Die Akte
etwas Neues?« fragte Coal.
»Möglicherweise. Die französischen Behörden haben sich routinemäßig die Filme angesehen, die von den Sicherheitskameras am Pariser Flughafen aufgenommen werden, und sie glauben, ein Gesicht erkannt zu haben. Sie haben sie mit den Aufnahmen von zwei anderen Kameras in der Halle verglichen, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, und dann Interpol informiert. Das Gesicht ist getarnt, aber Interpol glaubt, dass es der Terrorist Khamel war. Sie haben bestimmt schon von ihm gehört.«
»Habe ich.«
»Sie haben sich das Filmmaterial ganz genau angesehen und sind sich fast sicher, dass er mit einer Maschine gelandet ist, die letzten Dienstag, ungefähr zehn Stunden nach der Entdeckung von Jensen, nonstop von Dulles kam.«
»Die Concorde?«
»Nein. United. Anhand des Ze itpunktes und der Position der Kameras können sie feststellen, mit welcher Maschine und durch welchen Ausgang jemand gekommen ist.«
»Und Interpol hat sich mit der CIA in Verbindung gesetzt?«
»Ja. Sie haben Gminski heute mittag gegen eins angerufen.«
Coals Miene war nichts zu entnehmen. »Wie sicher sind sie?«
»Achtzig Prozent. Er ist ein Meister der Verkleidung, und es wäre ziemlich ungewöhnlich für ihn, auf diese Weise zu reisen. Einige Zweifel sind also angebracht. Wir haben Fotos und eine Zusammenfassung für den Präsidenten. Ich habe mir die Bilder angesehen, und ich kann dazu nichts sagen. Aber Interpol kennt den Mann.«
»Freiwillig hat er sich doch seit Jahren nicht fotografieren lassen, oder?«
»Unseres Wissens nicht. Und es gibt Gerüchte, dass er sich alle zwei oder drei Jahre unters Messer begibt und sich ein neues Gesicht machen lässt.«
Coal dachte eine Sekunde lang darüber nach. »Okay. Was ist, wenn es tatsächlich Khamel war und er mit den Morden zu tun hatte? Was bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass wir ihn nie finden werden. Es gibt mindestens neun Länder, Israel eingeschlossen, die versuchen, seiner habhaft zu werden. Es bedeutet, dass ihm jemand eine Menge Geld dafür gezahlt hat, dass er hierzulande tätig wird. Wir haben von Anfang an gesagt, dass der Killer oder die Killer Profis waren, die sich aus dem Staub gemacht haben, noch bevor die Leichen kalt waren.«
»Also bedeutet es sehr wenig.«
»So könnte man es ausdrücken.«
»Gut. Was haben Sie sonst noch?«
Lewis warf einen Blick auf Eric East. »Nun, wir haben den üblichen Tagesbericht.«
»Die letzten Berichte waren ziemlich unergiebig.«
»Ja, das stimmt. Wir haben dreihundertachtzig Agenten, die täglich zwölf Stunden arbeiten. Gestern haben sie hundertsechzig Personen in dreißig Staaten vernommen. Wir haben...«
Coal hob die Hand. »Sparen Sie sich das. Ich werde den Bericht lesen. Ich kann wohl davon ausgehen, dass es nichts Neues gibt.«
»Vielleicht einen neuen kleinen Tipp.« Lewis sah Eric East an, der eine Kopie von Darbys Akte in der Hand hielt.
»Um was handelt es sich?«
East war nicht recht wohl zumute. Das Dossier war den ganzen Tag nach oben weitergereicht worden, bis Voyles es gelesen hatte. Es hatte ihm gefallen. Er hielt es für ziemlich weit hergeholt, etwas, das keinerlei ernster Erwägung bedurfte, aber in dem Dossier wurde der Präsident erwähnt, und ihm gefiel die Idee, Coal und seinen Boss zum Schwitzen zu bringen. Er wies Lewis und East an, Coal das Dossier auszuhändigen und so zu tun, als wäre es eine wichtige Theorie, die das FBI ernstnähme. Zum ersten Mal seit einer Woche hatte Voyles gelächelt, während er darüber sprach, wie die Schwachköpfe im Oval Office dieses kleine Papier lesen und dann versuchen würden, den Kopf einzuziehen. Bauschen Sie es auf, hatte Voyles gesagt. Sagen Sie ihnen, wir hätten vor, der Sache mit zwanzig Agenten nachzugehen.
»Es ist eine Theorie, die in den letzten vierundzwanzig Stunden aufgetaucht ist, und Voyles nimmt sie ziemlich ernst. Er fürchtet, sie könnte dem Präsidenten schaden.«
Coal verzog keine Miene. »Wieso das?«
East legte das Dossier auf den Tisch. »Das steht alles in diesem Bericht.«
Coal warf einen Blick darauf, dann musterte er East. »Gut. Ich lese ihn später. War das alles?«
Lewis stand auf und knöpfte sein Jackett zu. »Ja. Wir können gehen.«
Coal begleitete sie zur Tür.
Es gab keinerlei Aufsehen, als die Air Force One kurz nach zehn in Andrews landete. Die Queen war unterwegs, um Geld aufzutreiben, und weder Freunde noch Familienangehörige begrüßten den Präsidenten, als er aus der Maschine stieg und auf
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