Die Akte
in den Weg.
»Tut mir leid, im Augenblick können Sie nicht hinein«, sagte Grantham.
»Und weshalb nicht?«
»Sie haben eine Besprechung. Geben Sie es bei ihr ab.« Er zeigte auf die Sekretärin, die es hasste, wenn man mit dem Finger auf sie zeigte und von ihr einfach als von »ihr« sprach. Sie war inzwischen einundzwanzig Jahre hier.
Der Volontär ließ sich nicht so leicht einschüchtern. »Also gut. Aber Mr. Feldman wollte, dass ich diese Papiere hier genau um halb sechs bei ihm abliefere. Jetzt ist es genau halb sechs, hier bin ich, und hier sind die Papiere.«
»Wir sind mächtig stolz auf Sie. Aber Sie können nicht hinein, verstanden? Geben Sie Ihre Papiere der netten Dame dort drüben, und morgen früh wird die Sonne wieder scheinen.« Grantham stellte sich mitten vor die Tür und schien zum Kampf bereit, falls der Junge beharrlich bleiben sollte.
»Ich nehme sie«, sagte die Sekretärin. Sie nahm sie, und der Volontär verschwand.
»Danke!« sagte Grantham abermals laut.
»Ich finde, Sie sind ziemlich unverschämt«, fauchte sie. »Ich habe ›Danke!‹ gesagt.« Er versuchte, verletzt dreinzuschauen.
»Sie sind ein Klugscheißer.«
»Danke!«
Die Tür wurde plötzlich geöffnet, und eine Stimme rief heraus: »Grantham.«
Er lächelte sie an und ging hinein. Jackson Feldman stand hinter seinem Schreibtisch. Seine Krawatte war bis zum zweiten Knopf herunter gelockert und die Hemdsärmel bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt. Er war einsfünfundneunzig groß, ohne ein Gramm Fett. Mit achtundfünfzig nahm er an zwei Marathons im Jahr teil und arbeitete fünfzehn Stunden am Tag.
Smith Keen stand gleichfalls und hielt das vierseitige Exposé einer Story in der Hand, zusammen mit einer Kopie von Darbys handschriftlicher Reproduktion des Pelikan-Dossiers. Feldmans Exemplar lag auf dem Schreibtisch. Sie wirkten leicht benommen.
»Machen Sie die Tür zu«, sagte Feldman zu Grantham. Gray machte die Tür zu und setzte sich auf die Kante eines Tisches. Niemand sprach.
Feldman rieb sich heftig die Augen, dann sah er Keen an.
»Wow«, sagte er schließlich.
Gray lächelte. »Womit Sie sagen wollen, das ist es. Ich liefere Ihnen die tollste Story seit zwanzig Jahren, und Sie sind so hingerissen, dass sie ›Wow‹ sagen.«
»Wo ist Darby Shaw?« fragte Keen.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das ist Teil der Abmachung.«
»Welcher Abmachung?«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Wann haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Gestern abend, und dann noch einmal heute morgen.«
»Und das war in New York?«
»Was spielt es für eine Rolle, wo wir miteinander gesprochen haben? Wir haben miteinander gesprochen, okay? Sie hat geredet. Ich habe zugehört. Ich bin zurückgeflogen. Ich habe das Exposé geschrieben. Also, was meinen Sie?«
Feldman ließ sich langsam auf seinem Sessel nieder. »Wieviel weiß das Weiße Haus?«
»Keine Ahnung. Verheek hat Darby erzählt, dass es an irgendeinem Tag der vergangenen Woche dem Weißen Haus übergeben wurde und dass zu der Zeit das FBI der Ansicht war, man sollte der Sache nachgehen. Und dann, nachdem das Weiße Haus es hatte, zog sich das FBI aus irgendeinem Grund zurück. Das ist alles, was ich weiß.«
»Wieviel hat Mattiece dem Präsidenten vor drei Jahren gegeben?«
»Millionen. Natürlich alles über eine Unzahl von politischen Aktionskomitees, die er kontrolliert. Dieser Kerl ist äußerst gerissen. Er hat einen Haufen Anwälte, und sie denken sich Wege aus, um Geld hierhin und dorthin zu leiten. Vermutlich ist es sogar legal.«
Die Redakteure dachten langsam. Sie waren so betäubt, als hätten sie gerade eine Bombenexplosion überlebt. Grantham war ziemlich stolz und schwenkte die Füße unter dem Tisch wie ein Kind auf einer Mole.
Feldman griff langsam nach den zusammengehefteten Papieren und blätterte sie durch, bis er das Foto von Mattiece und dem Präsidenten gefunden hatte. Er schüttelte den Kopf. »Das ist Dynamit, Gray«, sagte Keen. »Das können wir unmöglich bringen, solange es nicht hieb- und stichfest bewiesen ist. Das zu verifizieren, dürfte der härteste Job der Welt sein. Das ist starker Tobak, mein Sohn.«
»Wie wollen Sie das bewerkstelligen?« fragte Feldman. »Ich habe ein paar Ideen.«
»Ich möchte sie hören. Diese Sache könnte Sie das Leben kosten.«
Grantham sprang auf und steckte die Hände in die Taschen.
»Zuerst werden wir versuchen, Garcia zu finden.«
»Wir? Wer ist wir?« fragte Keen.
»Ich, okay. Ich werde
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