jemand?«
    »Das kann ich morgen herausfinden.«
    »So groß wie White and Blazevich?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Raten Sie einfach. Wie groß?«
    »Zweihundert Anwälte.«
    »Okay. Jetzt stehen wir bei sechshundert Anwälten in zwei Firmen. Sie sind die Anwältin, Darby. Wie können wir Garcia finden?«
    »Ich bin keine Anwältin und auch kein Privatdetektiv. Sie sind der recherchierende Reporter.« Dass er »wir« sagte, gefiel ihr nicht.
    »Ja, aber ich bin noch nie in einer Anwaltskanzlei gewesen, außer bei meiner Scheidung.«
    »Dann haben Sie Glück gehabt.«
    »Wie können wir ihn finden?«
    Sie gähnte wieder. Sie hatten fast drei Stunden geredet, und sie war erschöpft. Sie konnten am Morgen weitermachen. »Ich weiß nicht, wie er gefunden werden kann, und ich habe mir darüber auch noch nicht den Kopf zerbrochen. Ich werde darüber schlafen und es Ihnen morgen früh sagen.«
    Grantham war plötzlich die Ruhe selbst. Sie stand auf und trat an die Bar, um sich ein Glas Wasser zu holen.
    »Ich hole meine Sachen«, sagte er, während er die Tonbänder an sich nahm.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun?« fragte sie.
    »Vielleicht.«
    Sie schwieg einen Moment und betrachtete die Couch.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, heute nacht hier auf der Couch zu schlafen? Ich habe schon seit geraumer Zeit nicht mehr gut geschlafen, und ich brauche eine ruhige Nacht. Es wäre - es wäre ein gutes Gefühl, wenn ich wüsste, dass Sie hier drinnen sind.«
    Er schluckte hart und betrachtete gleichfalls die Couch. Sie war bestenfalls anderthalb Meter lang und schien alles andere als bequem zu sein.
    »Gern«, sagte er und lächelte sie an. »Das kann ich verstehen.«
    »Ich bin ziemlich mit den Nerven herunter.«
    »Ich verstehe schon.«
    »Es tut gut, jemanden wie Sie in der Nähe zu haben.« Sie lächelte schüchtern, und Gray schmolz dahin.
    »Es macht mir nichts aus«, sagte er. »Kein Problem.«
    »Danke.«
    »Schließen Sie die Tür zu, legen Sie sich ins Bett und schlafen Sie gut. Ich werde hier sein, und alles ist in bester Ordnung.«
    »Danke.« Sie nickte und lächelte abermals, dann machte sie die Tür zum Schlafzimmer hinter sich zu. Er lauschte, aber sie schloss sie nicht ab.
    Er saß im Dunkeln auf der Couch und behielt ihre Tür im Auge. Irgendwann nach Mitternacht döste er ein und schlief, die Knie nicht weit von seinem Kinn entfernt.
31
    I hr Chef war Jackson Feldman, er war der Che fredakteur; dies war ihr Revier, und sie ließ sich von niemandem etwas bieten außer von Mr. Feldman. Besonders nicht von einem unverschämten Typ wie Gray Grantham, der vor Mr. Feldmans Tür stand und sie bewachte wie ein Dobermann. Sie warf ihm finstere Blicke zu, und er lächelte sie an, und das ging nun schon seit zehn Minuten so, seit sie sich da drinnen zusammengesetzt und die Tür hinter sich zugemacht hatten. Weshalb Grantham draußen wartete, wusste sie nicht. Aber dies war ihr Revier.
    Das Telefon läutete, und er schrie sie an: »Keine Anrufe!«
    Dir Gesicht rötete sich sofort, und ihr Unterkiefer sackte herab. Sie griff zum Hörer, hörte eine Sekunde zu, dann sagte sie: »Tut mir leid, aber Mr. Feldman ist in einer Besprechung.« Sie funkelte wieder Grantham an, der nachdrücklich den Kopf schüttelte. »Ja, ich werde ihn bitten, so bald wie möglich zurückzurufen.« Sie legte auf.
    »Danke!« sagte Grantham, und das brachte sie aus der Fassung. Sie war im Begriff gewesen, etwas Unfreundliches zu sagen, aber nach dem »Danke!« fiel ihr nichts mehr ein. Er lächelte sie an, und das machte sie noch wütender.
    Es war halb sechs, Zeit, Feierabend zu machen, aber Mr. Feldman hatte sie gebeten, noch zu bleiben. Und Grantham stand nach wie vor lächelnd an der Tür, keine drei Meter von ihr entfernt. Sie hatte Gray Grantham noch nie gemocht. Aber schließlich gab es in der Post kaum jemanden, den sie mochte. Ein Volontär erschien und strebte offensichtlich auf die Tür zu, aber der Dobermann stellte sich ihm

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