Die Akte
so zu tun, als wäre er ein bedeutender Regierungsanwalt. Er dachte an Voyles, und das Hämmern in seinem Kopf wurde schlimmer.
Sie schrieb gut, auf die übliche Juristenart in langen Sätzen, die angefüllt waren mit komplizierten Worten. Aber sie drückte sich klar und deutlich aus. Sie vermied die Mehrdeutigkeiten und den Fachjargon, um den sich die meisten Jurastudenten so verzweifelt bemühten. Sie würde nie eine Anwältin im Dienst der Regierung der Vereinigten Staaten werden.
Gavin hatte noch nie von ihrem Verdächtigen gehört und war sicher, dass er auf niemandes Liste stand. Technisch gesehen war es keine Akte, sondern eher ein Dossier über einen Prozess in Louisiana. Sie legte die Tatsachen kurz und bündig dar und machte sie interessant. Sogar faszinierend. Er begnügte sich nicht damit, den Text zu überfliegen.
Die Fakten nahmen vier Seiten ein. Die nächsten drei hatte sie mit einer kurzen Geschichte der Parteien gefüllt. Das war ein bisschen lahmer, aber er las weiter. Er war gefesselt. Auf Seite acht des Papiers wurde der Prozess zusammengefasst. Seite neun erwähnte die Berufung, und die letzten drei Seiten legten eine eher unglaubwürdige Spur zur Entfernung von Rosenberg und Jensen aus dem Gericht. Callahan zufolge hatte sie diese Theorie bereits wieder verworfen, und gegen das Ende zu schien ihr der Dampf auszugehen.
Aber es war überaus lesenswert. Ein paar Minuten lang hatte er seine Kopfschmerzen vergessen und dreizehn Seiten Text einer Jurastudentin gelesen, während er auf einem schmutzigen Fußboden lag und eine Million andere Dinge zu tun hatte.
Jemand klopfte leise an die Tür. Er setzte sich langsam auf, erhob sich mühsam und ging zur Tür. »Ja?«
Es war die Sekretärin. »Tut mir leid, dass ich Sie stören muss. Aber der Direktor möchte Sie in zehn Minuten in seinem Büro sehen.«
Verheek öffnete die Tür. »Was?«
»Ja, Sir. In zehn Minuten.«
Er rieb sich die Augen und atmete hastig. »Weshalb?«
»Wenn ich solche Fragen stellen würde, wäre ich morgen arbeitslos, Sir.«
»Haben Sie irgendein Mundwasser?«
»Ja, ich glaube schon. Möchten Sie es haben?«
»Wenn ich es nicht haben wollte, hätte ich Sie nicht danach gefragt. Bringen Sie es mir. Haben Sie Kaugummi?«. »Ja, Sir. Möchten Sie das auch haben?«
»Bringen Sie mir das Mundwasser und Kaugummi und ein paar Aspirin, wenn Sie welche haben.« Er ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich, hielt den Kopf in den Händen und rieb sich die Schläfen. Er hörte, wie sie Schubladen aufzog und wieder zuknallte, und dann stand sie mit den gewünschten Dingen vor ihm.
»Danke. Tut mir leid, dass ich Sie angefahren habe.« Er deutete auf das Dossier, das auf einem Stuhl neben der Tür lag. »Schicken Sie das an Eric East, er ist im vierten Stock. Schreiben Sie ein paar Zeilen von mir dazu. Er soll es lesen, wenn er eine Minute Zeit dazu hat.« Sie ging mit dem Dossier.
Fletcher Coal öffnete die Tür zum Oval Office und begrüßte K. O. Lewis und Eric East. Der Präsident war in Puerto Rico und besichtigte Hurrikanschäden, und Direktor Voyles hatte sich geweigert, mit Coal allein zusammenzukommen. Er hatte seine zweite Garnitur geschickt.
Coal bedeut ete ihnen, auf einer Couch Platz zu nehmen. Er selbst ließ sich auf der anderen Seite des Couchtisches nieder. Sein Jackett war zugeknöpft, seine Krawatte saß ordentlich. Er entspannte sich nie. East hatte Geschichten über seine Gewohnheiten gehört. Er arbeitete zwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, trank nichts als Wasser, und der größte Teil seiner Mahlzeiten stammte aus einem Automaten im Keller. Er konnte lesen wie ein Computer und verbrachte täglich Stunden mit dem Lesen von Memos, Berichten, Briefen und Bergen von anstehenden Gesetzen. Er hatte ein unwahrscheinliches Gedächtnis. Seit einer Woche hatten sie jetzt täglich Berichte über ihre Untersuchungen hergebracht und sie Coal ausgehändigt, der das Material verschlang und es für das nächste Treffen seinem Gedächtnis einverleibte. Wenn irgend etwas nicht übereinstimmte, fiel er über sie her. Er war verhasst, aber es war unmöglich, ihn nicht zu respektieren. Er war intelligenter als sie. Er arbeitete schwerer. Und er wusste es.
Er genoss die Leere des Oval Office. Sein Boss war unterwegs und zog eine Schau für die Kameras ab, aber die wahre Macht war daheimgeblieben, um das Land zu regieren.
K. O. Lewis legte einen zehn Zentimeter dicken Stapel Berichte auf den Tisch.
»Irgend
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